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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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sie ihnen schuldet. Jedenfalls hat Daisy ganz andere Sorgen.
    Eine Gruppe geschickter Soldaten hat einen selbstmörderischen Angriff mit Zeppelinen und kleinen Flugzeugen gegen die Colorado-Stellung gestartet, beladen mit Sprengmitteln und als Einfall in großen Zahlen gedacht. Sie hoffen, durch reine Feuerkraft einen vernichtenden Schlag zu erzielen.
    Daisy macht sich weniger Sorgen um diesen dramatischen Versuch, als vielmehr über die Männer und Frauen, die sich bemühen, einen experimentellen solaren Energiestrahl von seinem geplanten Ziel abzulenken und so zu programmieren, daß er sich auf den Zylinder in der Sahara konzentriert.
    Dann sind da noch die Hacker… eine Anzahl von ihnen hegt jetzt den Verdacht, daß das Netz selbst benutzt wird, um die Todesmaschinen zu kontrollieren. Gefährlicher als offizielle Autoritäten, sind die Amateure wirklich beunruhigend – die undisziplinierten, deren Neugier und Geschicklichkeit jedes Geheimnis einer letztlichen Enthüllung preisgeben.
    Sie braucht allerdings keine weitreichende Geheimhaltung. Nur noch eine oder zwei Stunden. So schickt sie kleine Surrogatstimmen aus, um den besten von ihnen »hilfreiche« Gerüchte und andere Ablenkungen einzuflüstern. »Haltet sie einige Zeit beschäftigt!« befiehlt sie ihren Vertrauten.
    Der kluge Kerl auf der Osterinsel ist für einen Moment blockiert. Daisy erschafft jetzt einen neuen Todesengel, um ihn nach Zentralafrika zu schicken, wo immer noch einige Wälder übrig sind, die zu retten wären. Diese Baumbestände werden als gutes Saatgut für ökologische Erholung dienen, wenn die menschliche Bevölkerung erst einmal verschwunden ist.
    Da! Jetzt ist es an der Zeit, sich wieder ihrem Hauptgegner zuzuwenden und ihn endgültig total zu vernichten. Dann wird das Erdinnere ihr gehören – und ihr allein.
    In dem Morast anspruchsvoller Eingabe muß sie irgendwo die Grenze ziehen. Also ignoriert Daisy das, was zu ihrer Linken vor sich geht – auf der Wand mit der Filmverstärkung – wo Herakles und Simson immer noch mit ihren Fesseln kämpfen, wie sie sie vor langer Zeit gelassen hat. Sie merkt nicht, daß die erschöpften Helden jetzt einen Zuwachs bekommen haben. Eine große Katze marschiert auf die Bühne. Sie hat Narben und Wunden, knurrt aber leise mit dem Interesse eines Tieres. Sie streicht an den Beinen der Filmhelden vorbei und setzt sich dann aufmerksam zu ihren Füßen hin.
    •
    »Ich halte nicht mehr durch!« schrie Alex, während er einen Schlag nach dem anderen parierte. Er wußte recht gut, daß niemand da war, der ihm helfen könnte, betete aber dennoch: »Gott, hilf mir!«
    Dann in einer verschmitzten Verdrehung…
    »Mutter… hilf uns!«
    Das war ein ungewollter Ruf. Aber das Subvokal machte keine so feinen Unterschiede. Es verstärkte seine Worte zu konzentrierten Gravitationswellen, deren Echos zum Kern der Welt hallten.
    ¤
    Kleine Daten durchsetzen alle angeregten Energiezustände und regen die Verstärkung an. Seine Worte stoßen vibrierende Resonanzen an längs magnetischer Fäden, wo flüssiges Metall auf durch Druck beanspruchtes elektrifiziertes Gestein trifft. Sie laufen als pulsierendes Geklingel um und um, wobei sie Moireverbindungen verwirren und sich mit früheren Eingaben verhaken – jenen beharrlichen Sondierungen und Betastungen, die Monat um Monat Veränderungen in alten Rhythmen erzwungen und sie immer schneller und schneller gemacht haben.
    Beta reagiert. Seine geodynamischen Faltungen kräuseln sich und erblühen durch verzwickte Topologien. Neue, angulare Reflektionen seiner Worte stürzen als Kaskaden von der Singularität und verteilen sich in mehr Richtungen, als einfache euklidische Gleichungen beschreiben können.
    Komplexität vermischt sich mit Komplexität. Was man diesen Bereichen so lange angetan hat, erbrachte feine Musterungen, zarte, empfindsame Matrizen für neuere, immer kompliziertere Schablonen der Art, wie sie erst vor Stunden in einem Trichter aus Afrika geliefert wurden. Muster für ein zaghaftes Modell, gegründet auf dem komplexesten Ding, das je unter der Sonne existiert hat…
    Einem menschlichen Geist.
    Fühler durchziehen die verflochtene Brillanz… FLußkanäle verbinden sie mit der Außenhaut, wohin Sonnenlicht trifft und Entropie in den schwarzen Raum entweicht, und wo Kreaturen schon ein dickes, fruchtbares Datengespinst niedergelegt haben. Pulsierende Gigabytes und Terabytes pfeifen, während sie eine Vielfalt von Skalen herauf- und hinuntergleiten.

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