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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Trödelläden und Händlern mit Enzympaste, gelangte Crat endlich zum ›Fleischmarkt‹.
    »In Antarktika gibt es Gelegenheiten!« brüllte ein Werber neben einem Holo, das Fördertürme und offenen Tagebau zeigte, wo hochwertige Erze aus einem öden Gelände gefördert wurden. Gletscher ragten im Hintergrund auf.
    Die Bilder sahen eindrucksvoll und ehrlich aus – sie zeigten harte Arbeit in einem rauhen Milieu. Die dargestellten Männer grinsten fröhlich neben ihren turmhohen Maschinen. Sie sahen aus wie kühne Männer, die eine Wildnis bezähmten und dabei reich wurden.
    »Die Grünen haben ihnen jetzt ihre dämlichen Parks und Schutzgebiete freigegeben.« Der Redner fluchte, was die Menge zu beifälligem Gemurmel veranlaßte. »Fast der halbe antarktische Kontinent war für sie reserviert! Aber die gute Nachricht ist, daß der Rest jetzt offen ist. Weit offen für mutige Seelen, um hinzugehen und mit ihren starken Händen etwas zu gewinnen!«
    Der Rekrutierer hörte sich so an, als würde er solche edlen Helden wirklich beneiden. Inzwischen zeigten die Holos schlichte, aber bequeme Baracken, das Servieren warmer Mahlzeiten und zufriedene Bergarbeiter, die Bündel von Kreditabschnitten schwenkten.
    Huh! Vielleicht schaffen es manche Firmenangehörige, so zu leben. Für solche Jobs können sie überall Leute kriegen.
    Tatsächlich hatte Crat sich um solche Positionen beworben, ehe er schließlich auf den Ozeanstaat zurückgreifen mußte. Und wenn er den Ansprüchen der Firmen in Indiana nicht genügt hatte, warum würden sie ihn dann hier akzeptieren? Ihr könnt mich nicht zum Narren halten. Ich kann mir schon denken, was für eine Art von Arbeit ihr Freiwilligen vom Ozeanstaat anbieten werdet. Arbeit, die ein Roboter ablehnen würde.
    Sogar die ärmsten Bürger der ärmsten Nationen waren durch die Charta von Rio geschützt, mit Ausnahme jener, deren Anführer nie unterschrieben hatten – wie Südafrika und der Ozeanstaat. Das bescherte ihnen eine merkwürdige Freiheit – sie konnten sich freiwillig melden, um mit Jobs ausgebeutet zu werden, bei denen Vereinigungen für die Rechte von Tieren protestieren würden, wenn man sie einem Schwein zumuten würde. Aber schließlich hatte ja jedes Mitglied der Albatros-Republik sein Schicksal selbst gewählt, indem es die Bedingungen der Welt nicht annahm. Vielmehr, indem es das letzte freie Leben auf Erden aufgab, dachte Crat stolz. Er verließ die Bude mit distanziertem Stolz. Anständige Gauner waren ihm lieber als Lügner.
    Drüben beim Wetteramt studierten Passanten die Vorhersage für die nächsten vierzehn Tage, die für alle schwimmenden Städte von lebenswichtigem Interesse war. Zwei Wochen genügten gerade, um schlimmen Stürmen zu entkommen. Am Wetteramt trafen sich auch die Spieler. Es wurden exotische Glücksspiele aller Art geboten, aber man konnte auch immer auf das Wetter setzen.
    In der Nähe spielte eine kleine Band Burma-Rag – eine einschmeichelnde Mischung aus südasiatischen und karibischen Klängen, die sich im Netz wachsender Anhängerzahlen erfreute, obwohl natürlich wenig Profit davon für den Ozeanstaat abfiel. Crat warf einen Piaster als Glücksbringer in die Schale der Band.
    Die Stände, die er suchte, lagen nahe der Gangway eines flotten kleinen Schiffs, das offenbar neu und stark und für Fahrten in der Tiefe gebaut war. Vor dem Tauchboot stand ein Tisch voller mineralischer eiförmiger Objekte, die von schwammartigen metallischen Knollen glitzerten. Zusammen waren das Schiff und die Erzmuster wohl so viel wert wie die halbe Stadt; aber nur wenige Bürger lungerten bei den gut gekleideten Werbern der Gesellschaft herum, die dort standen. Die eigentliche Menge drängte sich gleich dahinter, wo Männer mit Turbanen in Notiztafeln plapperten, während bärtige Ärzte an Freiwilligen herumstocherten und -stießen.
    Kleine Holos verkündeten die Vorzüge des Lebens in den verschiedenen Bergungskooperativen des Ozeanstaates. Aber jedermann wußte, um was es ging. Es ging darum, einen abgenutzten Luftschlauch hinter sich herzuziehen, während man durch die versunkenen Straßen von Galveston oder Dacca oder Miami kroch, um Kupferdrähte und Aluminiumrohre aus zerfallenden Ruinen zu bergen.
    Das bedeutet Arbeit in stinkendem Fäkalienschlamm, um zu helfen, Blöcke des versunkenen Venedigs zu heben… in der Hoffnung, ein Stück würde heil herauskommen, damit man es mit so viel Gewinn verkaufen könnte wie den Markusplatz…an irgendeine

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