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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Wort gern zu gebrauchen – als ob ein geringes Maß an restlicher kalkulierter Kindlichkeit ihr Privileg als beginnende Erwachsene wäre.
    »Ich komme, Geode!« Er klopfte seine Kleidung ab und wischte Staubwolken weg. »Ich bin gleich da!«
    Das wüstenartige, zerklüftete Gebiet der Badlands dehnte sich rings um Logan aus. Durch Wind, Regen und Sturmfluten geprägt, sah die Landschaft ohne Zweifel noch ziemlich genau so aus, wie die Weißen sie zuerst erblickt hatten – oder Menschen überhaupt. Nordamerika war erst seit zehn- oder höchstens zwanzigtausend Jahren bewohnt gewesen. Und obwohl sich das Wetter seit jener Zeit geändert hatte – zumeist war es trockener und heißer geworden –, hatte es noch länger gedauert, bis nennenswerter Pflanzenwuchs auf diesen dürren Hängen hatte gedeihen können.
    Aber hier gab es Schönheit. Beige-, creme- und zimtfarbene Schichten wie in einem großen, versteinerten Blätterteig, der in der Tiefe heftig geknetet und dann scharfem Wind und Regen ausgesetzt worden war. Logan liebte diese steinigen Wüsten. Anderswo trug die Erde ihren Teppich des Lebens wie eine verweichlichende Maske. Aber hier konnte man die Realität des Planeten anfassen – Mutter Gaia ohne ihr Make-up.
    Sein Beruf führte ihn oft zu solchen Stätten – um Pläne für die Bewirtschaftung kostbaren Wassers zu entwerfen. Das war eine Rolle sehr ähnlich derjenigen der sagenhaften ›Wildcatter‹ des zwanzigsten Jahrhunderts, die kreuz und quer auf der Suche nach Erdöl durch die Lande zogen, bis jedes der sechshundert großen Sedimentbecken erkundet, geprüft, ausgebeutet und trockengelutscht war.
    Logan dachte gern daran, daß seine Ziele reifer waren und sein Unterfangen wohltätiger und durchdachter als so etwas. Aber manchmal stellte er sich Fragen. Könnten künftige Generationen auf ihn und seine weltumspannende Bruderschaft so zurückblicken wie Teledramas heute die Ölmänner darstellten? Als kurzsichtige Narren und sogar Plünderer?
    Seine Exgemahlin, Claires Mutter, hatte in dieser Hinsicht vor langer Zeit eine Entscheidung getroffen. Nachdem er sich bei dem Projekt zur Überdachung des unteren Colorados engagiert hatte – um Millionen Quadratmeter Ackerland vor Verdunstung zu retten und das längste Gewächshaus der Welt zu schaffen –, hatte sie ihn damit belohnt, daß sie ihn aus dem Haus warf.
    Logan verstand Daisys Gefühle… ihre fixen Ideen, durchaus. Aber was konnte ich da tun? Wir können die Welt nicht retten ohne Nahrung. Nur Leute mit vollen Mägen werden Umweltschützer.
    Überall auf dem Planeten gab es Probleme, die nach Lösungen schrien. Nicht erst morgen, sondern sofort. Nationen und Städte wollten, daß Wasser verlagert, gepumpt und eingedeicht würde. So wie die Meere anstiegen und Regenfälle unvorhersehbar wanderten, taten das auch die Labors, wenn die Regierungen sich verzweifelt anzupassen suchten. Große Veränderungen spielten sich ab, in der Luft, auf dem Lande und den Ozeanen. Das waren Kombinationen globaler Transformationen jener Art, wie man sie direkt in den Gesteinsschichten lesen konnte… so, als ob eine lange Epoche geologischer Stabilität plötzlich und heftig zu Ende ginge und alles für immer der Umformung überließe.
    Und doch… Logan atmete das Aroma von Salbei und Wacholder ein.
    Seit Menschengedenken hatte nichts diese Landschaft verändert. Nicht einmal der Treibhauseffekt. Er liebte Orte wie diesen, wo niemals jemand nach seinen Diensten verlangen würde. Stellen, die unverwundbar waren für jegliche Arbeiten, die er sich vorstellen konnte.
    Ein rotschwänziger Falke schwebte über die nächste Mesa. Er segelte in einer Thermik, welche die dazwischen liegende Bergrille vor seinen Augen verschwimmen ließ. Er berührte einen Schalter bei der linken Schnur seiner Schutzbrille, und der Vogel erschien vor seinen Augen unbewegt. Raffinierte Optik ermöglichte, an seiner Jagd teilzuhaben. In der gelben Iris des Raubvogels blitzte es auf, als er den kümmerlichen Bodenbelag musterte auf der Suche nach Beute, die dort vielleicht verborgen sein könnte.
    Der Vogel kam außer Sicht. Logan stellte die Brille wieder um und fing erneut an zu klettern.
    Bald kam er auf tückisches Gelände. Steinbrocken waren von einem unterhöhlten Ausbiß abgebrochen und hatten verräterisches Geröll auf seinem Weg hinterlassen. Logan blähte die Nüstern, während er vorsichtig hinabstieg, die Arme zum Balancieren ausgestreckt. Dann hüpfte er wieder etwas rascher

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