Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
Vom Netzwerk:
hält wärmer als Laufen. Trotzdem zittere ich oft am ganzen Körper so stark, dass meine Zähne wortwörtlich aufeinanderklappern, wenn ich versuche, etwas zu sagen.
    Als die Sonne aufgeht, kehre ich auf meine Düne zurück, fotografiere den Sonnenaufgang und sende Alejandro das Bild.
    Ich fühle mich großartig.

    »Non!« Ich bleibe hart.
    Der Fahrer redet auf mich ein, ich weiche zurück und halte mir mehrere Lagen Stoff vor mein Gesicht.
    »Non!«
    Der Fahrer schimpft. Ich kann das durchaus verstehen. Er hat die Verantwortung für mich während der Reise.
    »Kann ich vielleicht bei der Übersetzung helfen?« Eine hübsche Tunesierin in meinem Alter lächelt mich an. Ihr Deutsch ist akzentfrei.
    Ich deute auf den Fahrer: »Er versteht mich ganz gut. Er sieht es nur nicht ein.«
    »Was denn?«
    »Dass ich nicht mit zurückfahren will. Alle sind krank. Sie husten, ihre Nasen laufen, ihre kleinen Augen sind blutunterlaufen. Es geht ihnen richtig schlecht.«
    »Und Sie sind gesund?«
    »Ja. Die Nacht war eiskalt. Wir haben furchtbar im Zelt gefroren. Aber ich bin irgendwann aufgestanden und habe mich mit Bewegung warmgehalten.« Und mit einem wundervollen Telefonat.
    »Ich verstehe. Und wenn Sie sich jetzt stundenlang in den Jeep mit drei Virenbrutkästen setzen, stecken Sie sich an, und der Urlaub ist vorbei.«
    Ich lache laut. »Treffend!«
    Die Tunesierin redet mit dem Fahrer und wirkt dabei wie ein direkter Abkömmling Königin Kleopatras. Der Fahrer meckert, spuckt wieder auf den Boden und befiehlt den anderen einzusteigen. Er fährt schneller los, als er sollte, und staubt die gesamte Oase ein.
    Die Tunesierin, die mich gerettet hat, sieht der Staubwolke einen Moment nach. Dann dreht sie sich wieder zu mir.
    »Ich bin Rahime.«
    »Caterina.«
    »Und, wissen Sie schon, wie es weitergeht?«
    »Nö.«
    »Ich schon. Ich fahre gleich über Medenine nach Zarzis. Wenn Sie mögen, können Sie mitfahren.«
    »Das wäre toll. Ich wohne dort im Sangho.«
    »Das kenne ich. Da kann ich Sie auch direkt hinbringen.«

    Rahime lebt auf dem Gestüt ihres Mannes in Zarzis. Sie erzählt von den Pferden und hört gespannt zu, als ich ihr von meinem Ballenberg-Abenteuer berichte. Rahimes lange schwarze Haare wippen in einem Zopf hin und her, als wir über die Schotterpiste fahren.
    Ich sage: »Heute ist die Fahrt besser zu ertragen als in der Touristenkutsche gestern.«
    »Das liegt an dem Auto. Es hat gute Federn.«
    »Wie kommt es, dass du so gut Deutsch sprichst? Das klingt ja absolut perfekt.«
    »Bis zu meinem dreizehnten Lebensjahr habe ich mit meinen Eltern in Deutschland gelebt. Ich bin vollkommen deutsch aufgewachsen. Meine Eltern waren der Meinung, dass man die Kultur, aus der man kommt, nicht vergessen darf, aber die, in die man geht, mit offenem Herzen leben muss.«
    »Und dann?«
    »Hast du hier schon Skorpione gesehen?«
    Ist das ein Code für »Frag nicht«?
    »Nein, wie kommst du darauf?«
    Sie hält an.
    »Da ist ein Skorpionnest. Willst du mal sehen?«
    »Sollten wir die nicht lieber in Ruhe lassen?«
    »Wer nichts riskiert, hat weniger vom Leben.« Rahime zwinkert mir zu. »Keine Sorge, es ist nicht gefährlich, wenn man weiß, was man tut. Und selbst wenn sie dich erwischen, ist es nicht schlimmer als ein Bienenstich.«
    »Okay, dann zeig mir mal das Nest.«
    Wir steigen aus. Gestern Nacht war ich schon froh über meine festen Schuhe, jetzt lobe ich sie erneut. Sie wippen vor Freude mit den Spitzen.
    Rahime geht zielstrebig zu einem größeren Stein, der auf ein paar kleineren aufliegt.
    »Hier ist es. Stell dich da hin. Sie sind nicht so schnell, aber du solltest auch nicht zu nah dran sein.«
    »Warte, ich mache ein Foto.«
    »Bist du so weit?
    »Heb hoch.«
    Rahime legt das Nest frei. Es wimmelt von Skorpionen. Einige sind ungefähr zehn Zentimeter lang und bräunlich. Die meisten bringen es höchstens auf anderthalb Zentimeter. Sie sind weiß und werden von den erwachsenen Tieren auf dem Rücken getragen. Ich schieße Bilder, bis der Speicher voll ist.
    »Da haben wir ein wirklich schönes Nest erwischt.« Rahime legt den Stein vorsichtig wieder ab und lächelt stolz.
    »Wow, das war beeindruckend«, sage ich.
    Wir fahren weiter. Ich kontrolliere die Bilder. Rahime berichtet weiter von ihrer Kindheit.
    »Meine Eltern sind bei einem Autounfall gestorben, und ich kam nach Tunesien zu meinen Großeltern. Da lernte ich einen Freund der Familie kennen. Hamadi. Mit fünfzehn war er ein toller Mann für mich. Ich

Weitere Kostenlose Bücher