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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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zu den Elektrobooten. Prosper besetzte das erste und fuhr sofort ab, als gelte es, an ein rettendes Ufer zu gelangen. Henri und Micha sprangen in das zweite, Gérard und Tati in das dritte Boot. Superhirn nahm das vierte.
    Eine seltsame Kahnfahrt. Tati lachte, um nicht zu weinen.
    Lautlos glitten die Boote inmitten der Lichtung über den künstlichen See. Die Bläue des Grundes, die schmetterlingsgelben Kacheln des Gestades und die lustig gemusterten Strandmöbel konnten das Auge erfreuen. Doch das schöne Hotel war zerstört, und Flammen mit abgestufter Färbung rauschten immer noch daraus hervor. Der Rasen verlor zusehends seine Frische, und die Luft wurde wärmer und schwerer.
    »Wohin?!« brüllte Prosper, der das Unsinnige des Umherfahrens einsah. Schließlich befand man sich nicht in der freien Natur, sondern in einer »auf Natur getrimmten«, abgeschlossenen Halle unter dem Eis der Antarktis.
    »Das Wasser fängt an zu dampfen!« gellte Michas Stimme. »Superhirn, warum tust du nichts?«
    Doch der spindeldürre junge war längst dabei, Verbindung mit dem Professor zu suchen. Fieberhaft nestelte er an seinem armbanduhrähnlichen Signalgerät. Ohne Fahrt lag sein Boot mitten auf dem See. Die anderen flitzten in Schleifen und Kurven um ihn herum.
    »Ans Ufer!« schrie Prosper. »Ich such einen Ausgang in dem ver-ver-verrückten Ho-Horizont!«
    Bums! Sein Boot knallte gegen das Gestade. Prosper sauste über den Bug auf den Rasen, sprang aber sofort auf und vollführte groteske Sprünge. »Der Boden glimmt! Verflixt! Wir verbrennen und ersticken!«
    »Und werden abgekocht!« heulte Micha. »Der Teich wird immer wärmer!«
    Prosper humpelte über die scheinbar endlose Wiese. Aber da begann es zu grollen, als ziehe über der trügerischen Sonnenlandschaft ein Gewitter auf. Der Boden erbebte. Und plötzlich tat sich vor Prosper der »Himmel« auf. Langsam, wie im Zeitlupentempo, brach eine Wand von gewaltiger Höhe schräg von links oben nach rechts unten aus der Lichtung heraus. Dahinter kam eine mächtige Werkhalle mit zwanzig, dreißig kugelförmigen Behältern und unzähligen Rohrleitungen zum Vorschein. Man sah die Riesenlücke nur einen Augenblick, dann verschwand sie hinter einem Feuervorhang.
    Das Boot von Henri und Micha krachte gegen das von Tati und Gérard. Alle tasteten mit den Händen an ihren Köpfen herum. In dieser Hölle wußten sie nicht, ob sie sich die Ohren, die Augen oder die Nasen zuhalten sollten.
    Superhirn sah die enorme Aufstülpung im gegenüberliegenden Horizont als erster. Der sonderbar schimmernde Rumpfteil eines Spezialschiffes hatte sich an die Lichtung herangeschoben, eines Spezialschiffes – etwa von der Größe eines riesigen Tankers.
    »Erdschiff Giganto!« rief Superhirn. »Das ist der Professor! Er holt uns raus! Prosper, Prosper, komm her!«
    Und schon ertönte Charivaris Stimme durch einen Verstärker: »Beeilt euch! Der Raum unter dem See geht gleich hoch!«
    Prosper wollte in sein Elektroboot springen, verfehlte es aber und landete im Wasser.
    »Aua ... aua ...« jaulte er, wild um sich schlagend. »Ich ertrinke! Ich werde gesotten! Aua ... !!«
    »Vorläufig nimmst du nur ein heißes Bad«, sagte Superhirn. Er zog den pitschnassen Freund in sein Boot. »Aber jetzt los! Sonst kann man uns dem Ragamuffin wirklich als Brühfleisch servieren!«
    Sie landeten am anderen Ufer und liefen auf das Erdschiff zu.
    »Wir schaffen's nicht!« japste Gérard. »Der Rasen brennt, Der Boden hat Risse ... Und die ätzenden Dämpfe ...« Er hustete.
    »Nicht sprechen!« keuchte Superhirn. »Taschentücher raus! Tati, halt den Hund fest!«
    Verschiedenfarbige Nebelschwaden stiegen aus den Ritzen im Boden empor und legten sich in Schichten über- und nebeneinander. Diese gefährlichen, regenbogenähnlichen Schwaden nahmen den Freunden die Sicht, da ihnen die Augen tränten. Der Giganto schien auf einmal verschwunden zu sein.
    »Wir fassen uns an den Händen«, keuchte Superhirn. »Vorwärts! Nicht loslassen, Prosper!«
    Ein greller Scheinwerfer durchdrang die Schwaden. Die Stimme Charivaris dröhnte hohl: »Nach dem Licht richten! Da ist der Eingang! Immer auf das Licht zu!«
    Hinter ihnen brodelte der See.
    Superhirn hatte die Bordtreppe erspäht. »So«, sagte er, »erst Micha und Tati. Dann Prosper. Jetzt Gérard.« Er selber betrat hinter Henri das Schiff.
    Die Luke hatte sich noch nicht geschlossen, als eine Unterboden-Explosion die Lichtung zusammenbrechen ließ. Wo eben noch der See

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