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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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funkelnden Kugel verschwinden lassen.
    Er atmete kurz stoßweise. All right. Laß dich nicht erschüttern!
    Aber es war unmöglich, dem Gefühl der Einsamkeit zu entrinnen. Vorher hatte er immer Dutzende geschickter Arbeiter zu seiner Unterstützung gehabt. Gewiß nannten sie ihn tohunga und ›Weisen‹. Aber trotz Pressenotizen und Nobelpreiskomitees hatte kein Gelehrter mit einer Spur von Anstand je behauptet, ›alles allein geschafft‹ zu haben.
    Und dennoch muß ich jetzt genau das tun.
    Mit erschauerndem Stöhnen stellte Alex das komplizierte Bild des Erdinnern an, jetzt fahl von Konvektionsmagnetismus und durchzogen von Kanälen aufsteigender Ströme von Menschenhand. Diese Ströme waren immer filigraner geworden seit seinen ersten zaghaften Versuchen vor so langer Zeit auf der Suche nach Alpha und dann Beta. Jetzt waren sie ein Dschungel von Verbindungen, durch den er einen Weg finden mußte, um kämpfen zu können.
    Keine weiteren Verzögerungen! Du wirst nur eine einzige Chance haben, sie durch Überraschung zu packen.
    Und so gab er mit dem Entschluß der Verzweiflung seinen besten Schuß ab.
    Wieder glaubte er für einen ganz kurzen Moment ein Gitter aus Schuppen zu sehen, das über die rotierende Kugel fegte, die durch kleine dunkelorangefarbene und schwarze Wellen verjagt wurden. Mit einem Wimpernschlag waren die Erscheinungen verschwunden, und die Schlacht begann.
    ¤
    Die Explosion fühlt sich wie eine jähe Amputation an. Plötzlich verschwindet einer ihrer gefangenen Resonatoren von der Erdoberfläche, als ob ein Arm oder ein Bein abgeschnitten worden wäre, durch aktinische Hitze kauterisiert.
    »Verdammt!« schreit Daisy. »Das ist wieder dieser zudringliche Kerl auf der Insel.«
    Sie mußte kurz ihr nächstes Vorhaben verschieben – die alte Nabe heimzusuchen, wo Asien, Afrika und Europa zusammentrafen, wo der Mensch zuerst den verfluchten Beruf des Bauern ergriffen hatte. Diese neue Störung mußte Vorrang haben selbst gegenüber dieser allzu lange aufgeschobenen Korrektur.
    Sie schaltet jene Extraresonatoren ein, die sie nach der Säuberung von Tokio und Colorado Springs erobert hat. Es konnte nur einige Augenblicke dauern…
    •
    Schweiß machte Alex fast blind, als der fast gelungene Treffer vorbeiging. Für einen Moment hatte er das Gefühl gehabt, als ob Beta selbst in der Nähe wäre – von so heftigen Fluten hergezerrt, daß die Flüssigkeiten in seinem Kopf anschwollen wie in der kanadischen Fundy-Bai. Ihn schauderte bei dem Gedanken, wie die Oberfläche von Rapa Nui jetzt aussehen müßte außerhalb der kleinen schwachen Schutzzone, die er errichtet hatte. Er hoffte im stillen, daß sie groß genug wäre, um Teresa einzuschließen, die sich irgendwo an Bord der kleinen Atlantis befand.
    Dann war Alex zu beschäftigt, um auch nur Hoffnung zu hegen. Er parierte einen weiteren Schlag, indem er den Strahl direkt auf seinen Ursprungspunkt reflektierte. Das hatte natürlich keine Wirkung – nicht auf diesen Bändern. Inzwischen kannte er alle Plätze, die durch Fernsteuerung betrieben wurden.
    Diese antihumane Resonanz ist eigentlich ganz einfach. Wenn ich ein wenig Zeit hätte, könnte ich leicht eine Gegenmaßnahme konstruieren.
    Unglücklicherweise gab es keine Zeit. Die Abwehr immer wütenderer Angriffe nahm fast alle Zeit in Anspruch, die er hatte, obwohl er in einem kurzen Augenblick einen Moment erhaschte, um einen weiteren Gegenstoß zu lancieren, der knapp den Platz in der Sahara verfehlte und ihren Resonator in Unordnung brachte, ehe er sich zurückziehen und vor einem neuen Angriff aus vier Richtungen ducken mußte.
    So kann das nicht weitergehen, dachte er. Seine neue Sphäre war kleiner als jede andere Maschine, und er konnte doch sagen, daß sie besser war als sein Gegner. Irgendwie hatte er das Gefühl, es handle sich um einen einzigen Gegner. Aber der Feind konnte von vielen Seiten zugleich angreifen und dabei andere Ressourcen einsparen, um sein schreckliches Programm des Massenmordes fortzusetzen.
    ¤
    So kann das nicht weitergehen, denkt sie. In einem kleinen Winkel ihrer Aufmerksamkeit sieht sie, daß ihr früherer Gatte angekommen ist. Mit Claire und einem Jungen aus der Nachbarschaft pocht er an die Vordertür und ruft nach ihr. Sie sehen beunruhigt aus, aber keineswegs so, als ob sie der Wahrheit nahe wären.
    Also mögen sie schmoren. Dadurch, daß sie jetzt dort stehen, haben sie einen Platz unter den Zehntausend verdient. Gut! Das ist alles Entgegenkommen, was

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