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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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nur ungefähr vierzehn Millionen Grad.) Die feste Bindung zwischen den Atomen machte die Hülle praktisch unempfindlich bis zu einigen Milliarden Atmosphären Überdruck. Der Professor führte dieses enorme Kraftwerk allein. Eine Fülle von Hilfsaggregaten ersetzte ihm das Personal eines Flugzeugträgers. Die Erdrakete hatte die Form eines regelmäßigen Spitzkegels – also einer Tüte –, und sie war ein Allesfresser. Das heißt, sie verarbeitete jeden Stoff, auf den sie stieß, zu Treibstoff. Vor den sternförmigen Saugdüsen wurde selbst härtestes Gestein jäh geschmolzen. Pumpen jagten es heckwärts – und hinter dem Giganto erstarrte es wieder. Durch das Zurückpumpen der verarbeiteten Materie gewann man (wie beim Düsenmotor eines Jets) den Rückstoß, der das Erdschiff vorwärtstrieb.
    Diesmal war es ausgerechnet Superhirn, der in seinem Bordquartier am längsten schlief. Er sprang unter die Dusche, zog sich rasch wieder an und sauste mit dem Lift hinunter. Als er den Kommandoraum betrat, spürte er sofort: Die Lage hatte sich nicht entschärft, sondern zugespitzt. Tati und Micha saßen mit bedrückten Gesichtern in Sesseln. Micha hielt den Pudel an sich gepreßt. Henri, Gérard und Prosper standen verloren im Raum und blickten auf den Professor. Charivari beugte sich über den Kontrolltisch. In der bogenförmigen Platte tanzten Lichter, sausten farbige Ziffern, die sonderbare Reflexe auf seinem hohlwangigen Gesicht hervorriefen.
    »Ist was mit dem Giganto?« fragte Superhirn. »Stimmt etwas nicht mit diesem Schiff?«
    Professor Charivari ließ sich ein wenig Zeit mit der Antwort. Endlich sagte er – und es klang mühsam: »Der Giganto ist in Ordnung. Aber auf der Erde breitet sich Unordnung aus.« Er tastete nach seinem Hörknopf im Ohrläppchen. »Ich empfange schreckliche Nachrichten aus aller Welt.«
Das Phantombild
    Professor Charivari tippte auf ein paar Kontaktplättchen. In der Wand erschien eine Reihe von Bildschirmen, die Ausschnitte seiner Geheimstationen zeigten: der Labors am Grunde der Meere, der »hoch oben« im All schwebenden, für irdische Peilgeräte unortbaren Raumstation Monitor, der Mondpolstation (über Relais), die von »normalen Raumfahrern« nicht überflogen werden konnte – und der Werft der stark beschädigten Entwicklungsstadt in der Antarktis. Zuerst sprach General Hamm: »Hallo Giganto, hallo Professor Charivari! Zerstörte Bezirke abgesperrt und reterrestriert. Menschen und Material im Werftzentrum konzentriert. Keine Verluste an Menschenleben. Wertvollste Geräte in Sicherheit. Wir haben die komische Erfahrung gemacht, daß die geringste Menge Heilschlaf-Spray, dem Sauerstoff beigegeben, eindringende Hirnwellen des Ragamuffin auflösen, vielmehr: die menschliche Anfälligkeit hierfür ausschalten. Also könnten wir diese Art von Beschuß, wenn's sein muß, noch lange aushalten.«
    »Falls dem Ragamuffin nichts Schlimmeres einfällt«, murmelte Charivari. Er sprach jetzt mit den übrigen Stützpunkten, auf denen man General Hamms Erfahrungen seit Stunden bereits mit Erfolg auswertete.
    Endlich ließ er nur noch den Bildschirm stehen, auf dem der Sicherheitschef der geheimen Raumstation Monitor, der nette, junge Biggs, zu sehen war.
    »He, die Gruppe Superhirn wieder an Bord des Giganto?« rief Captain Biggs. »Natürlich mit Pudel! Hm, hm. Vielleicht noch ein paar andere Tierchen gefällig? Wie ich höre, gibt's eine ganze Menge zur Auswahl.«
    Charivari überging den Scherz.
    »Wie begegnen Sie dem Beschuß, und was registrieren Ihre Geräte?« fragte er knapp.
    »Sonderbarerweise treffen uns die geschilderten Ragamuffin-Visionen nicht. Richtiger: Die von den Geräten vermerkten Hirnwellen aus der Erde verursachen kein Unheil in unseren Köpfen«, meldete Biggs. »Die Gedankenstrahlen, die anderswo verschiedene Tierbilder in die Gehirne projizieren, sehen wir auf unserem Analysator als zittrige Kurven und Zacken. Jedenfalls nehmen wir an, daß es sich um diese Beschüsse handelt, denn nach unseren Ortungen kommen sie fraglos aus dem Erdinnern. Unsere Fachleute können sie nicht entschlüsseln.«
    »Wenigstens ist Ihre Raumstation verschont geblieben«, sagte Charivari erleichtert. »Aber ich habe in den letzten Stunden einige Welt-Rundfunksendungen abgehört. Das ergibt ein schauriges Bild. Wie sind Ihre Informationen hierzu?«
    »Moment!« Man sah, wie Biggs auf dem Bildschirm eine Taste drückte und auf sein Nachrichtenbild blickte. »Letzte Meldung«, begann er,

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