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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Zeile, »ich bin unfrei.«
    Ich ignoriere Jochens Theatralik einfach, und es gelingt, denn ich kann alles ignorieren, wenn ich meinen Körper in eine heiße Wanne senke.
    Vollständig.
    Das erste Mal seit Monaten.
    Rechter Fuß. Linker Fuß. Rechtes Bein. Linkes Bein. Arsch. Hüfte. Bauch, Brust, Schultern.
    Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh …
    Ich stöhne wie unter Onanieverdacht im Babybecken, nur dieses Mal tatsächlich ganz bewusst laut. Die Badezusätze betäuben mich mit Duft. Der Tag ist ausgesperrt, und an der Wand des dunklen Zimmers tanzen Schatten. Die Bläschen glänzen im Kerzenlicht. Ein paar von ihnen sammeln sich als Schaumberg auf den Brüsten von Caterina, die sich soeben aus dem Wasser heben. Ein Tropfen Wasser gleitet zwischen ihnen herunter bis zum Bauchnabel. Ihre Lippen sind feucht, und ihre Augen mustern mich in der Wanne, während ihre Zehen, die früher mit dem Gras gespielt haben, jetzt mit meinem Schwanz spielen, der augenblicklich so hart wird, dass es mir in der Brust die Luft abdrückt. Flink umspielen ihn ihre süßen Füße, lösen sich, umschlingen meinen Körper und verhaken sich hinter mir, während sie ihre Arme auf meine Schultern legt. Langsam zieht sie sich zu mich … und das Bild schwindet, weil es eben nur ein Bild ist. Ich brauche Caterina bei mir, um sie zu spüren, jetzt sehe ich nur noch mich, würdelos wichsend im warmen Wannenbad. Ich bringe es schnell zu Ende, Wasser schwappt auf den Linoleumboden, und Yannick hebt ab wie ein Grashüpfer.
    Ich atme tief aus, so dass eine Kerzenflamme flattert, und drehe den Kopf auf in Richtung Schreibtisch, wo Laptop und Handy liegen.
    Warum rufe ich Caterina nicht einfach an?
    Weil sie schweigt?
    Ich bin doch ein Mann. Ich wuchte Pakete und gusseiserne Wannen. Ich prügle mich auf Flohmärkten. Warum kann ich nicht zum Hörer greifen? Warum kann ich nicht aus meinem Rattenloch heraus auf das verdammte Oberdeck laufen, an den Iren in der dritten Klasse, dem einfachen Volk und den Butlern vorbei, die Tür des Salons aufstoßen und »Caterina!« rufen?
    Weil ein guter Mann das nicht tut.
    So habe ich es gelernt. Mein Leben lang quoll es aus den traurigen Augen meiner Mutter. Ein guter Mann drängt nicht. Ein guter Mann wartet auf die Signale der Frau.
    Ich erinnere mich daran, wie ich früher in der Wanne lag, in unserem Hochhaus in meiner Heimatstadt. »Wir beide«, sagte meine Mutter immer und nicht viel mehr, den Blick versonnen über der Stadt. »Wir beide.« Nach meinem Vater, den ich nie richtig kennengelernt habe, ließ sie keinen einzigen Mann mehr in die Wohnung. In der Videothek im Erdgeschoss habe ich mir niemals Pornos geliehen, da ich mich schuldig fühlte für meine gesamte Spezies, die niemals auf die Signale der Frauen wartet, sondern sich nimmt, was sie will, wie ein Horde Barbaren oder Urzeitaffen. Die Zahl der erschossenen und geschlitzten Kerle auf den Videokassetten und DVDs summierte sich über die Jahre zu abertausend Toten. Ich hatte nie ein Problem damit, wenn Männer anderen Männern Speere, Schwerter und Eisenstangen in die Brust stachen. Aber wenn ein Mann in eine Frau eindrang, stand das für mich grundsätzlich unter dem Verdacht der Nötigung. Caterina war meine erste richtige Freundin. Ich habe nicht das Recht, sie zu nötigen. Was ist, wenn sie mich danach erst recht nicht mehr zu sich lässt?
    Yannick springt auf den Wannenrand und ist überrascht, wie schmal er ist. Seine Krallen finden keinen Halt auf dem Gusseisen, und ich kann ihn gerade noch packen, bevor er ins Wasser fällt und mich vor lauter Panik filetiert. Ich werfe ihn rüber aufs Bett, und er faucht, obwohl er weiß, dass ich uns beide vor einem Blutbad gerettet habe. Ich schließe die Augen und lasse meinen Kopf in das Onaniewasser gleiten.
    > Ich

< Caterina
    Das Skorpionnest
    22.–23. 03. 2011
    32° 8′ 34.69″ N, 10° 5′ 9.01″ E
    Ich kann mich nicht sattsehen. Seit Stunden sitze ich auf dieser Düne inmitten der Sahara. In meinem Rücken eine Oase mit Dattelfarm, in der wir übernachten. Große leere Zelte verteilen sich dort, in denen Pritschen unbelegt bleiben. Wir sind zu fünft. Der Fahrer, ein französisches Paar, eine Italienerin und ich. Die Italienerin liegt schon im Bett. Ihr ist der Weg zwischen Tataouine quer durch den Geröllabschnitt vor der Sahara bis Ksar Ghilane nicht gut bekommen. Das Paar trinkt sehr viel Wein und schwimmt in einer warmen Thermalquelle. Normalerweise gibt es hier viele Touristen, die

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