Erde

aus. Sie roch auch keinen Qualm…
    Jens Blick überflog die leere Kammer und blieb schließlich an dem Holo vor ihr haften – das jetzt die Eingeweide der Erde voller glühender Netzwerke und mystischer Symbole zeigte. Im nächsten Augenblick begriff sie, warum die anderen weggelaufen waren.
    Ein Gazer-Pulspaket… hierher zielend. Unausweichlich tickten Sekunden mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99 Prozent.
    Selbst in ihrem abgelenkten Zustand hatte Jen genügend Erfahrung in der Beobachtung von Kendas Handeln, um zu sehen, daß drei bisher unbekannte Resonatoren sich zusammengetan hatten, um die Kiwis überraschend zu schlagen und ihren verspäteten Widerstand zu brechen. Es gehörte nicht viel dazu festzustellen, wo der gigantische Ausbruch stattfinden würde, wenn man – wer immer es war – die richtige Resonanz getroffen hatte.
    Tatsächlich liefen Gravitationswellen durch diesen Raum, selbst während sie hier saß. Sie waren noch nicht mit gewöhnlicher Oberflächenmaterie gekoppelt – das taten nur einige wenige Frequenzen und Impedanzen. Aber bald würde eine Anpassung gefunden sein. Kein Wunder, daß Kenda und die anderen sich davongemacht hatten!
    Jen sah zu, wie Schleifen und Spitzen sich an der gewalttätigsten Grenzfläche des Planeten mischten und trennten. Im Holotank nahmen große Protuberanzen flüssiger Elektrizität filigrane Strukturen an. Fäden kurzlebiger Superleitfähigkeit pulsierten, und Betas spröder Schimmer wuchs und schwand im Tempo dieser arroganten menschlichen Einmischung.
    Jen grunzte über die Ironie. Dahin ist alle meine Arbeit gegangen… Kenda muß alles genommen haben, was im Computer war und hat es auf einmal den Resonator hinabgejagt in einem eitlen Versuch, sie zu stoppen.
    Als das mißlang, hat er alle hinausbeordert.
    Sie lachte leise vor sich hin. Selbst wenn diese unbekannten Feinde nicht genau träfen, dürften diese wackligen Minenschächte zusammenbrechen. Kenda und die anderen könnten vielleicht rechtzeitig entkommen, aber für sie war es jetzt einfach zu spät.
    Ich nehme an, in all der Panik hat sich niemand um diese lästige alte Frau in der Ecke gekümmert, die immer eine Plage war. Siehst du, Wolling? Ich habe dir gesagt, daß schlechte Manieren verhängnisvoll sein können!
    Der Resonator summte. Er war offenbar immer noch mit all der wilden Aktivität unten verbunden.
    Nun, auf jeden Fall könnte ich mir den besten Platz im Haus nehmen, dachte sie und setzte ihr Subvokal wieder auf. Mal sehen, was für ein Ende Mutter für mich vorgesehen hat.
     
    ¤ He, wartet einen kurzen Moment! Kriegt das einer von euch mit? Ich dachte, die ganze Sauerei im Innern der Erde sollte aufhören!
    Na ja, ich weiß… Aber einer meiner Spione hat mir gerade per Blitzfax einen Haufen neuer Pfuschereien gemeldet. Hier, Burschen, nehmt das auf… Ach ja, auch neue Stellen. Es verbreitet sich wie Krebs-IV!
    …Eine gute Idee. Wir wollen uns verteilen und in zehn Minuten in diesem Nexus wieder zusammenkommen. Lensman, du prüfst die laufenden seismischen Daten. Yamato-Girl, sieh zu, was dein Abhörprogramm bei den U.N. mitkriegt. Boris kann rasch die offenen Medien durchsehen, während Diamond das NoAm-GaKi-Zentrum anzapft. Ich werde herausfinden, was die anderen Hackergruppen erwischt haben… Richtig, vielleicht wissen die Grünen auch etwas.
    Einverstanden? Dann nichts wie los!

 
• BIOSPHÄRE •
     
    Nelson machte sich Sorgen wegen der Termiten.
    Insbesondere verhielten sich die Bauten in der Arche merkwürdig Anstatt gewundene Reihen von Arbeitern zur Suche zerfallenden nach zerfallenden organischen Stoffen auszuschicken, wimmelten die Insekten bei ihren spitz zulaufenden Hügeln herum und verstärkten sie krampfhaft mit frischem Brei aus zahllosen winzigen Mandibeln. Auf allen Ebenen von Arche Vier war es dasselbe.
    Nelson hatte am Donnerstag die ersten Zeichen gemeldet und mußte dann warten, bis Dr. B’Kelis Wissenschaftler die Proben analysiert hatten. Als er heute seine Schicht antrat, innen sagte ihm eine der weggehenden Tagesarbeiterinnen: »Termiten sind wie Feuerameisen sehr empfindlich gegen elektrische Felder.« Das hatte ihm die junge Entomologin gesagt. »Sie können Variationen spüren, die du oder ich nie ohne Instrumente bemerken würden.«
    Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: »Morgen werden wir nach einem Kurzschluß suchen. Willst du zeitig kommen und mitmachen? Ich bin sicher, daß es dich interessieren wird.«
    Interessant wäre wohl das