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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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russische oder kanadische Gedenkstätte.
    Das bedeutet, Bagger den verfluchten Ganges hinaufzuzerren, angeheuert von der Regierung in Delhi, aber unter Beschuß durch die lokale Miliz irgendeiner Provinz, die es, außer auf Bergeshöhen, die wie Inseln aus dem Wasser ragen, nicht mehr gibt.
    Crat befingerte die Notiz, die Peter Schultheiß ihm gegeben hatte. Er drängte sich an einer Warteschlange vorbei und klopfte einen Befrager mit Turban auf die Schulter.
    »Können… können Sie mir sagen, wo…« – er blickte auf den Zettel –, »…wo Johann Freyers ist?«
    Der Mann sah Crat an, als ob er eine widerliche Meeresschnecke wäre. Er brüllte etwas Unverständliches. Crat ging unerschüttert zu einer anderen Stelle. Wieder sahen ihn die anstehenden Leute mißtrauisch an. Aber diesmal war der hagere Bursche mit eingesunkener Brust, der Dienst hatte, freundlicher. Sein gut rasiertes Gesicht zeigte die Stigmen vieler langer Stunden unter Wasser – ständig blutunterlaufene Augen und von Salz geätzte Narben, wo Atemmasken am Kinn gescheuert hatten.
    »Fre ers… drüben bei…« – er hielt inne, um mit einem verzweifelt klingenden Pfeifton Luft zu schöpfen –, »…bei…« Mit erstaunlicher Fröhlichkeit für jemanden, der nicht einmal einen Satz zu Ende bringen konnte, lächelte er. Er schnippte mit den Fingern einem jungen Burschen unter dem Tisch zu und sagte ihm schnaufend: »Freyers.«
    »Oh, danke!« sagte Crat und wurde zu seinem Erstaunen von den Werbeständen weggezerrt zur Gangway des glatten Tauchbootes. Dort unterhielten sich zwei Männer in gut aussehenden Bodysuits mit untergeschlagenen Armen.
    »Bist du sicher…?« fragte Crat den Jungen.
    »Ja, ja. Ich kenne Freyers.« Er schnappte sich die Notiz aus Crats Hand und zupfte einen der Männer, den mit sandfarbenem Haar und einem langen Gesicht, das Crat an einen Spaniel erinnerte, am Ärmel. Dieser Mann vom Kontinent machte ein erstauntes Gesicht und drehte das Papier in der Hand, als ob er seine Qualität prüfen würde. Dem kleinen Boten warf er eine Münze zu.
    »Sie sind also von Schultheiß geschickt, hmm?« sagte er zu Crat. »Peter ist ein mir bekannter Landsmann. Er sagt, Sie hätten gute Lungen und Geistesgegenwart.« Freyers blickte noch einmal auf die Notiz. »Auch noch ein Yankee. Haben Sie zufällig ein Leumundszeugnis?«
    Crat errötete. Als ob jemand mit einem Leumundszeugnis nach hier auswandern würde! »Sehen Sie, da gibt es ein Mißverständnis…«
    »Nun, ich nehme an, Sie haben wenigstens Hochschulabschluß.«
    Crat straffte die Schultern. »Das ist kein Witz. Nur Nieten schaffen die Highschool nicht.«
    Der Mann mit dem langen Gesicht sah ihn einen Moment lang an und sagte dann mit sanfter Stimme: »Die meisten Ihrer Mitbürger haben eine Highschool nie gesehen, mein junger Freund.«
    »Doch natürlich haben sie…« Dann hielt Crat inne, als ihm einfiel, daß er kein Amerikaner mehr war. »O ja. Gut!«
    Beide Männer sahen ihn schweigend an. »Hm«, sagte schließlich der kleinere. »Er würde imstande sein, einfache Gebrauchsanweisungen zu lesen, sowohl in Common wie Simglish.« Er wandte sich an Crat. »Kennen Sie etwas geschriebenes Nihon oder Han? Etwas Kanji?«
    Crat zuckte die Achseln. »Nur die ersten hundert Zeichen. Man lehrte uns einfache Ideo…«
    »Ideogramme.«
    »Ach ja. Die ersten hundert. Und ich habe noch ein paar mehr aufgeschnappt, auf die Sie beide wohl kaum Wert legen würden.«
    »Hmm. Ohne Zweifel. Und stumme Rede? Zeichensprache?«
    Crat konnte nicht sehen, was das sollte. »Ich nehme an, bloß Schulkram.«
    »Technische Fähigkeiten? Welche Art Netzanschluß haben Sie zu Hause benutzt?«
    »He, Sie und ich wissen doch, daß alles, was ich an technischem Kram bekommen habe, nur Dreck ist. Wenn Sie einen gebildeten Menschen wollten, wären Sie nicht hier, um Ra’s willen! Es muß in der übrigen Welt doch drei verfluchte Milliarden Leute mit Highschoolabschluß geben!«
    Freyers lächelte. »Gewiß. Aber nur wenige dieser Graduierten haben sich an Bord einer Fischflotte des Ozeanstaates bewährt. Wenige kommen mit so guten Empfehlungen. Und ich nehme auch an, daß nur wenige mit Ihrer – sagen wir – Motivation zu uns kommen.«
    Er meint, daß ich keinen Job ablehnen kann, der gut bezahlt wird. Und ich würde mich bei keiner Gewerkschaft beklagen, wenn sie mir Tanks mit rostigen Ventilen gäben oder einen Luftschlauch, an dem der Gummi abblättert.
    »Können wir Sie dafür gewinnen, an Bord zu

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