Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
Gravitationsresonatoren und sieht, daß sie gut arbeiten. Nachdem der Gegner auf der Osterinsel offenbar ausgeschaltet ist, wird es mindestens in den nächsten paar hundert Sekunden keine Bedrohung für ihre Maschinen geben. Bis dahin wird es zu spät sein, wirksam ihre sich beschleunigende Säuberung der Kontinente zu behindern. Bisher haben ihre Todesengel kaum Millionen dahingerafft, aber das würde immer schneller werden mit jedem neuen, den sie vollendet und ausschickt…
    Ein Wirbel von Farben zieht ihre Aufmerksamkeit nach links, und ihre Augen weiten sich vor Überraschung über die plötzliche stumme Schlacht, die dort dargestellt wird – zwischen einem Drachen und einer großen Katze! Was hat das auf ihrer Simulationswand zu suchen? Das stammt nicht aus einem Film des zwanzigsten Jahrhunderts. Die reißenden Bestien brüllen in stummer Agonie mit geblähten Nüstern, inmitten fliegender Schuppen und rauchenden Fells weit lebendiger als jedes reale Bild.
    Plötzlich erkennt Daisy das Tigermotiv ihrer schlimmsten Feindin, die sie schon für tot gehalten hatte. »Wolling!« stöhnt sie.
    In einem Moment weiß sie, welche schlimme Vorbedeutung dieser Kampf hat. Es ist nicht mehr bloß Resonator gegen Resonator. Die Computerkraft aller jener Knoten in der Tiefe, welche die vereinten Stromkreise des Netzes an Zahl übertrifft – das war der höchste Preis, und hinter dem war jemand anders her! Wem es glückte, ihr Programm zuerst zu etablieren, die würde alles haben.
    Wütend macht sich Daisy daran, ihre sämtlichen Exekutoren loszulassen. Alle ihre Hilfsresonatoren richten sich einwärts und konzentrieren ihre Kraft.
    •
    Teresa wurde an ein altes Rätsel erinnert…
    »Der letzte Mensch auf der Erde sitzt allein in einem Zimmer. Da klopft es an der Tür…«
    Bei dem unerwarteten Geräusch ließ sie ihr Werkzeug fallen und lief zur Luke. Dort sah sie durch das kleine runde Doppelfenster verblüfft das vertraute Gesicht von Pedro Manella mit seinem absurden Schnurrbart. Sie fluchte und riß den Türriegel weg. »Ich dachte, Sie wären ein Gespenst!« schrie sie, als er eintrat.
    »Das könnte ich wohl sein, hätte ich nicht sozusagen unter Ihrem Flügel Schutz gefunden. Ich habe erst jetzt den Nerv gehabt, die Leitern zu versuchen.«
    »Gibt es noch weitere? Ich meine…«
    Pedro schüttelte erschauernd den Kopf. »Es ist zu schrecklich für Worte.« Er schaute sich um. »Ist Lustig hier? Ich nehme an, ja, da Sie und ich noch am Leben sind.«
    »Er ist hinten und kämpft gegen irgend etwas. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, ihm zu helfen…«
    Sie brach ab, als das Schiff plötzlich unter ihnen ächzte. Das Deck kippte nach links und schleuderte sie gegen Manella. Dann rollte die Atlantis in die Gegenrichtung.
    »Erdbeben!« schrie Pedro. »Ich dachte, wir wären mit solchem primitiven Zeug fertig.«
    Sein Witz war nicht willkommen. Teresa stieß ihn weg und bewegte sich mit wilden, katzenartigen Schritten über das schaukelnde Deck. »Muß nach Alex sehen. Er könnte…« Dann hielt sie blinzelnd inne. »O nein!«
    Die Farben. Sie waren mit Gewalt wieder da.
    Teresa rief Manella über die Schulter zu: »Suchen Sie eine Stelle, sich am Boden festzubinden!« Als das Beben noch stärker wurde, kämpfte sie sich durch die Luftschleuse und fand Alex zusammengebrochen über dem Resonator. Sie hatte kaum Zeit, ihn unten anzugurten, als die Hölle losbrach.
    ¤
    Nicht weit unter Rapa Nui lag eine heiße schmale Nadel – eine alte Magma-Ader – Teil des großen Rezirkulationssystems des Mantels. Eben diese Nadel hatte vor vielen tausend Jahren die Insel geschaffen, indem sie durch ein Stück der Krustenplatte stieß und so diesen einsamen Außenposten im Meer schuf. Aber längere Zeit danach hatte sie Ruhe bewahrt.
    Jetzt wird der Kessel durch plötzliche, vorübergehende titanische Kräfte gequetscht, die geschmolzenes Gestein unter fürchterlichen Drücken den verschlossenen Trichter hochstoßen und zu den alten Calderas treiben.
    Und dennoch fließt im gleichen Augenblick etwas anderes durch den gleichen Raum und bewegt sich genau vor jener explosiven Einschnürung fort… etwas weniger Zwingendes und Subtileres, dessen Finger verflochtener Schwerkraft sich wie eine Hand öffnen.
    •
    Instinkt setzte sich in der Lichtflut und dem dröhnenden Lärm durch. Irgendwie schaffte sie es, die zitternde Leiter zum Cockpit hochzuklettern, wo sie sich in den Pilotensessel setzte und anfing, nach reiner Routine

Weitere Kostenlose Bücher