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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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ermöglichten es rostigen Flotten und schwimmenden Städten, vor aufziehenden Stürmen sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
    Aber Wettermodelle konnten die kleinen Launen nicht voraussagen… Nebel und Windstöße, Mikroausbrüche und plötzliche Windrichtungsänderungen. Während Crat sich in der Reihe abmühte und erschöpft feststellte, daß sie erst halb fertig waren, verengten sich die Augen des Kapitäns, der leichte Anzeichen bemerkte. Er wandte sich um und rief seinen Funkoffizier.
    Während er sich umgedreht hatte, fiel ein Zyklon von Turbulenz klarer Luft auf die kleine Flotte herunter. Die kleine Druckzone gab nur wenige Warnungen. Zweihundert Meter östlich glättete sie die See vollkommen wie Glas. Auf der Dacca spitzten die Männer die Ohren, und blonde Matrosen auf dem Steuerbordquartier der Pikeman mußten den Blick kurz abwenden und blinzelten in einer scharfen Dusche salzigen Gischtes.
    Dann stieß die Tangente der Wetterzone wieder gegen die Congo, so daß der Windmesser jaulte. Böen schlugen auf das abgescherte Seitensegel, packten die vertikale Tragfläche und verdrehten sie scharf. Der Bremser, der sich in den Zähnen gestochert hatte, sprang zu spät an seinen Hebel, als das Segel hart in die Gruppe der sich abmühenden Arbeiter schlug, einige umwarf und das gespannte Seil wie ein schräges Messer zerschnitt.
    Die Spannung löste sich in einem jähen Ruck und schleuderte Matrosen über die Reling in ein Gewirr fasriger Maschen. Crat lehnte sich gerade einen Moment zurück und bemühte sich trotz schmerzenden Blasen seine Arbeit zu tun. Im nächsten Augenblick flog er durch die Luft! Seine zitternden Muskeln verkrampften sich bei dem plötzlichen Rückstoß, und doch erschien es für einen Moment fast lustig, wie eine Möwe über das Wasser zu sausen. Sein Gehirn, das immer zuletzt erkannte, was los war, brauchte einige Zeit, um zu ergründen, weshalb alle anderen Männer schrien. Dann traf er ins Meer.
    Abrupt erloschen alle schrillen Töne. Leichte Töne schienen aus allen Richtungen widerzuhallen… das Platschen strampelnder Kreaturen, das Glucksen aus panisch zuckenden Lungen, das Klingen und Knarren von Fugen der Congo, die sich langsam dem Ende näherte. Ein Schicksal, das offenbar viel schneller vor Crat aufragte. Seine Beine und Arme waren in dem sich windenden Netz gefangen; und während dessen Schwimmbojen sich langsam behaupteten, würde das keinen Männern helfen, die wie er in einem Meter Tiefe gefesselt waren.
    Merkwürdig, dachte er. Er hatte immer von Wasser geträumt… das war ein Grund, weshalb er, als alle anderen Einwanderungsstaaten seine Anträge abgelehnt hatten, sich endlich entschlossen hatte, zur See zu fahren. Aber bis jetzt war ihm der Gedanke an Ertrinken nie gekommen. Aber wäre das nicht doch eine gute Art des Hinscheidens? Solange man es sich nicht durch Panik verderben ließ? Nach den Geräuschen, die die anderen machten, zu urteilen, würde diese Erfahrung an ihnen völlig verfehlt sein.
    Irgend etwas an der Art des Tons machte einen schrecklich vertrauten Eindruck. Vielleicht war es eine Erinnerung an den Mutterschoß…
    Träge, mit eisiger Langsamkeit, begann er sich um ein Entrinnen zu bemühen. Nicht, daß er irgendwelche Illusionen hätte. Es war nur etwas zu tun. Schätze, ich werde euch Burschen schließlich bald zu sehen bekommen, sagte er im stillen zu Remi und Roland.
    Sein linker Arm kam frei, als eine der zappelnden Gestalten in der Nähe schlaff und still wurde. Er verwandte weder Zeit noch Energie darauf hinzusehen. Nicht einmal, als eine graue Figur vorbeisauste, jenseits der anderen Seite des Netzes. Aber als er ruhig und methodisch daran arbeitete, mühsam seinen anderen Arm freizubekommen, erschien plötzlich ein Gesicht, direkt vor ihm. Ein großes Auge zwinkerte.
    Nein… es blinzelte ihm zu. Das Auge befand sich über einem langen, schmalen Grinsen, das weiße scharfe Zähne entblößte. Der flaschenförmige Kiefer und die hohe gewölbte Stirn wandten sich, um ihn anzusehen; und Crat fühlte plötzlich seine inneren Ohren in einem Knistern durchdringender Statik verrückt zu spielen. Jäh erkannte er, daß das Ding ihn abtastete … ihn mit seinem feinen Sonar inspizierte. Daß es diese Merkwürdigkeit prüfte von einem Menschen, der in einem Netz gefangen war, das Meeresgetier fangen sollte.
    Dieser Delphin war viel größer als die kleinen Tümmler, die die Flotte noch vor Stunden getötet hatte. Er mußte zu den großen,

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