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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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begrüßen und ihn vor allen anderen männlichen Personen zu erwählen, ihre Investition in Unsterblichkeit zu teilen.
    Und so geht es immer und immer weiter:
    Wettbewerb…
    Kooperation…
    Es war für Nelson ein gewisser Trost, daß jeder seiner Vorfahren mit dem Erwachsenwerden gerungen und dann, wenn auch nur kurz, Vereinigung mit einer anderen Person erreicht hatte. Falls er Nachkommen hätte, würden sie es wohl auch so tun.
    Aber wozu? Sie sagen, es sei eben passiert… ein Kampf selbstsüchtiger Gene. Aber wenn dem so wäre, warum schmerzt uns so der Gedanke, daß es keinen Sinn haben könnte?
    Nelson empfand im Herzen diese seltsame Mischung – Hoffnung und Verzweiflung. Er bemühte sich, ein Philosoph zu werden. Seine Lehrerin hatte gesagt, das sei sein wahrer Tick. Aber das half kein bißchen gegen die Ergüsse der Jugend, ihren Hormonrausch oder den Schmerz des Lebens.
    Noch schlimmer – gerade als er am dringendsten mit Jen sprechen wollte, hatte sie ihn verlassen.
    Nicht übertreiben! tadelte sich Nelson. Es sind nur ein paar Tage gewesen. Du hast im Netz gehört, was geschah. Jen ist wahrscheinlich ganz und gar beschäftigt.
    Dennoch wünschte er, es gäbe jemanden, zu dem er über alle dies sprechen könnte. Jemanden, der Antworten zu bieten hätte anstelle endloser Fragen.
    Wenn nur…
    Shig zupfte an seinem Bein und stieß einen hustenden Laut des Mißvergnügens aus, wobei sie ihn mit großen Augen ansah. Aus seinen Gedanken gerissen, wollte Nelson etwas sagen, blinzelte dann und fragte sich, warum ihm plötzlich etwas nicht zu stimmen schien. Er berührte das nahe Metallgeländer und empfand eine eigenartige Vibration. Bald ließ ein leichtes Rumpeln das Gitter unter seinen Füßen erzittern. Es wurde allmählich hörbar deutlicher. Der Klang erinnerte ihn an die tiefen Infraschalltöne, mit denen die Elefanten einander zu rufen pflegten – und tatsächlich fingen einige der gefangenen Tiere an, antwortend zu trompeten. Der Gehsteig fing an zu wackeln.
    Erdbeben! erkannte er und dachte sofort an alle Leute da unten im Bergwerksschacht. »Computer!« schrie er. »Verbinde mich mit Dr. Wolling in…«
    Nelson brach jäh ab, als ein schrecklicher drehender Ruck seinen Bauch ergriff. Er klappte zusammen und jammerte, als der Gehsteig heftig hochflog. Die Paviane kreischten angstvoll, aber er konnte nichts für sie tun. Es war sehr schmerzhaft, nur zu atmen und eine große Willensanstrengung, nicht an den Blechplatten zu zerren, um sich darunter zu begraben.
    ¤
    Wehe dem, der den Fenris-Wolf losgelassen hat! Der es wagt, Brahma zu wecken. Der Bizuthu herabruft und das Ei der Schlangen zerbricht!
    Mögen jene, die ihr Haus verfluchen, den Wind erben…

 
• NOOSPHÄRE •
     
    Jimmy Suarez ergriff Dr. Kendas Arm und hielt die Flucht des keuchenden Physikers über das staubige Weizenfeld an. »Schauen Sie!« rief Jimmy und wies in die Richtung, in welche sie gelaufen waren. Die Techniker stolperten zu einem Halt. Sie flohen vor einer erwarteten Katastrophe hinter sich und sahen, wie sich eine andere vor ihnen abspielte!
    Ihr Ziel war die nahe Bio-Arche gewesen… Die einzige Zuflucht in Sicht, nachdem sie endlich aus dem schrecklichen knarrenden Aufzug getaumelt waren. Jetzt waren sie froh, daß sie es nicht so weit geschafft hatten. Denn der Pyramidenbau glitzerte im Reflex des blassen Mondlichts inmitten funkelnder Schauer, die wie ein auf die Erde herunter geholtes Nordlicht aussahen. Das Gebäude versprühte Funken elektrischen Feuers, hob vom Boden ab und stieg immer rascher in den Himmel auf.
    »Verdammt, die Schufte haben nicht getroffen!« brüllte Jimmy heiser. »Sie haben danebengeschossen!«
    Dr. Kendas Lider flatterten. »Das ist nicht möglich. Die Projektion…« Er schüttelte den Kopf. »Das nächste Mal werden sie nicht verfehlen.«
    »Aber die Fasergebiete unter uns werden sich nicht gleich wieder auffüllen.«
    »Falls sie sich verhalten, wie sie zu tun pflegten«, warnte ein anderer Operator. »Sie haben so schnell gewechselt…«
    »Wie denn?« unterbrach Kenda höchst verwirrt. »Sie haben die Simulation gesehen. Wie konnten sie verfehlen?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das festzustellen«, antwortete Jimmy. »Ich gehe zurück. Kommt jemand mit?«
    Kenda wandte sich ab und bewegte sich jetzt nach Osten, wo in der Ferne die Lichter von Kuwenezi Canton leuchteten. Als Jimmy seinen Arm zu packen suchte, riß sich der Physiker los und schrie: »Es ist vorbei! Können Sie das

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