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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Du denn zurück nach Deutschland?
    Deine
    Susanne
    Ich sende die Mail ab und lehne mich zurück. Meine Hand greift zum Diamanten. Vielleicht fügt sich ja doch noch alles zum Guten, Lisa.
    > Susanne

< Ich
    Das Babybecken
    17. 03. 2011
    51° 26′ 52.87″ N, 7° 15′ 19.08″ E
    Ich spreche gerade mit ein paar coolen Säuen, als mein Laptop mir mit einem »Pling!« mitteilt, dass ich Post habe. Mein Herz klopft. Sollte es Hartmut sein? Wenn ja, ist er schon mal nicht sauer, dass ich ihn gestört habe in dem Leben, das er gerade führt. Ich würde gerne jauchzen, aber ich darf mir gegenüber den Typen, mit denen ich gerade rede, nichts anmerken lassen. Die spüren Schwäche durch das Kabel des Playstation-Controllers.
    »Alter, du bist witzig«, sagt der Anführer der Gruppe, der wie Puff Daddy aussieht. Er trägt einen Pulli mit grauen und beigen Karos, dazu eine große Sonnenbrille und einen Brillanten im Ohr. Beim Sprechen holt er weit mit den Armen aus, als greife er zwei unsichtbare Schaukeln, in denen Kinder schwingen. Er lobt meinen Wagen. Seine Flankenleute sind ein schmaler Weißer mit kurzen Haaren und ein Farbiger mit Rastas und einer Goldkette samt Stern. »Wie Tony«, fährt Puff Daddy fort. »Einer dieser Ostküstenkomiker, oder?«
    Das ist eine Provokation hier in Los Angeles, an der Westcoast. Die Männer wollen mich einführen in ihre Welt der Karopullis, teuren Uhren und illegalen Autorennen mit Karossen, die immer stärker werden, je mehr Geld man bei den Wettrennen verdient. Ich würde das Gespräch gerne unterbrechen, aber es ist eine Cutscene, eine Sequenz, bei der man nicht auf Pause schalten kann. Die Stadt im Spiel ist Los Angeles bis in die Details hinein nachgebildet. Das Licht fasziniert mich. Eine Mischung aus Staub und Sonne, Abrieb und Wärme. Ich habe ständig das Gefühl, Strandsand zwischen den Zehen zu spüren, selbst wenn ich mitten in der Stadt auf dem Hinterhof meiner Tuningwerkstatt stehe.
    Aber ich kann jetzt nicht mehr abwarten und muss wissen, ob Hartmut geschrieben hat. Der Laptop steht hinter den Pizzakartontürmen. Sie sind vollständig. Gestern Abend bin ich auf den Schreibtischstuhl gestiegen und habe mit dem Karton der Pizza Popeye feierlich die letzte Lücke zwischen dem fünften Turm und der Decke geschlossen. Ich ziehe den Laptop nach vorn und fahre ihn hoch, während Puff Daddy und seine zwei Pausenclowns sich in der Konsole über die alten Rostlauben lustig machen, mit denen ich meine Laufbahn als kalifornischer Raser beginnen muss. Die erste Mail, die ich finde, ist nicht von Hartmut, sondern von Mario.
    So, Du jähzorniger Jammerlappen. Jetzt hast Du es geschafft. Fraktur des Unterarmknochens. Jochens Arm ist für mindestens sechs Wochen in Gips. Beschlägt schon Dein Spiegel vor Scham, wenn Du reinguckst? So wird man, wenn man nie rausgeht! Paranoid und cholerisch! Ich kümmere mich jetzt erst mal um meinen Süßen, denn der Umzug muss weitergehen, auch ohne Arm. Geh unter die verdammten Leute, bevor Du verrückt wirst!
    Mario
    Jetzt müsste ich wieder das Bein heben und mich lecken können, so verlegen machen mich diese paar Zeilen.
    Lieber Mario,
    sag Jochen, es tut mir sehr, sehr leid! Es war ein Vaterinstinkt. Ich bin geknickt. Soll ich Euch beim Umzug helfen? Immerhin bin ich Packer.
    Yannick steht neben dem Schreibtisch. Ich halte ihm die Hand hin. Er macht einen Vier-Pfoten-Zugleich-Hüpfer, weil sie zu plötzlich in sein Blickfeld zischt, stülpt dann aber sein Mäulchen drüber und punktiert sie gründlich mit Liebesbissen, während er mit erhobenem Schwanz im Kreis tänzelt wie Muhammad Ali. Das Spiel in der Konsole hat seine automatisch ablaufende Szene beendet und wartet auf mich. Die Kamera schwebt hinter dem Auto. Mein PDA links im Bild erinnert mich daran, dass ich auf dem Sunset Strip gegen Henry antreten soll. Die zweite Post im Mailfach ist ein Angebot über neue Teakholzmöbel für mein Eigenheim. Die dritte teilt mir mit, dass in Kapstadt ein Treuhandfonds über drei Millionen Euro auf mich wartet, da ich eigentlich von Prinz Ubongo Matobo Mlapa abstamme, was mir aufgrund meiner hellen Hautfarbe bislang entgangen ist. Die vierte Mail ist von Hartmut. Yannick spürt das, lässt von meiner Hand ab, springt auf den Schreibtisch und läuft schnurrend über die Tastatur. Von links nach rechts und rechts nach links, immer wieder, ein paar Schritte auf Holz – bupp bupp bupp –, ein paar Schritte auf den Tasten – klick klick klick. Er

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