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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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knapper Mühe fest, indem er sich an Daisys viele Antennen klammerte, während das Beben Bäume und Zuckerrohr schwanken ließ. Entsetzt sah er, wie seine Tochter auf die Kante zu rutschte.
    Tony, der Junge, raste im Nu zuerst los – mit dem Gesicht voran, Arme und Beine zwecks besserer Reibung gespreizt. Er hielt kurz vor dem Rand an, gerade noch rechtzeitig, um Claires Handgelenk zu packen und ihr zu helfen, sich an eine knarrende Regenrinne zu klammern.
    Das Beben schien endlos anzudauern – das schlimmste, an das Logan sich erinnerte –, bis ihm schließlich der harte Rhythmus von Trümmern folgte, die auf den Betonweg unten prasselten. Zum Glück war Claire von diesen knirschenden Lauten nicht betroffen. Irgendwie hielten sie und Tony durch. »Ich komme!« rief Logan.
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    »Bist du wieder da?« Daisy umklammert die Lehnen ihres Sessels, als ihre Zitadelle hin und her schwankt.
    Zum Glück war dieser Bau solide, und es gibt eine Grenze dafür, was ihre Feindin mit nur einem Gerät ausrichten kann, selbst bei einem Überraschungsangriff.
    Sie entziffert dieses verzweifelte Gambit, das sie direkt in ihrem Heim schlagen soll. »Nicht schlecht, Wolling. Ich bin beeindruckt. Nachdem du ausgelöscht bist, werde ich dafür sorgen, daß die Stämme an ihren Lagerfeuern von diesem Kampf singen werden. Du und ich werden ihre Legenden sein.
    Nur werde ich noch da sein. Die siegreiche Göttin.«
    Sie bereitet Befehle an ihre geballten Resonatoren vor. Dies wird der Schlußakt sein.
    •
    Logan mußte einen Weg finden, den Kindern zu helfen. So ergriff er impulsiv eines der Antennenkabel, riß es aus seiner Verankerung und benutzte die Schlinge, um sich zu den sich abmühenden Teenagern hinunterzulassen. Schließlich konnte er zulangen und Tonys Knöchel fassen. »Ich habe dich«, grunzte er. »Sieh zu, ob du…«
    Er brauchte keine näheren Anweisungen zu geben. Jedenfalls war Claire eine bessere Alpinistin, als er es je gewesen war. Sie schwang ein Bein über die Dachrinne und kletterte an ihrer improvisierten menschlichen Leiter empor, wobei sie erst ihren Freund und dann ihren Vater passierte. Oben angekommen, wendete sie sich um und erfaßte Logans Bein. Dann war Tony dran, sich zu drehen und hochzuklettern.
    Die letzte Stütze, die das Kabel hielt, sprang gerade heraus, als der Junge den flachen Teil des Dachs erreichte. Logan starrte auf das lose Ende, das in seiner Hand wie eine elektrische Schlange peitschte, und glaubte gerade abzurutschen… wurde aber in der letzten Sekunde gestoppt, als die Kinder ihn packten. Bald lehnten sich alle keuchend an eine Schüsselantenne.
    »Was, zum Teufel, war das!« fragte Tony. Er meinte sicher das Beben. Aber sein Gebrauch der Vergangenheitsform war voreilig. Das Beben begann plötzlich wieder – mit einer erschütternden infrasonischen Intensität, die sie zwang, sich die Ohren vor Schmerzen zuzuhalten. Immerhin schafften sie es diesmal, auf dem steilen Dach zu bleiben.
    Als es schließlich endete, schaute Claire auf ihren Vater und teilte seine Gedanken. Das war kein gewöhnliches Erdbeben gewesen. »Wir müssen schnell zu Mutter gelangen!«
    Sie wählten rücksichtslos den hindernisreichen Weg von elektronischem Gerät und Solarpaneelen. An einer Stelle schaute Logan nach Norden zu der Reihe von Reservedeichen, die das Ingenieurcorps vor langer Zeit gebaut hatte, um die Öffentlichkeit zu beruhigen, daß alle Eventualitäten voraussehbar wären und es für immer sein würden. Amen. Man konnte in der Ferne ein neues Geräusch hören, nicht so tief oder rauh wie die Beben, aber ebenso erschreckend. Es fühlte sich an wie das Toben riesiger Herden wilder Tiere.
    Eines erkannte Logan mit höchster Gewißheit, daß sich nämlich das Corps geirrt hatte… daß alle Dinge ein Ende nehmen müssen. Das Betongefängnis, welches der Mensch erbaut hatte, um einen mächtigen Strom zu bezwingen, hatte endlich einen Riß bekommen. Und ein Riß war alles, was der Gefangene brauchte.
    Der Vater der Wasser war endlich frei.
    Der Mississippi kam mit großer Verspätung endlich nach Atchafalaya.
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    In einem kritischen Augenblick werden plötzlich einige ihrer Kanäle tot und vereiteln ihren Plan. Daisy flucht, als ihr überwältigender Gegenangriff Südafrika verfehlt und statt dessen eine Ecke von Madagaskar verdampfen läßt.
    Das dauert zu lange und lenkt sie von der wichtigen Arbeit ab, ihre Programme in dem riesigen neuen Netzwerk auszuwählen und zu konsolidieren. Solche

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