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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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zu spät. Um Alex brach seine Welt zusammen, ehe er agieren oder sogar genau herausfinden konnte, was er angerichtet hatte.
    »Es ist also ein Monster… ein taniwha«, flüsterte George Hutton. Das Maoriwort klang furchterregend. Der große Mann trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Sehen wir einmal, ob ich das richtig mitgekriegt habe! Wir haben ein angeblich stabiles Schwarzes Loch, von dem Sie annehmen, daß es Tausende von Meilen unter unseren Füßen kreisen kann und möglicherweise instabil wird, noch während wir hier sprechen. Korrekt? Ich nehme an, Sie wollen, daß ich ihnen helfe herauszufinden, was Sie so sorglos falsch gemacht haben?«
    Alex war durch Huttons Schnelligkeit fast ebenso beeindruckt, wie durch seine Haltung verärgert. Er unterdrückte eine scharfe Antwort und sagte tonlos: »Ich könnte das wohl so ausdrücken.«
    »Nun wohl. Wäre es zu viel verlangt zu fragen, wie Sie nach einem derart schwer faßbaren Gegner suchen wollen? Es ist etwas hart, da unten im Erdkern herumzubuddeln.«
    Hutton glaubte offenbar ironisch zu sein. Aber Alex erteilte ihm eine direkte Antwort. »Ihre Gesellschaft stellt schon viel von dem Gerät her, das ich brauchen würde… wie jene supraleitenden Gravitationssonden, die sie für Erzmutungen benutzen.« Alex griff nach seiner Tasche. »Ich habe Modifikationen konzipiert…«
    Hutton hob die Hand. Aus seinen Augen war jede Spur von Zynismus verschwunden. »Vorerst genügt mir Ihr Wort. Es wird natürlich kostspielig sein? Macht nichts. Wenn wir nichts finden, werde ich die Kosten aus Ihrer pakeha- Hautbestreiten. Ich werde Ihnen das Fell abziehen und das blasse Ding in einem Touristenladen verhökern. Einverstanden?«
    Alex schluckte. Er konnte nicht glauben, daß das so einfach sein konnte. »Einverstanden. Und wenn wir es finden?«
    Hutton runzelte die Stirn. »Nun… dann wäre ich sowieso ehrenhaft verpflichtet, Ihre Haut zu nehmen, tohunga. Weil Sie einen solchen Teufel geschaffen haben, unsere Erde zu verschlingen, sollte ich…«
    Plötzlich hielt der große Mann inne. Er stand auf und schüttelte den Kopf. Am Fenster schaute er hinab auf die Stadt Auckland, deren Abendlichter anfingen, sich wie pulverisierte Edelsteine über die Hügel hin auszubreiten. Hinter der Metropole lagen bewaldete Hänge, die sich zur Manukau-Bay absenkten. Vom Dämmerungslicht gefärbte Wolken zogen regenschwer langsam von der Tasmanischen See heran.
    Die Szene erinnerte Alex daran, wie ihn als Kind seine Großmutter nach Wales mitgenommen hatte, um zu sehen, wie sich die herbstlichen Blätter drehten. Damals wie jetzt hatte es ihn jäh berührt, wie vergänglich alles schien… das Laub, die ziehenden Wolken, die geduldigen Berge…, die Welt.
    George Hutton sagte leise, während er immer noch den friedlichen Anblick draußen betrachtete: »Sie wissen, damals, als die Imperien der Amerikaner und Russen einander lange an der Schwelle eines nuklearen Krieges gegenüber standen, träumten Menschen in der nördlichen Hemisphäre davon, hierher zu fliehen. Haben Sie das gemerkt, Lustig? Jedesmal, wenn es eine Krise gab, waren die Fluglinien plötzlich überbucht mit ›Urlaubsreisen‹ nach Neuseeland. Die Leute müssen das für den idealen Platz gehalten haben, um einen Holocaust zu überdauern.
    Und das hat sich mit den Verträgen von Rio nicht geändert, oder doch? Mit einem Großen Krieg war es aus; aber dann kamen Krebsseuche, Treibhaushitze, Ausdehnung der Wüsten… und natürlich eine Menge kleiner Kriege – wegen einer Oase hier, eines Flusses dort.
    Während dieser Zeit haben wir Kiwis uns immer noch glücklich gefühlt. Unser Regen hat uns nicht verlassen. Unsere Fischfangerträge fielen nicht aus.
    Jetzt sind alle Illusionen entschwunden. Es gibt keinen sicheren Platz mehr.«
    Der große Mann wandte sich um und blickte Alex an. Trotz seiner Worte lag in den Augen des Ingenieurs und Industriemagnaten kein Widerwillen. Nicht einmal Schärfe. Nur etwas, das Alex als schwere Resignation ansah.
    »Lustig, ich möchte Sie hassen; aber Sie haben diesen Job offenbar recht geschickt selbst im Untervertrag übernommen. Und so berauben Sie mich auch der Rache.«
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Alex aufrichtig.
    Hutton nickte. Er schloß die Augen und holte tief Luft.
    »Nun gut also, gehen wir an die Arbeit! Wenn Tane, der Vater der Maoris, in die Eingeweide der Erde hinabsteigen konnte, um gegen Ungeheuer zu kämpfen, wie könnten wir uns da verweigern?«
     
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