Erde
Mikrowellen zum Aufspüren verlorener Gräber in Ägypten, Maya-Ruinen in Mexiko und prähistorischen gejagten Nilpferden in den üppigen Sümpfen Libyens.
Sie war versucht, ihr Wissen zu demonstrieren – aber was würde wohl Emma Neale von so etwas wissen? Sie sagte: »Das ist sehr interessant. Bitte, fahren Sie fort!«
»Ach, wo soll ich anfangen? Zunächst ist es Grönland, wo wir manche der ältesten Mineralien finden, die je entdeckt wurden. Sie wurden weniger als eine halbe Milliarde Jahre später als der Planet selbst gebildet!«
Lars machte beim Reden weit ausholende Gesten und nahm oft die Hände vom Steuer, um auf Merkmale im Gelände unten hinzuweisen. Teresa fand das gleichzeitig beunruhigend und aufregend. Natürlich konnte man sich mit einem langsamen, gutmütigen Vehikel wie diesem Freiheiten herausnehmen. Das kühne Vertrauen des jungen Mannes erfüllte die kleine Kabine. Ein Ölstreifen verschmierte den schwieligen Rand seiner rechten Hand, wo er ihn bei einer hastigen Wäsche vielleicht nicht zwischen den krausen Haaren bemerkt hatte. Wahrscheinlich erledigte er alle seine Wartungsarbeiten selbst – etwas, um das Teresa ihn beneidete, da nach den Regeln der Gewerkschaft die Astronauten nur zusehen und kiebitzen konnten, wenn ihre Schiffe gepflegt wurden.
»…So finden wir darunter Reste eines riesigen Kraters. Eines von mehreren, welche Asteroiden gemacht haben, als sie vor etwa fünfundsechzig Millionen Jahren aufschlugen…«
Er blickte sie immer wieder von der Seite an und zeigte da und dort auf das zerknitterte Gelände unten. Teresa erkannte plötzlich: Er gibt vor mir an! Natürlich war sie es gewohnt, daß Männer ihr zu imponieren suchten. Aber diesmal reagierte sie mehr erfreut als gereizt. Es war ein schlafendes, ungewohntes Gefühl, das sie plötzlich nervös und seltsam heiter stimmte. Ich sollte mir überlegen, eine Blondine zu bleiben, dachte sie lässig.
Der Gletscher ragte jetzt vor ihnen auf – eine eisige Masse, die ihr Inneres erzittern ließ. Sie spürte, wie er sich immer weiter in das tiefe Herz dieses Minikontinents erstreckte, wo er in Schichten lag – so dick, daß die Gesteinskruste darunter absackte. Seit undenklicher Zeit hatten sich Schneeflocke um Schneeflocke diese Schichten abgelagert.
Jetzt kam unter dem weißen Steilhang die Stelle in Sicht, wo man Maschinen sehen konnte, die sich in den gefrorenen Untergrund verbissen und eine tiefe wissenschaftliche Ausgrabung nach alten Zeugnissen schufen. Immer noch wie ein Touristenführer redend und auf Dinge zeigend, lenkte Lars sein Vehikel zu der Stelle dieser Aktivitäten.
»Hm… darf ich Sie um etwas bitten?« unterbrach Teresa den Monolog des jungen Mannes.
»Natürlich. Was kann ich für Sie tun?«
Teresa zeigte in die Nähe. »Können Sie mich dort absetzen? Nahe dem Eis?«
Lars ließ Höflichkeit offenbar nicht durch Zeitpläne stören. »Alles, was Sie wünschen, Emma.« Mit sicherer Hand am Steuer drehte er seine Maschine in den Wind, kippte vom Gletscher ab, erhöhte die Drehung und pflügte durch den steifen kalten Luftstrom. Als die Stöße stärker wurden, begann Teresa ihre Bitte zu bedauern. Schließlich hätte sie auch gehen können. Es wäre verrückt, so viele orbitale Einsätze zu überleben, nur um im Wrack eines gewöhnlichen Arbeitsflugzeugs zu enden, bloß weil ein junger Mann ihr imponieren wollte.
»Lars…«, fing sie an und hielt von selbst inne, als sie sich entsann, wie mutig und schweigend Jason sie zu beobachten pflegte, wenn sie ihn bei einem Start hinter ihrem Pilotensitz hatte sitzen lassen.
Jason … Ein Strom von Bildern und Gefühlen stieg auf wie Dampfblasen. Teresa verscheuchte sie und merkte, daß sie sich auf unerklärliche Weise statt dessen Alex Lustig vorstellte. Und besonders die große Besorgnis, die ständig die Augen des seltsamen Mannes tönte. Sie ließ sich beinahe das schreckliche Ding wieder einfallen, auf das er Jagd machte.
»Machen Sie sich fertig zum Springen!« rief Lars über den Wind, als er den Minikran zu einer Sandbank steuerte. Teresa öffnete die Schiebetür und sah, wie der Boden näher kam. Zurückblickend erwischte sie einen Ausdruck mitempfundenen Abenteuers von dem jungen Grönländer. »Danke!« sagte sie und sprang. Durch den Rückstoß wurde der Kran hochgerissen, während sie sich für eine harte Landung abstützte.
Der Aufprall benahm ihr den Atem, war aber nicht so schlimm wie bei manchen Trainingsübungen. Sie rollte nur leicht
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