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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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auf die Leckerei.«
    »Prima!!!« Hu hüpft voller Vorfreude auf der Rückbank herum, als sei sie höchstens zehn. Dann lehnt sie sich wieder nach vorn und greift vorsichtig nach meinem Diamanten. »Willst du nicht mal erzählen, was es mit dem auf sich hat?« Hu schaut sich den Stein gut an und legt ihn wieder auf mein Dekolleté.
    »Wie kommst du darauf, dass er eine besondere Bedeutung hat?«
    Arne blickt kurz zu uns, dann wieder auf die Straße. Er strahlt in seiner unnachahmlichen Art. »Uns ist allen aufgefallen, wie oft du ihn anfasst.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja«, sagt Arne.
    »Genau. Also?«, hakt Hu nach.
    Als ich schweige, sagt Arne: »Wenn sie nicht erzählen möchte, dann ist das auch vollkommen in Ordnung, Hu-Sweetie.«
    »Das ist meine Tochter«, sage ich. »Ich meine, die gepresste Asche des Körpers meiner Tochter«, erkläre ich weiter und sehe aufmerksam in Hus und Arnes Gesichter. Hu schlägt beide Hände vor ihren Mund. Arnes Strahlen ist verschwunden, als er mich noch mal ansieht. Er prüft, ob ich sie auf den Arm nehmen will. »Ein Autounfall im letzten Jahr. Sie war noch nicht geboren. Ich war vollkommen fertig. Mein Mann wollte Lisa traditionell begraben. Ich habe mich durchgesetzt und einen Teil der Asche in Holland zu einem Diamanten pressen lassen. Wir haben uns so gestritten. Immer und immer wieder. Ich habe ihm Vorwürfe gemacht, als wenn er Schuld an Lisas Tod hätte.« Mein Hals schnürt sich zusammen, aber ich will es sagen. Ich müsste es eigentlich endlich Hartmut sagen. Ich trage das Wissen schon viel zu lange allein mit mir herum. »Der Diamant wurde nur aus einem kleinen Teil der Asche gemacht. Den Rest habe ich in einem Friedwald bei Köln verstreut. Allein. Niemand von meiner Familie weiß das.« Wieder verkrampft sich mein Hals, als wenn ich es nicht aussprechen sollte. »Ich wollte ihn bestrafen. Er war so auf seine Politik versessen. Ich wollte nicht, dass er weiß, dass Lisas Körper nun doch eins mit der Welt wird.«
    Hu schlingt still ihre Arme von hinten um mich. Arne nimmt meine Hand und streichelt sie. Dann hellt sich sein Gesicht wieder auf. »Du sagst es ihm, wenn du zurück bist, und ihr geht zusammen dorthin.« Das war kein Vorschlag, das war eine unverrückbare Feststellung. Als hätte er in die Zukunft gesehen.
    Ich weiß, dass er recht hat.

    »Da ist es!« Hu quietscht vor Freude. Wir parken auf einem abgelegenen Gelände zwischen bestimmt fünfzig anderen Autos. Als wir aussteigen, höre ich zuerst das Gebrumm von vielen Menschen und Musik. Dann rieche ich Rauch. Wir gehen durch ein kleines Waldstück und landen auf einem großen Platz mit einem langen Haus. Auf der Vorderseite hat es einen Eingang und ein Fenster, ansonsten praktisch nur Dach. Die Holzkonstruktion ist reich verziert. Ich nehme mir vor, mir später alles genauer anzusehen.
    »Das ist das Marae. Das Versammlungshaus«, sagt Arne.
    Überall stehen Tische, Bänke und Stühle. Ein Stück rechts daneben befinden sich zwei große Gruben. In einer brennt sehr viel Holz. Die Flammen schlagen deutlich höher als das Haus.
    »Und da hinten wird der Hangi vorbereitet.«
    »Ich dachte, Hangi ist diese Begrüßungsgeste mit viel Stirn und Nase.«
    »Was du meinst, ist Hongi. Sieh mal!« Er zeigt auf Mere und Hu, die gemeinsam von einem riesigen, schweren Mann hochgehoben und dabei fast zerquetscht werden. Es macht ihnen wohl nichts aus, denn sie quieken beide um die Wette. »Das ist Meres Lieblingscousin Hohepa. Das heißt ›er wird wachsen‹. Wir hoffen alle, dass dieses Namensomen nicht sein ganzes Leben lang wirkt.« Arne lacht laut über seinen eigenen Witz und stellt mich vor.
    Hohepa greift mit strenger Miene nach meinem rechten Unterarm und beugt sich mit weitgeöffneten Augen zu mir herunter. Seine Stirn ist schwitzig. Ich kann ja schon froh sein, dass die hier nicht noch die Bützje-Kultur meiner Heimatstadt kennen. Ich denke an Rick mit den durchdrehenden Augen und seinem Verlangen, einen Kuss zu bekommen. Hier ist es nur eine schwitzige Stirn. Da muss ich jetzt wohl durch. Ich neige meinen Kopf etwas nach vorne, in dem Moment, als Hohepa mir entgegenkommt. Hoffentlich bekomme ich jetzt keine Kopfschmerzen. Nun berühren sich auch unsere Nasen. Ich muss ihm in die Augen sehen. Ernsthaft. Und dann ein Summgeräusch machen. Er schiebt meinen Arm ein bisschen hin und her. Dann löst er sich und gibt mir noch ein paar Wangenküsse. Er lacht und presst mich an seinen großen Körper. So war das aber

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