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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Zeitmesser beim Sport, bei Rekorden, bei Olympischen Spielen«, warf Gérard ein.
    »Das sind auf kurzlebig getrimmte Zeitabschnitts-Meßinstrumente«, sagte Henri. »Die müssen fortwährend gewartet oder ausgetauscht werden. Wir sprechen hier aber von Gebrauchsuhren.«
    Superhirn nickte. »Die Menschen haben sich fürs allgemeine, praktische Leben stillschweigend auf Minuten-Genauigkeit geeinigt. Die Sekunde ist ein zu kurzer Zeitraum, der im gewöhnlichen Alltag – selbst im Schiffs-, Bahn- und Flugverkehr – kaum eine Rolle spielt. Ich sage: im gewöhnlichen. Ob die Werksirene den Arbeitsschluß um Punkt 17 Uhr verkündet oder um eine Viertelsekunde früher oder später, ist für den Menschen gleichgültig. Die Wissenschaft jedoch ist auf ganz exakte Bruch-Zeitmessungen angewiesen – klar? Aber solche Messungen führt man nicht mit – noch so präzisen – Quarz-Armbanduhren oder mit Fernseh-, Radio- und Telefonzeitansagen durch.«
    »Dann kloppen die da je nach Laune auf den Gong?« fragte Micha erstaunt. Superhirn lachte. »Die kloppen gar nicht. Die drücken auf Knöpfe. Und beim Telefon läuft die aufgenommene Zeitansage automatisch durch. Selbstverständlich steht jedes Institut mit einer Sternwarte in Verbindung und bemüht sich um sekundengenaue Zeit. Aber bei den Auslöseautomatiken kann es mal ganz geringe Verschiebungen geben. Tati hat Pech gehabt. Sie hat ausgerechnet drei Zeitansagen gehört, die wahrscheinlich nur um Dreiviertelsekunden differierten. Bei der Telefonansage konnte sie's schließlich gar nicht mehr kontrollieren. Und was die Turmuhr der Hafenkirche betrifft ...«
    »Na ja. So 'ne olle Mühle ist ja keine Stoppuhr«, lachte Gérard.
    »Was sagt denn dein Signalschreiber?« erinnerte sich Prosper plötzlich.
    »Nichts. Die Gefahr hat sich wohl verzogen«, meinte Superhirn. »Wir können also runter in den Hafen, zur Flottenschau.«
    Micha knabberte an seinem Marmeladenbrot.
    »Ich denk immer noch an die Uhren«, maulte er. »So was hat mir nicht mal mein Lehrer erzählt. Gegen Superhirn komme ich mir direkt doof vor. Du könntest im Zirkus auftreten – als klügster Junge der Welt.«
    Alle lachten. Die schlechte Laune der Freunde war verflogen.
    »Ich kombiniere nur«, grinste Superhirn. »Und ich erklär nur das, was gerade eben wichtig ist. Dazu gehört 'ne Menge Wissen, aber keine Zauberei.« Das brachte ihn auf die eine Idee: »Kinder, wir gehen gleich nach Monton ! Bevor die Flottenschau beginnt, zeig ich Micha einen Mann, den er bestimmt viel klüger finden wird als mich.«
    Während sie über den steilen Fußpfad hinab in den Ort kraxelten, hörten sie aus Tatis Mini-Radio die neuesten Nachrichten.
    »Das klingt wie 'n Märchen«, murmelte Henri. Von den 80 Campingplätzen in den vom Waldbrand betroffenen Gebieten waren fast alle unter geringen Sachschäden geräumt worden. Es war durchweg immer nur von »leichten Brandverletzungen« die Rede. Die vorsorglich in Sicherheit gebrachten Tiere des großen Freiland-Zoos von La Palmyre hatte man am frühen Morgen wieder in ihre Gehege zurücktransportieren können.
    »Trotzdem – ich danke!« sagte Superhirn. »Wer kann sich vorstellen, was hinter so 'ner nüchternen Meldung steckt? Der La-Palmyre-Zoo ist einer der größten in Frankreich, und die verschiedenen Viecher reagieren sehr unterschiedlich auf Feuer oder selbst auf Brandgeruch. Wer möchte schon gern ein paar Tritte von einem Vogel Strauß kriegen? Auch Hirsche sind gefährlich. Die forkeln jeden, der ihnen zu nahe kommt, mit ihrem Geweih, sogar ihren Wärter. Dagegen verkriechen sich Löwen und Tiger still und heimlich. Die braucht man bei einem Brand am wenigsten zu fürchten, weniger als durchgehende Pferde oder Rinder.«
    »Hör doch mal, Superhirn!« unterbrach Prosper. »He, da hast du mal nicht recht gehabt! Es ist doch mit Salzwasser gelöscht worden!«
    Die Gruppe blieb auf dem Fußpfad stehen. Tati stellte das winzige Gerät so laut wie möglich. Den Nachrichten folgte eine Reportage über den Brand. Einsatzleiter und amtliche Beobachter tauschten ihre Erfahrungen aus.
    »Die drei Canadair-Spezialflugzeuge haben sich bewährt«, sagte der Reporter. »In ununterbrochenen Anflügen warfen sie einige hundert Tonnen Seewasser über dem Katastrophengebiet ab. Als die siebzig Meter hohe Flammenwand an zwei Stellen die Küstenstraße übersprungen hatte, retteten sie die Ortschaft Bellatrix mit Löschflügen von jeweils sechs Tonnen Wasserladung pro Anflug und

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