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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Asche noch keine Brandkatastrophe ausgelöst. Aber er konnte sich nicht der Vorstellung erwehren, daß es, wenn es zwischen den Bodenbrettern landete, einen großen Feuerball explodierender Petroleumdämpfe auslösen würde.
    Natürlich wußte Logan es besser. (In seinem Oberbewußtsein!) Noch vor nur einer Generation waren jedes Jahr mehr als eine Milliarde Zigaretten konsumiert worden. Und damals im zwanzigsten Jahrhundert hatte die Rate erschütternde Billionen erreicht. Wenn die Dinger so unsicher waren, wie sie aussahen, wäre kein Wald und keine Stadt stehengeblieben.
    »Sie wollen doch zu unseren nationalen Feiertagen dableiben?« Enrique mußte brüllen, um über dem Motor und den rasselnden Federn gehört zu werden. Die Hand mit der Zigarette lag auf dem Rahmen des offenen Fensters und überließ der anderen das Lenken und Schalten. Das jammernde Getriebe ließ Logans Zähne vor Mitgefühl knirschen.
    Er schrie zurück: »Ich wollte, ich könnte das. Aber meine Arbeit in Iberia ist morgen beendet. Ich muß in Louisiana zurück sein…«
    »Sehr schade! Es würde Ihnen Spaß machen. Wir werden prächtige Feuerwerke zu sehen bekommen. Jeder besäuft sich. Dann vergnügen sich die jungen Leute mit den Stieren.«
    Die Basken waren das älteste Volk in Europa und stolz auf ihre Abstammung. Manche sagten, ihre Sprache käme von den neolithischen Jägern, die als erste dieses Land dem zurückweichenden Eis abgerungen haben. In einem Museum in Bilbao hatte Logan Nachbildungen kleiner Boote gesehen, die die baskischen Seefahrer vor langer Zeit benutzten, um auf dem rauhen Atlantik Wale zu jagen. Sie müssen sehr mutig oder aber selbstmörderisch sein, dachte er – damals und jetzt.
    Logan japste, als sein Fahrer plötzlich zur Seite abbog und Wolken von Staub und Kies auf einen heranrasenden Holztransporter schleuderte. Die Fahrer tauschten obszöne Gesten aus mit einer Heftigkeit, die auf ihre Macho-Art durchaus freundschaftlich zu sein schien. Enrique brüllte kränkende Abschiedsgrüße, als der kleine Lastwagen längs einer hundert Meter tiefen Felsschlucht dahindonnerte. Logan mußte kräftig schlucken.
    Sie rasten an Steinhaufen vorbei, die einmal eine alte Mauer oder Grenze gewesen sein mußten. Dunkle Koniferenwälder standen da, wo früher karges Weideland die Hänge bedeckte. Hie und da wichen kommerzielle schnell wachsende Fichten neueren Beständen an Zedern und Eichen, die in mürrischer Durchführung des Abkommens Ausgeglichener Aufforstung angepflanzt worden waren, obwohl ihr langsames Wachsen nur künftigen Generationen nutzen würde.
    Enrique grinste ihm zu. Alle Zeichen von Empörung waren schon vergessen. »Also. Hamse, die Deichsicherheitsfritzen alles klar gekriegt?«
    Logan gelang es, die fremdartige Version von Simglish zu analysieren, die man hier lehrte. Er nickte.
    »Ich habe eine Woche in Badajoz verbracht und jede Angabe binnen zweihundert Kilometern vom Epizentrum des Bebens bearbeitet. Die Deiche werden noch lange halten.«
    Enrique grunzte. »In Kastilien gibt es gute Ingenieure. Nicht wie unten in Granada, wo man das Land zur Hölle gehen läßt.« Er spuckte aus dem Fenster.
    Logan enthielt sich eines Kommentars. Laß dich nie in interregionale Vorurteile verwickeln! war eine Grundregel. Auf jeden Fall konnte niemand den Klimaveränderungen Einhalt gebieten, seit die Sahara die Meerenge überwölbt und damit die Wüstenbildung Südeuropas eingeleitet hatte.
    Mache dafür den Treibhauseffekt verantwortlich! dachte Logan. Oder die Verlagerung des Golfstroms. Zum Teufel, gib Gnomen die Schuld! Sollen die Wissenschaftler Ursachen herausfinden! Was kümmert mich, wie viele wir retten können?
    Logan schloß die Augen und versuchte zu schlafen. Falls Enrique den Wagen über eine Klippe fuhr, würde es nichts ändern, wenn er dabei zusähe. Jedenfalls wäre er, wenn er den Ehrgeiz hätte, ewig zu leben, nie ein Feldingenieur geworden. Er merkte kaum, wie sein Schädel regelmäßig gegen den harten Türrahmen stieß – ein verhältnismäßig triviales Reizmittel. Im Dösen fiel ihm wieder ein, wie Daisy – seine frühere Frau und Claires Mutter – seine beruflichen Pläne einzuschätzen pflegte.
    Du wirst das System von innen her bekämpfen, hatte sie ihm gesagt, als sie verliebte Studenten waren. Inzwischen werde ich es von außen bekämpfen.
    Der Plan hatte damals kühn und perfekt geklungen. Keiner von ihnen hatte daran gedacht, wie Menschen sich ändern… Er, indem er lernte,

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