Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
fein, daß derselbe urtümliche Stoff vor langer Zeit die Sonne und die Planeten gebildet haben könnte.
    »Ich ergebe mich«, sagte Sepak stumpf dem Soldaten und ließ Bogen und Köcher fallen. Der sah ihn an, schnallte, ohne mit der Wimper zu zucken, seine eigene blitzende Waffe ab und ließ sie neben der Sepaks zu Boden fallen. Es schien keiner Worte zu bedürfen.
    Der Wind frischte auf und wehte Staub wie Nebel auf ihre Kleider und Gesichter, so daß sie blinzeln und abschütteln mußten. Sepak und der Soldat sprangen zurück und wandten sich ab. Dabei blickten sie nervös über die Schultern, anders als die Tiere des Waldes, die schon wieder ihre normale Lebensweise aufgenommen hatten, unbelastet durch so etwas wie Erinnerung.
    •
    Stan Goldmans Sicht der Ereignisse war nicht durch Bäume, Dschungel oder Berge behindert. Er und einige wenige andere hatten einen bevorzugten Aussichtspunkt, einige Kilometer von dem Resonator auf Grönland entfernt. Das war es, wohin der lokale Befehlshaber ›nichtwichtiges Personal‹ beordert hatte, als Alex Lustigs Warnung kam. Diejenigen, die auf dem Traktor des Lagers und dem Malus-Kran Platz fanden, flohen noch weiter, um eine möglichst große Distanz dazwischenzulegen.
    Da er den Befehlshaber nicht dazu bringen konnte, ihn dableiben zu lassen, bestand Stan darauf, sich wenigstens auf seinen eigenen Füßen zu entfernen. Der Abmarsch betraf nicht nur NATO-Hilfspersonal, sondern auch Männer und Frauen vom Hammer-Deich, denen man inzwischen nicht viel zureden mußte, daß ihr Winkel der Welt höchst ungesund geworden war. Mit ihren Grundkenntnissen über Katastrophen in längst vergangener Zeit wußten die Paläontologen recht gut, wie klein und zerbrechlich Menschen vergleichsweise waren.
    Dennoch hielten alle einmütig an, als eine leichte Erhebung ihnen einen letzten Blick zurück auf den Weg bot, den sie gekommen waren. Glücklicherweise war der Horizont fast ganz flach bis hin zu den entfernten Wolken an der Küste, so daß eine etwaige Gefahr schon direkt aus der Erde auf sie zukommen müßte.
    Was natürlich durchaus möglich ist, dachte Stan. Tatsächlich waren diese kleinen Beben nur oberflächliche Symptome einer Schlacht, die viel tiefer unten stattfand, als Freiwillige in der Kuppel Alexens Team auf Rapa Nui halfen, die geheimnisvollen neuen Gegner zu bekämpfen. »Klappt es irgendwie, Ruby?« fragte er eine Frau, die mit gekreuzten Beinen vor einer tragbaren Konsole saß.
    »Ich stelle gerade Verbindung her, Dr. Goldman. Einen kleinen Moment, bis ich eine aktuelle Zustandsmeldung bekomme.«
    Stan schaute über Rubys Schulter auf eine Miniaturausgabe des vertrauten Globushologramms. Wie zuvor war die Aktivität dort am größten, wo der plasti-kristalline Mantel auf den geschmolzenen äußeren Kern traf, besonders direkt unter der Stelle in Grönland. Filamente und gewundene Protuberanzen glühten in einer Energie, die sie aus dem wirbelnden Dynamo der Erde gezogen hatten, und flackerten jedesmal bläulich, wenn schlanke Sonden wie Degen von der Oberfläche herunterstießen und die heißesten anregten. Diese schimmernden Fäden pulsierten hypnotisch in Rhythmen, die Stan mit einer vielstimmigen Fuge verglich, die im Gegentakt zu Betas beherrschendem Metronom schlugen. Deren Kombination warf Strahlen verkrümmter Raumzeit aus.
    Es war ein stygischer, vieldimensionaler Fechtkampf, und Stan wußte, daß seine Seite jetzt schlimm in der Minderzahl war. Neuguinea ist vollkommen dunkel geworden, sah er. Und halb um den Globus herum glühte ein anderer vertrauter Punkt in schwacher Bernsteinfarbe. Der afrikanische Resonator ist schwach im Leerlauf. Wahrscheinlich beschädigt und außer Funktion.
    Das waren frühe Ziele der Überraschungsschläge des Feindes gewesen. Der Gegner hatte sie mit schnellen Gazerschlägen erledigt wie dem, den Alex knapp abgewehrt hatte. Oder vielleicht lag auch Sabotage vor, wie man sie hier versucht hatte – ein Versuch, der nur vereitelt wurde, als in der letzten Minute gründliche Sicherheitskontrollen einige geschickt plazierte Haftbomben entdeckten. Von da an war es ein offener Krieg auf große Distanz gewesen, wobei die zahlenmäßig unterlegene Seite gerade erst begann, die Regeln zu erlernen.
    Irgendwie ironisch freute sich Stan sogar, die harmlose Inkompetenz von Spiveys Leuten zu sehen. Das Ziel des amerikanischen Obersten konnten nie Terrorwaffen gewesen sein. Andernfalls wären seine Offiziere bestimmt besser auf einen solchen

Weitere Kostenlose Bücher