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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Ich kann Ihnen sagen, daß unsere Jungens kommen, um Spaß zu haben. Sie bekommen frische Luft und körperliche Betätigung, anders als so viele, deren passive Hobbies sie zu bloßen Netzsüchtigen gemacht haben oder sogar zu Drogenabhängigen. Und es gibt sehr wenige Unglücksfälle oder Verletzungen.«
    Ermutigen Kriegsspiele aber nicht eine romantische Faszination für das reale Ding?
    »Jeder geistig normale Mensch kennt den Unterschied zwischen dramatisch vor den Kameras hinfallen, weil seine Blutpatrone ausgelöst wurde, und dem, wie es für richtige Soldaten gewesen sein muß… wirklich zu fühlen, wie Musketenkugeln einem die Eingeweide zerreißen und die Knochen zerschmettern. Keines unserer Mitglieder kann sich enthalten zu weinen, wenn er das schreckliche Finale ansieht – das Tableau der Alten Garde, die in blutigen Haufen auf ihrer letzten Schanze liegt. Kein Mensch, der das angeschaut hat, könnte je wieder Sehnsucht haben, das reale Ding zu erleben.
    Faszination – gewiß. Faszination wird es immer geben. Aber das läßt uns nur um so höher anerkennen, wie weit wir es gebracht haben. Bei allen unseren heutigen Problemen zweifle ich, daß irgend jemand, der studiert, wie das Leben in vergangenen Zeiten gewesen ist, bei klarem Verstand mit einem seiner Vorfahren den Platz tauschen möchte, sei er Bauer oder Soldat, General oder König.«

 
• IONOSPHÄRE •
     
    Der Mond schien am Horizont. Er ging in einer ungewohnten Richtung unter. Fast genau im Süden.
    Natürlich waren in diesem Augenblick alle Kompaßrichtungen annähernd südlich. Das war der Kniff, wenn man den Nordpol überquerte. Oder in seiner Nähe.
    Mark Randall, der die Intrepid, das kleine Shuttle Modell drei, dahingleiten ließ, wandte sich vom Mond ab, um auf das Mündungsgebiet des arktischen Flusses Ob zu blicken, der Arterie der neuen sowjetischen Korngebiete. Die Steppe erstreckte sich unter ihm über ein flaches Gelände, eine Unendlichkeit von rötlichem Gelb und Grün. Mark sprach ein einziges Kommando aus.
    »Vergrößern!«
    Daraufhin zeigte ein Teil seiner Visierplatte sofort ein erweitertes Bild. Das Ob-Delta sprang in feinem vergrößerten Detail auf ihn zu.
    »Vorbereiten Aufnahmeblatt sechs!« fuhr er fort, als eine Fadenkreuzskala das schmutzig blaue Band überlagerte und über eine weite, auftauende Tundraebene glitt. Sensoren verfolgten jede Bewegung seiner Pupillen, so daß Mark die Szene fast so schnell abrollen lassen konnte, wie er zu sehen fähig war. »Null auf Position zwölf Komma zwei mal drei Komma sieben… achtfach vergrößern!«
    Langsam und gleichmäßig drehte sich das Hauptteleskop in der Beobachtungsbucht der Intrepid auf magnetischen Aufhängeringen und richtete sich auf die angegebenen Koordinaten. Oder zumindest sagte das Inertialkursgerät, daß es die richtigen Koordinaten wären. Aber Marks Erfahrung durch die Arbeit mit Teresa Tikhana war verblaßt, besonders nach der Erewhon-Katastrophe. Darum machte er eine Gegenkontrolle durch Satellitenangaben und zwei ausgeprägte Landmarken – das Schransky-Kraftwerk und die Kornsilos der Cargil-Gesellschaft, welche den Fluß von zwei gegenüberliegenden Seiten aus eingabelten. Er sagte: »Aufzeichnung starten!«
    Zwischen diesen beiden Landmarken zeigte das Wasser starke Unruhe – kleine Wellen an der Oberfläche und aufgerührten Schlamm vom Boden –, von denen jedes Symptom in einem anderen optischen, infraroten oder Polarisationsband entdeckt wurde. Eine Schiffsflottille hatte Kurs auf das gestörte Gebiet. Mark fragte sich, was den Ob so aufgewühlt haben könnte. Es mußte wichtig sein, denn die Anweisungen für die Intrepid waren so plötzlich geändert worden und hatten dieses simple Erkundungsunternehmen weit über das normale Maß ausgedehnt.
    Ich werde der Gewerkschaft davon berichten, dachte Mark. Bei polaren Einsätzen summieren sich die radioaktiven Dosen zu sehr. Man sollte sie nicht verlängern ohne besondere Abschirmung oder einen Bonus in der Bezahlung. Oder mindestens eine sehr gute Begründung…
    Das wurde besonders unangenehm, wenn ein Shuttle Modell Drei beteiligt war… Die HOTOL-Technik – das einstufige Starten und Landen in hohen Orbit – war der Traum eines Piloten, aber eine bizarre, unerwartete und nicht korrigierbare Vibration konnte bedeuten, daß die Besatzung bei Kameraarbeit mit hoher Auflösung nach draußen gehen mußte, um nicht durch ihre schwächsten Bewegungen die Bilder zu ruinieren. Dieser Mangel

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