Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
gebracht, und alle drei Affen entfernten sich und kümmerten sich wieder um ihre Anglegenheiten.
    Nelsons Aufgabe war es, Affenkot für eine Durchmusterung der Mikroflora zu sammeln – was das auch sein mochte. Als er näher kam, erinnerte er sich an das, was Dr. B’Keli ihm nach seiner ersten, unliebsamen Begegnung mit Pavianen gesagt hatte.
    »Schau ihnen niemals ins Auge! Das wäre genau verkehrt. Die herrschenden Männchen würden es als direkte Herausforderung ansehen.«
    »Fein«, hatte Nelson erwidert und schnitt eine Grimasse, als die Krankenschwester zwei enge Bißwunden auf seinem Hintern nähte. »Das sagen Sie mir jetzt?«
    Aber das war natürlich in all den Lehrbändern vorgekommen, die er angesehen haben sollte, damals, als seine Mittel zu Ende gingen und er bereit war, jede Arbeit anzunehmen. Diese schmerzhaften Bisse verstärkten die überraschende Erkenntnis, daß Lernen durch Bänder schließlich doch einen praktischen Wert haben könnte.
    Durch Erfahrung gewitzigt, hielt er jetzt das elektrische Prüfgerät bereit, zeigte aber auf eine nicht bedrohliche Weise zur Seite. Mit der anderen Hand stieß er den stockartigen Dungsammler in eine braune Masse, die im Gras halb versteckt war. Summende Fliegen stiegen ärgerlich auf.
    Ich kann Dr. B’Keli nicht leiden. Erstens wegen seines ›authentisch‹ klingenden Namens, obwohl seine karamelfarbenen Gesichtszüge verdächtig blaß waren. Er hatte sogar helle Augen.
    Natürlich konnten Weiße in allen Kantonen der Föderation mit Ausnahme zweier legal arbeiten. Und niemand sonst, vom Direktor bis ganz nach unten, schien es etwas auszumachen, daß ein Blanker unter den Ndebele eine hohe Stellung innehatte. Ferner hegte Nelson immer noch Mißmut wegen der leichten Diskrimination, die seine zugezogenen Eltern ständig durch Weiße erfuhren – damals in der neuen Yukon-Stadt seiner Geburt. Er hatte sich eingebildet, daß die Rollen hier vertauscht sein würden, wo Schwarze herrschten und sogar Inspektoren der UN-Rechte im Zaum gehalten wurden.
    Jetzt wußte er, wie naiv er gewesen war, als er erwartet hatte, diese Leute würden ihn wie einen lange verlorenen Bruder begrüßen. In Wirklichkeit war Kuwenezi jenen rasch entstandenen Vorstädten von White Horse sehr ähnlich. Beide strotzten vor Ehrgeiz und Indolenz, mit steigenden und fallenden Hoffnungen… und mit Autoritätspersonen, die harte Arbeit verlangten, wenn man zu essen verlangte.
    Harte Arbeit hatte das dreckige Flüchtlingscamp seiner Eltern in ein geschäftiges, gedeihendes Klein Nigeria verwandelt, ein Handelszentrum für die neuen Farmdistrikte, die über die auftauende Tundra verstreut waren. Die eingewanderten Händler und Ladeninhaber von Neu Nigeria wandten Afrika den Rücken. Sie sangen ›O Canada‹ und bejubelten die Zuschauer auf dem Teli. Seine Leute arbeiteten bis in die Dunkelheit, schickten seiner Schwester in jenem College in Vancouver Geld und gaben höflich vor, nichts zu hören, wenn ein Betrunkener sie gönnerhaft ›willkommen‹ hieß an einer Grenze, die ihnen ebenso sehr gehörte wie jedem Bier saufenden Bodenspekulanten.
    Nun, ich habe es nicht vergessen. Und ich werde es nicht.
    Der Prüfer hatte seine Dungstücke fertig verdaut und gab ein Signal. Nelson schüttelte den braunen Rest los. Nach der ersten Sensation seiner Ankunft hatten die Paviane sich wieder niedergelassen. Es herrschte zumeist Ruhe. Zumindest für den Augenblick.
    Merkwürdig, wie sehr er in den letzten paar Wochen so viel mehr Zutrauen bekommen hatte in seine Fähigkeit, die Stimmungen seiner tierischen Schützlinge zu ›lesen‹. Verhaltensweisen, die ihm früher unverständlich gewesen waren, waren jetzt klar, wie etwa ihr nie endender Streit um Hierarchie. Dies Wort war in jenen traurigen Unterrichtsbändern wiederholt vorgekommen, aber es hatte persönlichen Kontakt erfordert, um allmählich die vielen Leitern der Macht zu erkennen, die die Gesellschaft der Paviane durchzogen.
    Die Kämpfe der Männchen um die Vorherrschaft waren laute, protzige Affären. Sie plusterten ihre buschigen Mähnen auf, damit sie doppelt so groß aussehen sollten. Dies, und dazu Knurren und Zähnefletschen, ließ oft den einen oder anderen kuschen. Aber drüben in der Hauptarche hatte Nelson erlebt, wie ein männlicher Savannapavian die Eingeweide eines Rivalen über die graue Erde gezerrt hatte. Der Sieger mit roter Schnauze schrie über die wogenden Gräser seine gehobene Stimmung hinaus.
    Etwas länger hatte es

Weitere Kostenlose Bücher