Erde
vielleicht neugierig darauf, was er an gewöhnlichen Fäkalien so attraktiv fände.
Warum folgen sie mir? fragte er sich, durch das Verhalten der Affen verblüfft, das so anders war als das ihrer Verwandten in der Hauptarche. Einmal starrte das Alpha-Männchen Nelson direkt an, der sich hütete, die beabsichtigte Herausforderung anzunehmen. Nervös erkannte er, daß der ganze Trupp sich jetzt zwischen ihm und der Luftschleuse zum Korridor befand.
Die kleine Mutter und ihr Baby blieben ihm am nächsten. Nelson bemerkte, daß ihre Ängstlichkeit wuchs, als sich fünf größere Weibchen näherten, von denen einige deutlich einen hohen Rang im Matriarchat innehatten und deren gepflegte Kleinkinder wie Herren auf ihren Rücken ritten. Eine der Hinzugekommenen übergab ihr Baby einer Helferin und fing dann an, auf die einsame Mutter loszuschleichen.
Die Junge kreischte trotzig, drückte ihr Kind fest an sich und wich aus. Ihre Augen schossen nach links und rechts, aber keine der Kreaturen in ihrer Nähe schien mehr als nur vage an ihrer unangenehmen Lage interessiert zu sein. Gewiß bot keines der großen faulen Männchen irgendwelche Hilfe.
Nelson empfand ein Aufwallen von Mitgefühl. Aber was konnte er machen? Anstatt zuzusehen, machte er kehrt und lief einige Meter zu einem anderen Kothaufen. Er wischte sich die Stirn am Hemdsärmel und drehte der sengenden Sonne den Rücken zu. In der muffigen Hitze führten ihn Tagträume zurück in sein Zimmer im kühlen Nordland, mit seinem Bett, seinem Teli, seinem mit eisigen Labatts gefüllten Kühlschrank und dem von der Küche heraufziehenden Aroma der Yoruba-Gerichte seiner Mutter. Dieser Traum war ganz unerwartet angenehm, zerrann aber jäh, als er plötzlich ein heftiges Ziehen an seinem Hosenbein spürte.
Nelson wirbelte herum, den Prüfstab in beiden zitternden Händen. Dann stieß er einen Fluch aus. Es war nur wieder das kleine Weibchen – jetzt mit aufgerissenen Augen und feucht von Schweiß, mit einer Grimasse der Angst. Sie wich aber nicht zurück, als er den Stab gegen sie schwang. Vielmehr drängte sie sich auf zwei Füßen zitternd und ungeschickt nach vorn. Mit einer Hand hielt sie ihr Kind, während sie in der anderen etwas Kleines und Braunes hielt.
Nelson brach in nervöses Gelächter aus. »Großartig! Das habe ich gerade nötig. Sie bietet mir Scheiße an!«
Fliegen summten, als sie noch einen Schritt weiterschlurfte und ihre stinkende Gabe hinhielt.
»Los, hau ab! Ich habe genug davon. Und es muß unbegrapschte Scheiße sein. Kapiert?«
Sie schien wenigstens einen Teil davon zu begreifen. Die Ablehnung. Mit einiger zurückhaltender Würde warf sie die Fäkalien auf die trockene Erde und wischte sich die Pfote an Grashalmen ab. Dabei beobachtete sie ihn die ganze Zeit.
Die anderen Affen waren zurückgewichen, als sie brüllte. Jetzt wandten sie sich wieder ihren Angelegenheiten zu, als ob nichts geschehen wäre. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, daß sie zufrieden wären, wie sie in dem warmen Nachmittag futterten und faulenzten. Aber Nelson konnte Unterströme von Spannung spüren. Die Nüstern des Patriarchen blähten sich, als er schnüffelte und dann weiter einen seiner Untergebenen putzte.
Nun wohl, das ist ein Trupp verrückter Affen. Nelson fragte sich, ob es da noch Öffnungen gäbe, um Giraffen Heu zukommen zu lassen. Mit einem resignierten Seufzer rückte er weiter und berechnete, wie viele Kothaufen er noch erledigen müßte, bis er schließlich hier hinauskommen konnte, duschen und sich ein Bier gönnen oder zwei – oder vier.
Plötzlich wurden hinter ihm Schreie laut, schrille Töne von Panik und Wut. Nelson drehte sich um. Völlig entnervt wurde er ärgerlich. »Jetzt habe ich aber genug…«
Die Worte erstickten, als eine kleine dunkelbraune Flut in seinen Armen landete. Er ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu bewahren, und fiel beinahe hin, als eine kreischende Kreatur sich an sein Drillichzeug klammerte und seine Schultern und Arme zerkratzte. Er stolperte fluchend rückwärts, suchte sein Gesicht zu schützen und den Pavian abzuwerfen. Aber das Biest krabbelte um seine Schultern herum und umklammerte würgend seinen Hals.
Nelson schnaufte. »Verdammter blöder verrückter…!« Dann vergaß er plötzlich den kleinen Affen auf seinem Rücken. Er starrte auf den ganzen Trupp, der jetzt einen Halbkreis um ihn bildete.
Es vergingen Momente, markiert durch das Klopfen seines Herzens. Die meisten der
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