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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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unbemerkt blieb, außer in den unvermeidlichen Erzählungen alter Leute, die immer behaupteten, daß die Berghänge zu ihrer Zeit viel grüner gewesen wären.
    Hatte es je eine Zeit gegeben, in der Großeltern nicht so geredet hatten?
    Es erforderte einen Durchbruch… eine neue Denkweise… daß eine viel spätere Generation schließlich Rückschau hielt und sah, was Jahr um Jahr, Jahrhundert um Jahrhundert, mit dem entblößten Land geschehen war… eine langsame, aber beständige Ausplünderung in Stufen.
    Aber da schien es schon zu spät zu sein.
     
    Staub treibt durch die Berge und Täler Islands. Die Einwohner der Insel tun mehr, als ihn bloß von ihren Dächern zu fegen. Sie zeigen ihn ihren Kindern und sagen ihnen, daß es Leben ist, welches in gespenstischen Nebelschwaden von den Berghängen herunterzieht. Es ist ihr Land.
    Familien adoptieren einen Morgen Landes hier, ein Hektar dort. Manche pflegen den gleichen Fleck schon seit dem frühen zwanzigsten Jahrhundert und widmen Wochenenden der Bewässerung und Abstützung eines Streifens Heidekraut oder Ginster oder Föhren.
    Bei Pendelflügen öffnen Piloten routinemäßig ihre Fenster und streuen Grassamen über die steinige Landschaft in der Hoffnung, daß etwas davon gedeihen möge.
    Große und kleine Städte verwerten die Produkte ihrer Toiletten und sammeln Abwässer wie einen wertvollen Rohstoff. Denn nach einer Behandlung geht der nächtliche Dreck direkt auf die unfruchtbaren Hänge, um überlebende Bäume gegen den bitteren Wind zu unterstützen.
     
    Staub färbt die Wolken über den Meeren Islands.
    Am Südrand der Insel ergießt eine Vulkangruppe frische Lava in die See und schickt Dampfspiralen in die Höhe. Touristen begaffen das Schauspiel und reden neidisch vom ›wachsenden‹ Lande Islands. Aber wenn Einheimische zum Himmel schauen, sehen sie einen Dunst von Dahinschwinden, der nicht durch etwas so Einfaches oder Vulgäres wie bloßes Magma ersetzt werden könnte.
     
    Ein staubiger Wind bläst die Berge Islands fort. Im Meer profitiert etwas Plankton zeitweilig von der unerwarteten Nahrung. Dann sterben die Kleinlebewesen, und ihre Gerüste regnen als Sediment auf den geduldigen Grund des Ozeans. Im Laufe der Zeit kriechen die Schichten in die Tiefe des Bodens. Sie schmelzen, erglühen und brechen schließlich wieder empor, um eine neue Insel ins Leben zu rufen.
    Kurzdauernde Katastrophen bedeuten nichts für das Hauptsystem der Kreisläufe. Letztlich verwertet es sogar Staub wieder.

 
• BIOSPHÄRE •
     
    Nelson Grayson war im Ndebele-Kanton von Kuwenezi mit zwei Garnituren Kleidung zum Wechseln angekommen, einem Rucksack gestohlener Whatifs und einem aufgeblähten Gefühl seiner Wichtigkeit. Das alles war weg, als er neun Monate später sein Gerät an der Menschenaffenstation Level Fourteen aufnahm und durch die zischende Luftschleuse in eine gleißend helle klimatisierte Savanne trat. Inzwischen war es natürlich viel zu spät, um die bedenkenlose Art zu bedauern, in der er den Ertrag seiner geschmuggelten Software verpraßt hatte. Zu spät auch, eine andere Karriere anzustreben.
    Somit fühlte Nelson sich unwiderruflich dazu verdammt, Affenkot zu schaufeln, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Das war keine hoch angesehene Tätigkeit. Tatsächlich würden die Inhaber Robotern den Job zugewiesen haben, wenn die Affen nicht die ärgerliche Angewohnheit hätten, Plastik zu beknabbern. Roboter ermangelten noch des Sinns fürs Überleben, mit dem Nelson geboren war – dank einer Jahrmillion verängstigter Vorfahren.
    Zumindest hatten alle diese Vorfahren lange genug überlebt, um einander zu begatten in der Kette von Generationen, die zu ihm führte. Nelson hatte nie lange darüber nachgedacht. Aber letztlich hatte er diese Leistung schätzen gelernt, besonders, als seine Arbeitgeber ihn von einem Habitat zum anderen beorderten, um eine wilde und unberechenbare Species nach der anderen zu versorgen.
    Den größten Teil seiner ersten Monate hatte er in der ausgedehnten Haupt-Arche verbracht – Kuwenezis Hauptbeitrag zu dem Weltrettungsprojekt, wo Wissenschaftler und Freiwillige unter vielgeschossigen gewölbten Kuppeln ganze Ökosysteme neu erschufen, wo Gazellen und Gnus über Miniaturfarmen liefen, die fast real aussahen und wirkten. Nelsons erste Aufgabe war gewesen, den Huftieren Futter zu bringen und zu melden, wenn eines krank zu sein schien. Zu seiner Überraschung war das gar nicht so schwer. Tatsächlich veranlaßte ihn

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