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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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zwei Kilometer von dem Wagen entfernt war. Und dennoch verkündeten die flimmernden Sterne freien Himmel. Sie schüttelte den Kopf. Falsch. Falsch. Wieder Anpassen. Keine Vermutungen!
    All dies geschah in einem knappen Augenblick, in der Zeit, die sie brauchte, um zu merken, daß jeder dieser ›Sterne‹ in genau der gleichen hellgrünen Farbe schien. Nach einer halben Sekunde unterdrückte Teresa diesen Konflikt der Sinne und sah, wie diese raffinierte Täuschung zustande kam.
    Das Boot schaukelte, als eine Gestalt die falschen Sternbilder verdunkelte und wieder in den Bug stieg. Die Silhouette des Führers verbarg helle Nadelspitzen, als er an einer schwarzen Leine über ihnen das Boot fortzog. »Unsere Höhlenwürmer haben ihre Wohnungen längs des Daches«, hallte seine Stimme leise wider. »Sie erzeugen eine Phosphoreszenz, die frisch geschlüpfte Fliegen und andere Insekten anlockt, deren Eier und Larven von der Außenwelt hier hereingetrieben wurden. Die hellen Flecke führen diese Insekten nicht nach draußen, nicht wieder nach Te Aomarama, sondern auf klebrige Fallen.«
    Da stimmte etwas nicht. Teresa rückte weiter nach vorn und flüsterte: »Pedro, seine Stimme…«
    Mit unheimlicher Genauigkeit ergriff Manella ihre Hand und drückte sie, um ihr Schweigen zu gebieten. Teresa versteifte sich kurz und entspannte sich dann gewaltsam. Das mußte ein Teil des Planes sein. Mit Mühe lehnte sie sich zurück und machte aus der Situation das Beste. Man hätte sowieso nichts anderes tun können.
    Sie fühlte sich jetzt dumm, weil sie für einen Moment die Lichter in der Höhe für Sterne gehalten hatte. Deren langsames Vorbeiziehen ermöglichte ihr, eine Parallaxe abzuschätzen… Danach befanden sie sich anderthalb bis drei Meter hoch über ihnen. Sie konnte jetzt die rohen Umrisse der Decke verfolgen. Es gab auch kein Flimmern infolge atmosphärischer Verzerrung. Manche ›Sterne‹ waren in Wirklichkeit große längliche Gebilde.
    Indessen… Sie blinzelte, und plötzlich entschwand wieder einmal die Vernunft. Einen weiteren erregenden Augenblick genoß Teresa absichtlich wieder die Illusion – den Anblick eines fremden Himmels, auf die Ränder eines seltsamen Spiralarms mit Feldern grünlicher Sonnen – das mysteriöse nächtliche Glitzern einer weit entfernten Grenze.
    Der Schatten ihres Führers war die schwarze Kontur eines Nebels. Der Nebel bewegte sich. Aber auch, wie sie plötzlich feststellte, eine regelmäßige geradlinige Grenze. Eine normale Finsternis, ohne Grün, zog über ihnen vorbei, als ob sie ein Tor markieren würde. Bald hörte Teresa leichtes Motorengeräusch und spürte, wie hinter ihnen eine Barriere rollte. Die smaragdene Sternenlandschaft verschwand.
    Der Schatten sagte: »Jetzt bedecken Sie bitte Ihre Augen!« Sie fühlte, daß Manella dem nachkam. Aber ihre Augen beschattete sie nur. Sie völlig zu schließen, hätte zu viel Vertrauen erfordert.
    Vor ihnen entwickelte sich eine grelle Helligkeit. Vielleicht war es nur eine trübe Lampe; aber der Glanz fühlte sich intensiv genug an, um ihrer auf Dunkelheit adaptierten Netzhaut zu schaden. Er vertrieb rasch jede restliche Spur der Wurmphosphore. Teresa nahm von ihnen mit Bedauern Abschied.
    Das Boot stieß wieder an und hielt. »Bitte, kommen Sie diesen Weg!« sagte ihnen die Stimme. Sie fühlte eine Berührung am Arm und ließ sich zwinkernd aus dem schaukelnden Boot führen. Ihre Augen tränten etwas von der Helligkeit, und sie mußte blinzeln, um Beugungsbilder zu überwinden, damit sie sehen konnte, wer an die Stelle ihres ursprünglichen Führers getreten war. Es war ein Mann mit braunem Haar, leicht sommersprossig, offensichtlich nicht polynesischer Herkunft. Soeben betrachtete er Pedro mit einer Miene, die sie nicht deuten konnte, aber offenbar starke Emotion verriet.
    »Hallo, Manella!« sagte er in dem offenkundigen Bemühen, höflich zu sein.
    Das war Teresas erste Gelegenheit, Alex Lustig in Person zu mustern. Auf Fotografien hatte er distanziert und zerstreut gewirkt. Etwas davon war auch jetzt vorhanden. Aber nun glaubte sie, auch etwas anderes zu bemerken, möglicherweise die Miene jemandes, der Merkwürdigkeit gesucht und mehr davon gefunden hatte, als er jemals erwartete.
    Pedro benutzte ein Taschentuch, um sich die Augen zu wischen. »Selber hallo, Lustig! Danke, daß Sie uns empfangen! Nun hoffe ich, daß Sie eine gute Erklärung dafür haben, was Sie wollten.«
    Sie befanden sich hier tief unter der Erde, ohne jeden

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