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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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aufzuhören.
    Die Vegetation änderte sich, als sie unter dem Dach eines Regenwaldes dahinschritten. Exotische Vögel flatterten unter feuchtem Blattwerk, welches so gesund aussah, daß man sich nicht vorstellen konnte, wie viele andere Stellen wie diese anderswo auf dem Planeten verdorrten. Hier schienen sogar die Gerüche Kraft und Vielfalt zu vermitteln. Dieser Dschungel fühlte sich an, als wäre es noch ein weiter Weg bis zum Sterben. Das Einatmen war so, als ob man ein Stärkungsmittel einnähme. Das beruhigte sie ein bißchen. Sie holte tief Luft.
    Es ging um eine Ecke, und plötzlich gähnte die Höhle vor ihnen. Die Lücke in der Bergwand war gehörig dunkel und abweisend. Stufen führten abwärts zwischen schlüpfrigen Metallschranken. Kahle Glühbirnen waren so in Abständen angeordnet, daß sie offenbar gespenstische Schatten möglichst groß machen sollten, um Besuchern eine Illusion von Hinfälligkeit und Geheimnis zu vermitteln.
    Teresa hörte lässig zu, wie der Führer etwas rezitierte, das mit großen Vögeln zu tun zu haben schien, Vettern des legendären Moa, der in prähistorischen Zeiten in Höhlen wie dieser gefangen wurde und seine Knochen hinterließ, die viele Jahrhunderte später von erstaunten Forschern entdeckt wurden.
    Während sie hinabstiegen, benutzte der Führer einen Handscheinwerfer, um auf Merkmale der Grotte hinzuweisen, die im Laufe von Jahrtausenden durch geduldige unterirdische Ströme ausgetieft und dann in Jahrhunderten langsamen Rieselns durch kannelierte Apsen verschönt worden waren. Stellenweise machte die Decke Platz für Schächte und Kamine, die bis außer Sicht aufragten oder in totale Schwärze fielen, gesäumt von strohhalmartigen Draperien und kristallinen zweigartigen Heliciten. Galerien wanden sich außer Sicht und deuteten ein unendliches Labyrinth an, das sicher jeden verschlingen würde, der verrückt genug wäre, den hölzernen Gehsteig zu verlassen.
    Es war in der Tat sehr schön. Dennoch empfand Teresa wenig echte Überraschung oder Scheu. Das alles war viel zu vertraut durch frühere Darstellungen im Fernsehen oder Netzmagazinen. Sie nickte vertraulich Stalaktiten und Stalagmiten zu, die sie schon früher durch Kopien kennengelernt hatte. Anstatt unheimlich oder fremdartig waren es Nachbarn, über die sie eine Menge gelernt hatte, lange ehe sie sie in Person traf.
    Die gute Seite an dem Weltmediendorf war, daß es zehn Milliarden das Gefühl gab, ein jeder hätte zumindest eine kleine Verbindung mit dem Ganzen. Die schlechte Seite war, daß niemandem jemals mehr etwas begegnete, das völlig neu war.
    Vielleicht war es das, warum ich Astronautin geworden bin, in der Hoffnung, einen besonderen Platz zu sehen, ehe die Kameras hingekommen sind.
    Wenn ja, hatte sie mächtig Glück gehabt. Die großen Bergketten des Mondes waren noch nicht bestiegen. Und beim derzeitigen Tempo würden sie es nie werden. So wie auch die steilen Canyons, Eisfelder und roten Landschaften des Mars.
    Teresa betrachtete gezackte Terrassen, die während Jahrtausenden durch das langsame Tröpfeln kalksteinhaltigen Wassers gebildet worden waren. Ohne Zweifel wurden sie und Pedro schon von Alex Lustigs geheimnisvoller Organisation beobachtet. Sie hatten Anweisung erhalten, sich am Ende zu halten. Falls Pedro etwas mehr wußte, so hatte er es ihr nicht gesagt.
    »Jetzt werden wir eine andere Flucht von Treppen hinuntergehen«, kündigte ihr Führer an. »Halten Sie sich am Geländer fest, weil das Licht schwächer wird, damit sich Ihre Augen an die Große Höhle gewöhnen.«
    Die Stimmen der Besucher wurden leiser, als sie Bretterstufen hinabstiegen, die dort angebracht waren, um den Kalksteinboden vor dem Abrieb durch zahllose Füße zu schützen. Einmal erhaschte Teresa ein Aufblitzen weißer Zähne, als Manella sich umwandte, um ihr zuzulächeln. Sie ignorierte ihn und tat so, als ob sie es nicht sähe.
    Bald war es keine Verstellung mehr. Ein Zusammenstoß mit Pedros breitem Rücken war ihre erste Warnung, daß der Abstieg beendet war. Das Geflüster wurde zu einem gelegentlichen Kichern, als Leute ungeschickt aneinander stießen. Ein Husten. Ein vertrautes Zischen, als jemand in der Menge Sauerstoff aus einer Hüftflasche nahm, gefolgt von einer gemurmelten Entschuldigung.
    Bei genauem Hinhören konnte Teresa rhythmische Laute und ein entferntes Platschen vernehmen. Der Touristenführer sprach von irgendwo zu ihrer Linken. »Wir werden jetzt die Gruppe teilen und zu Wasser

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