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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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nicht geplant. Hu hatte mich genau instruiert. Wieso hat sie mir das verschwiegen?
    Menschen drängen sich um mich. Die nächsten Begrüßungen gehen flotter. Es gibt nun auch keine Umarmungen mehr. Dafür Schnaps- und Bier- und Zwiebelfahnen, dazu Mundgeruch wie von schlechten Zähnen, Mundgeruch wie von einem kranken Magen und immer mal wieder einen kräftigen Schwall Schweiß. Öfter allerdings der Duft von Parfüm, Rasierwasser, Duschgel und Kokoshaarpflege. Ich bekomme nun doch Kopfschmerzen. Ich brauche eine Pause. Es gibt keine. Arne, Mere und Hu begrüßen selbst viel und ausdauernd. Ihnen macht es Spaß. Ich kriege kaum noch Luft. Über allem liegen auch noch Qualmschwaden, wenn es dem Wind gerade gefällt, sie zu mir zu wehen. Ich war noch nie in so kurzer Zeit so vielen Menschen so nah. Es ist anstrengend. Es dauert Stunden, Tage, Monate.
    Nach zwanzig Minuten bin ich durch. Jetzt brauche ich eine Kur.
    Hu hüpft um mich herum. »Habe ich nicht eine tolle Familie?« Sie hüpft weiter. Ich muss lachen und nicke.
    Das Feuer bricht geräuschvoll in einem imposanten Funkenregen zusammen. Die Frauen rennen zu den Tischen, packen große Metallkörbe, die mit Alufolie ausgekleidet sind, voll mit Fleisch, Gemüse, Süßkartoffen und Teigkugeln und jeweils einer Wasserschüssel. Die Männer schaufeln aus der Feuergrube glühende Lavasteine, die augenblicklich an der Oberfläche wieder dunkel werden, und kippen sie in die zweite Grube. Dann stellen sie die fertigen Körbe darauf, decken sie mit nassen Tüchern ab, schütten das Ganze mit Erde zu und decken es wieder mit Steinen ab. Große Dampfschwaden steigen auf. Eine Bodensauna für Nahrung.
    Hohepa hebt seine langen Arme und ruft irgendetwas. Alle antworten. Überhaupt ist es sehr laut, und es gibt viele große Gesten. Die Männer präsentieren sich, als könnten sie vor lauter Kraft kaum gehen. Die Frauen kommunizieren mit hohen Stimmen, auch gern über größere Entfernungen. Es wird eine Mischung aus Englisch und Māori gesprochen. So kann ich den meisten der lauten Gespräche leicht folgen.
    Ich setze mich an einem der Holztische auf eine einfache Bank und schaue mir eine Weile das Treiben an. Ich stelle fest, dass ich mich von der Begrüßungsüberrumpelung recht schnell erhole und die Menschen sympathisch finde.
    Arne kommt mit zwei Bier in den Händen zu meinem Platz.
    »Sie sind wie das Land. Rau, aber herzlich.«
    »Das merke ich. Langsam.«
    »Das war dir zu viel, oder?«
    Ich schiebe meinen Kopf weit nach vorn zu ihm und schaue ihm intensiv in die Augen.
    Er lacht. »Ja, so gucken sie. Genau so! Aber vor Hangi kommt eben Hongi …« Arne hat viele Lachfältchen. Das ist nicht weiter erstaunlich, aber es wundert mich immer wieder, dass er trotzdem so jung wirkt.
    Jemand macht die Musik lauter. Es ist Musik, wie sie auch auf Partys in Deutschland gespielt wird: Rihanna, Chris Brown, Katy Perry, David Guetta und Kelly Clarkson. Nichts Aufregendes, aber auch nichts, was weh tun würde.
    Mere kommt herüber und setzt sich dazu. Ohne weitere Vorrede sagt sie: »Honey, don’t upset yourself … Liam is here.«
    Ich sehe mich um und entdecke nach einer Weile den gutaussehenden jungen Mann in einem offenbar sehr intensiven Gespräch mit Hu.
    Arne entdeckt sie auch. Sein Gesicht ist neutral. Dann wacht das Strahlen wieder auf. »I trust her. She’s a perfect big girl.«
    Mere streichelt ihm über seine Wange.
    Bei ihnen ist alles immer so leicht.

    »Haka-Zeit«, sagt Arne zu mir, als Hohepa sich von seinem Platz erhebt. »War gar nicht geplant, aber diesmal sind so viele Gäste hier.«
    Hohepa instruiert Leute, auf dem gesamten Platz Standfackeln anzuzünden.
    »Gäste? Bin ich nicht die einzige Fremde?«
    »Susanne, du bist doch keine Fremde mehr! Aber davon abgesehen, ich würde sagen, ungefähr ein Viertel der Anwesenden gehört nicht zu Meres Familie.«
    Die Sonne geht gerade unter, und ich habe schon gehört, dass der Hangi bald seinen Zweck erfüllt hat. Im Dampf und Rauch des Erdofens mischen sich langsam ganz zart die Duftnoten der unterschiedlichen Speisen. Wenn die leichten Schwaden vorbeiziehen, knurrt mein Magen sie ungeduldig an. Wir sitzen hier nun schon seit Stunden. Ich musste immer wieder erzählen, dass ich aus Arnes ferner Heimat komme, ihn aber vorher nicht kannte und dass ich freiwillig Durian gegessen habe. Einzig ein kleiner Junge sagte mir, dass er Durian liebt und sogar gern die Kerne isst. Seine Mutter bestätigte es. Ihr Mund

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