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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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aufschneiden und mit den Rändern über den Asphalt ziehen würde. »Also gut!«, brülle ich. Die Gesellschaft dämpft ihr Geplapper. Aydin, Serkan, Ersan und Abdullah kommen sofort zu mir.
    Ich sage: »Drei.«
    Serkan sagt: »Zwölf!«
    »Vier.«
    »Elf.«
    »Sechs.«
    »Zehnfünf.«
    »Acht.«
    »Zehn.«
    »Achtfünf. Letztes Wort!«
    Serkan schaut zu Ersan und Abdullah, dann zu Aydin. Der nickt. Serkan reicht mir die Hand. Jubel brandet auf. Die Frauen lachen, die Männer johlen, die Kinder jagen sich wie Welpen über den Kies. Ich gehe mit Aydin in den Wohnwagen und verlasse den Hof mit 6000 Euro mehr, als ich verlangt hatte.

    Ich schleppe meinen Rucksack durch die Straßen und winke mir ein Taxi heran. Der Fahrer steigt nicht aus, um mir die Tür zu öffnen. Das gefällt mir. Ich setze mich auf die Rückbank, da ich weiß, dass die Fahrt lang wird.
    »Wo soll’s hingehen?«
    »Einsamkeit.«
    »Einsamkeit?« Der Fahrer überlegt. Er sieht aus wie die Schauspieler, die in deutschen Krimis die Archivare spielen. »Wenn Sie’s einsam haben wollen, könnten wir nach Ferch. Oder Petzow. Die Gegend um Werder und die Havel ist auch recht menschenleer.«
    »Ich rede von der Einsamkeit . Eine Insel.«
    »Eine Insel? Dann fahre ich Sie nach Rügen. Ich kenne da ein Hotel, da wohnt fast nie jemand. Das wird aber teuer. Rügen von hier …«
    »Nicht irgendeine Insel«, sage ich. »Ich meine die Insel. Einsamkeit. Auf Norwegisch heißt sie Ensomheden. Auf Russisch Ostrov Uyedineniya.« Ich zeige ihm den Ausdruck eines Artikels. Ich habe ihn im Rasthof am Rechner der Chefin herausgesucht und ausdrucken lassen. Sie ließ mich in ihr Büro und wedelte in der Türe mit Bio-Schinken. Der Mann starrt auf das Blatt. Er braucht einen Moment, um es zu glauben.
    »Wollen Sie mich verarschen? Das ist in der sibirischen Karasee.«
    »Genau«, sage ich. »Einsamkeit. Elfeinhalb Kilometer lang, fünf Komma zwei Kilometer breit. Vollkommen unbewohnt. Bis 1996 lebte dort ein einziger Mensch, der russische Wärter einer Wetterstation. Nachdem sie aufgegeben wurde, hat die Insel niemand mehr betreten.«
    »Und da wollen Sie hin?«
    »Ja. Ich will verschwinden.«
    »Wissen Sie, wie weit das ist? Das sind locker 6000 Kilometer quer durch Russland. Wenn ich das mal nur grob durchkalkuliere, kommen wir da auf, Augenblick …« Er kritzelt Zahlen auf einen Notizblock. Dann hält er ihn hoch und wedelt damit. »Nehmen wir an, ich ließe mit mir verhandeln. Nehmen wir an, ich sei gnädig und huldvoll. Nehmen wir an, mir schiene die Sonne aus dem Arsch, was nicht der Fall ist, aber nehmen wir es einmal an. Dann sind das immer noch 8000 Euro.«
    »Ich weiß das alles. Ich bin selber mal Taxi gefahren.«
    »Dann wissen Sie auch, dass sich niemand in ein Taxi setzt, eine Fahrt an die Küste der russischen Karasee verlangt und zu diesem Zweck einfach so 8000 Euro in bar dabeihat.«
    Ich seufze, hebe mein Hinterteil, ziehe das Portemonnaie aus der Jeanstasche und fächere die acht Tausender vor ihm auf, die Aydin mir gegeben hat. Er wird blass. Wild fährt seine Zunge durch die Mundwinkel und putzt die Lippen.
    »Ich darf nicht.«
    »Wie, Sie dürfen nicht?«
    »6000 Kilometer. Da bin ich gute drei Wochen unterwegs.«
    »Und das verbietet Ihr Chef?«
    »Das verbietet meine Frau. Sie hat Ängste. Und dann durch die russische Pampa. Waren Sie schon mal dort? Wissen Sie, was das bedeutet? Das ist das Ende der Welt. Die Wüste in den Mad Max -Filmen ist ein Rummelplatz dagegen.« Ich wundere mich, dass er Mad Max kennt, dabei ist das nur natürlich. Diese Filme wurden gedreht, als ich noch ein Kind war. Sie gehören zu seiner Zeit. Wie die Sex Pistols oder die frühen Slayer. Trotzdem kommt es mir immer so vor, als gehöre alles, was sich roh und wild gibt, grundsätzlich zu »uns« und nicht zu »den Großen« mit dem graumelierten Haar. Der Mann lehnt sich im Fahrersitz zurück, sieht mich im Rückspiegel an und schaut nach wenigen Worten wieder in die Ferne: »Sie hat vor allem Angst, wissen Sie? Wenn ich rausgehe und den Rasenmäher anschmeiße, steht sie zitternd am Fenster und sagt: ›Hubert, bitte, greif nicht ins Blatt!‹ Als wenn ich mich hinhocke wie ein Psychopath, neben den laufenden Mäher, noch einmal kurz lächelnd aufsehe und dann gemütlich meinen Arm drunterschiebe.« Hubert öffnet das Handschuhfach und holt einen Keks heraus. Die Kekse liegen lose in dem Fach. Ein paar purzeln auf den Boden. Keine Tüte, keine Plastikbox. Ein

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