Erde
Störgeräusch.
Ein ausgestreckter Arm mit Hand traten in Marks enges Gesichtsfeld, und er folgte der zitternden Geste hinaus in den schwarzen Weltraum.
Dort, in der Richtung von Scorpio, war ein Objekt erschienen. Er brauchte keine Vergrößerung anzuordnen. Noch während alle Teleskope sich auf den Eindringling richteten, löschte Mark alle Displays mit einem geflüsterten Wort und starrte in direktem Licht auf das flache Sphäroid, das in der Nähe angehalten hatte und im ungedämpften Sonnenlicht glänzte.
Welche fremdartige Kraft mochte einen Teil des Obs hier herausgeschleudert haben – in einem Augenblick, magisch in gleichen Orbit mit der Intrepid – konnte Mark sich nicht vorstellen. Das verletzte jedes ihm bekannte Naturgesetz. Kleines Flackern zeigte, daß es von der Zentralmasse weggestoßen war. Aber in seinem Zentrum schwebte ein großes Objekt…
- eine Frau. Eine Taucherin in einem schwarzen Schutzanzug mit Atemgerät und zwei Tanks, die nach Marks verwirrter Meinung für sie noch einige Stunden gereicht hätten – je nach dem, wieviel sie schon verbraucht hätte.
Mark hatte nur noch einen engen Sehtunnel, aber der genügte. Durch die Gesichtsmaske der Taucherin erkannte er die eigenartige Miene der Frau – von verzückter Befriedigung, gemischt mit tiefstem Schrecken. Sie begann mit den Händen ein Zeichen zu machen.
»Wir müssen ihr helfen!« hörte er Ben über die Statik brüllen, der sich anschickte, sich auf die Versprengte hin zu bewegen.
Die Erkenntnis kam sofort, aber zu spät. »Nein, Ben!« schrie Mark. »Pack etwas! Irgend etwas!« Mark tastete herum und fand eine Runge an der Tür des Frachtabteils. Diese hielt er jetzt aus Leibeskräften fest.
»Festhalten!« rief er.
In diesem Augenblick schien sich sein Helm mit einem furchtbaren Lied zu füllen, und die Welt explodierte in Farben, die er noch nie gesehen hatte.
Als alles vorbei war, räkelte sich Mark, von schmerzenden Muskeln und verrenkten Gelenken zitternd, in dem abgewetzten, zerrissenen Gurt seines Copiloten. Er suchte überall nach Ben. Radar, Optik, Telemetrie… aber kein Instrument konnte eine Spur finden. Auch von der unglücklichen russischen Taucherin kein Zeichen.
Vielleicht leisten sie einander Gesellschaft, wohin immer sie auch unterwegs sind, dachte er. Das war ein seltsamer Trost.
In der Nähe entdeckte er andere Dinge… Objekte, von denen die Vorgesetzten verlangten, daß er sie zur Untersuchung aufgreifen sollte. Da waren Stücke von Treibgut… eine mit Schlamm gefüllte Wodkaflasche… ein Stück Unkraut… ein paar Fische.
Dann bereitete er sich auf Heimatkurs vor und ging die Retroprotokolle zweimal durch, bis das Kommando ihn wegen Trödelei tadelte.
»Geht schon!« sagte er ihnen in scharfem Ton. »Ich muß mich vergewissern, wo ich wirklich genau bin und wohin ich gehe.«
Als die Raketen des Wiedereintritts um die Cockpitfenster herum zündeten, merkte Mark später, daß er genau so gesprochen hatte, wie Teresa Tikhana es getan hätte. Für die Flugkontrolleure mußte er genau wie sie geklungen haben.
»Zum Teufel, Rip«, murmelte er und entschuldigte sich bei ihr in absentia. »Ich wußte bis jetzt nie, wie du dich dabei gefühlt hast. Ich verspreche, mich nie wieder über dich lustig zu machen.«
Noch viel später, als er wieder auf festem Boden stand, ging Mark vorsichtig mit unsicherem Schritt auf die Menge besorgter wartender Amtspersonen zu, als ob der Rollbahnbelag keine so sichere Unterlage wäre, wie die anderen glaubten. Und selbst als er anfing, ihre fieberhaften Fragen zu beantworten, blickte Mark ständig zum Horizont und auf die Sonne und den Himmel, als ob er immer wieder seine Position nachprüfen wollte.
¤ Obwohl sie behaupten, die technischen Fehler, die zu der Tragödie von 2029 führten, vollständig aufgeklärt zu haben, haben die Regierungen von Korea und Japan trotzdem die Wiederöffnung des Fukuosa-Pusan-Tunnels verzögert. Es wurde keine Begründung angegeben, obwohl man weiß, daß eine kürzliche Häufung ungewöhnlicher seismischer Aktivität Anlaß zu Besorgnis geboten hat. Die Stöße passen nicht zu den Computermodellen der Kommission, und es wird keine Eröffnung erfolgen, bis diese Diskrepanzen aufgeklärt sind.
In den regionalen Nachrichten aus der Gesellschaft hat die sechsundzwanzig Jahre alte Yukiko Saito, Erbin des Taira-Familienvermögens, ihre Verlobung mit Clive Blenheim, Earl of Hampshire, bekanntgegeben, dessen edle, wenn auch
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