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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Alle Bibliotheken der Außenwelt, ihre Stürme von Ferment und Zerstreuung, der Lärm all ihrer Qual… diese verbinden sich in jäher Kohärenz zu dem einzigen Gebet.
    »…hilf… uns…«
    Zwei gigantische Strukturen – oben das Netz, unten jene Prominenzen des Superstromes, die in neuer Ordnung auf- und absteigen –, die sind jetzt verbunden und verflochten. Es herrscht kein Mangel an Daten, an reiner Information zur Eingabe in diese neue Matrix, diese neue Singularität von Metaphern. Jedesmal, wenn ein Strahl aus gequältem Raum oben einen schreienden Menschen zerfetzt, wird der Strom um ein weiteres Zeugnis reicher. Und trotzdem wächst der Durst nach Absorption unvermindert.
    Gibt es ein Thema? Einen zentralen Focus, um das Ganze zu vereinigen?
    »…Helft uns… irgendwer!«
    Vieles in der Information ist unvereinbar oder scheint zunächst so. Prioritäten im Konflikt. Aber dennoch scheint selbst dies etwas hervorzulocken wie einen Gedanken… wie einen Begriff.
    Wettbewerb… Kooperation…
    Hinweise auf ein Thema – etwas, das aus einer solchen gewundenen, wirbelnden Komplexität herauskommen kann, wenn nur die richtige Schablone gefunden würde.
    »…Hilf uns… Mutter…«
    Kristallisation, Kondensation… in all den treibenden gegensätzlichen Kräften muß etwas erstehen, das Entscheidungen trifft. Eine passende Fiktion.
    Etwas, das erkennt und wählt.
    Zwei Kandidaten heben sich aus allen anderen heraus… zwei Anwärter auf Achtsamkeit. Zwei Entwürfe für eine Mutter. Auf hundert Millionen Computerdisplays und einigen Milliarden Hologeräten sind alle Programme mit Beschlag belegt durch eine faszinierende Vision – einen Drachen und einen Tiger in Konfrontation. Alle früheren Zweikämpfe hatten nur vorläufigen, allegorischen Charakter. Aber jetzt brüllen sie und machen Sprünge mit der Kraft von Software-Titanen, angetrieben durch Terawatt-Induktanz und kollidierend in einem explosiven Kampf bis zum Tode.
    Ströme von Millionen Ampere prallen aufeinander und bohren Kanäle für neue Vulkane als bloße Nebeneffekte für die Geburt eines Geistes.
    •
    Alex schrie auf, als ein plötzlicher, unvorstellbarer Schmerz an seinen Schläfen zerrte.
    »Jen!« rief er und brach zusammen. Seine Arme umklammerten das Gehäuse der Sphäre, deren Lied in immer höhere Tonlagen aufstieg, als sie schneller, immer schneller rotierte.
    ¤
    Jetzt kennt sie die Wahrheit – daß das Netz, welches sie immer für eine großartige Domäne gehalten hat, nur eine Provinz, eine Ranke von etwas Größerem ist. Ein Wesen. Eine ganze Welt. Alles, was ihr fehlt, ist nur ein leitendes Bewußtsein, um Ordnung zu schaffen.
    Sie hatte sich damit abgefunden, daß das Netz mit dem Dahinscheiden des Homo electronicus enden würde. Zehntausend Jäger und Sammler konnten nichts so Komplexes aufrechterhalten. Sie wünschte auch nicht, daß sie das täten.
    Aber diese neue Matrix wird keine Nachrichtensatelliten brauchen, keine Rohrleitungen, vollgestopft mit optischen Fasern, keine Mikrowellentürme oder Ingenieure, um sie zu warten. Daisy staunt über die Schönheit, die sie vorhersieht, wenn ihr Anliegen der Gewinnung von Humanität einmal vollendet sein wird. Es wird keine Grenzen geben für das, was sie durch dieses Medium ausrichten könnte. Alte Götter hätten von einer solchen Macht nur träumen können!
    Sie würde für Wasserführungen und mehr Flüsse sorgen. Sie würde Energiestöße einsetzen, um die chemischen Gifte der Menschen zu zerstören, die Deponien und Abwässer verpesten. Sie würde Dämme einreißen und die leeren Städte einebnen, sowie den Beton aufbrechen und den unter Parkplätzen verborgenen Ackerboden regenerieren. Unter ihrer Führung würde die Welt bald so sein, wie sie war, ehe sie durch die Menschheit fast in den Untergang getrieben wurde.
    Logan und Claire haben aufgehört, an die Vordertür zu pochen. Auf einem anderen Monitor entdeckt Daisy beiläufig, wie die beiden auf das Dach klettern, um sie irgendwie zu erreichen. Vielleicht könnten sie einen Zugang finden oder, was schlimmer wäre, die Antennen beschädigen, mittels derer in den nächsten Minuten ein sich zuspitzender Kampf geführt werden soll. Sie greift zu einem Schalter, der tödlichen Strom durch verborgene Drähte schicken wird.
    Aber nein. Ihre Hände halten inne. Sie kennt ihren vorsichtigen Gatten. Er wird verständnisvoll, höflich und vorsichtig sein. Mit anderen Worten – er wird ihr viel Zeit lassen.
    Sie kontrolliert ihre

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