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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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mit Autos durch die Wüste brettern wollen. Die kleine Oase boomt – wenn nicht gerade die Revolution im Land und der Krieg vor der Haustür in Libyen die Touristen an andere Orte treiben.
    Unser Fahrer unterhält sich rauchend mit Bewohnern der Wüsteninsel. Er rotzt in den Sand.
    Eigentlich sollten wir einen Kamelritt in die Wüste unternehmen, zu der alten, halb im Sand versunkenen Kaserne Fort Ghilane, doch der Kamelführer hat sich geweigert. Für drei Leute lohne es sich nicht. Ich habe ein paar Ansichtskarten vom Fort gekauft und es mir auf der Düne gemütlich gemacht.
    Die Luft ist absolut klar. Es kommt mir vor, als könne ich viel weiter sehen als üblich. Das perfekte Blau des Himmels stören keine Wolken, keine Kondensstreifen. Aber auch keine Vögel. Es gibt durchaus Tiere in der Wüste, aber im Moment verstecken sie sich.
    Ich höre nichts. Nicht mal Reden oder Lachen unten aus der Oase. Keine Grillen, keine Vögel. Einfach nur nichts. Es ist windstill, daher rauscht es nicht mal an meinen Ohren. Es ist wirklich still. Alles wirkt friedlich.
    Am Horizont trifft das perfekte Himmelblau auf sattes Saharabeige. Eine klare, deutliche Trennungslinie. Saharabeige ist nicht nur irgendein Beige. Es ist ein Beige, in das sich das Orange von abendlichen Sonnenstrahlen mischt. Der Farbton stammt vom Sand selbst, der fast so fein ist wie Gesichtspuder. Ich lasse ihn ständig durch eine Hand laufen. Er ist weich wie Samt.
    Mit der anderen versuche ich, die Farben mit meinen Aquarellfarben nachzuahmen. Ich habe nicht das Gefühl, als würde es mir gelingen, aber das macht nichts. Ich schaffe die Formen der Dünen. Das alleine zaubert schon eine faszinierende Stimmung.
    Mein Aquarellkasten seufzt vor Zufriedenheit.
    Unmittelbar vor mir gräbt sich eine kleine flache Echse mit langem Schwanz aus dem Sand. Endlich mal ein Lebewesen. Ihre Farbe entspricht exakt der des Sandes. Sie bleibt still sitzen und ist nur noch durch Licht und Schatten zu erkennen. Das reizt mich, und ich male sie in mehreren Varianten. Naturgetreu und expressionistisch. Von schnell dahinskizziert bis vollständig ausgearbeitet. Lange bleibt sie mit geschlossenen Augen sitzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich nicht bemerkt haben könnte. Schließlich mache ich Geräusche. Als ich fertig bin, schlägt sie die Augen auf und rennt schnell weg. Ihr Körper biegt sich auf den kurzen Beinen hin und her. Sie berührt kaum den Boden.

    Die Nacht im Zelt ist eiskalt. Ich zittere am ganzen Körper, trotz Kleidung und gesammelter Decken von vier unbenutzten Pritschen. Die Temperatur kann höchstens um den Nullpunkt liegen. Mir fällt es schwer zu atmen. Die anderen drei jammern. Wir würden uns am liebsten eng aneinanderkuscheln, aber die durchgelegenen Einzelpritschen lassen das nicht zu, selbst wenn wir sie zusammenrücken würden. Es gibt keine Wärmequelle in dem Zelt, und der Rest der Oase ist totenstill. Ich überlege, ob ich irgendwo Material gesehen habe, mit dem wir ein Feuer machen könnten. Es ist stockfinster, und wir haben kein Licht. Wie sich herausstellt, hat niemand an ein Feuerzeug oder Streichhölzer gedacht. Nicht einmal noch mehr Decken lassen sich organisieren, denn in den anderen Zelten sind die Pritschen, von denen wir sie nehmen könnten, gar nicht erst aufgebaut worden.
    Wir werden hier ausharren müssen.
    Mein Engelchen würde jetzt sagen, dass meine Lebenskraftleiste gefährlich in den roten Bereich kommt. Aber da er nicht weiß, in welcher Situation ich bin, kann er es nicht mal denken.
    Die Französin fängt leise an zu weinen. Ihr Mann brummt. Es klingt nicht nett.
    Es ist so kalt, dass mir langsam das Denken schwerfällt. Ich überlege trotzdem, ob ich aufstehen soll. Bewegung könnte mich wärmer halten. Aber ich bin so müde.
    Mein Handy vibriert. Eine SMS. Empfang? Mitten in der Sahara?
    Ich krieche vollständig unter die Decke und öffne die Nachricht.
    Caterina, pequeñita, gerade bin ich aus einem schlechten Traum aufgewacht. Ich hoffe, Du hast bessere Träume heute Nacht. Ist das Foto angekommen?
    Alejandro
    Ich sende eine schnelle Antwort und tippe danach sofort eine längere über die Situation, in der ich gerade stecke. Alejandro überredet mich, doch aufzustehen und nach draußen zu gehen. Als ich ihm wieder mit einer Nachricht antworten will, klingelt es. Er will, dass ich mir ein Tuch vor Nase und Mund binde.
    Ich muss fünf Stunden herumlaufen. Wir erzählen uns Geschichten aus unserem Leben. Lachen

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