Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
von ihnen zu befürchten. Aus ihrer unterirdischen Welt können sie nie heraus.«
»Mir reicht der Gedanke«, rief Micha.
Henri meinte: »Schade, daß wir kein Foto geschossen haben. Ich hätte die Bilder meinem Biologielehrer gezeigt.«
Professor Charivari erklärte: »Ich habe alles mit meinen eingebauten Kameras automatisch gefilmt.«
»Ein Streifen, den ich mir niemals ansehen werde«, erwiderte Tati. »Von solchen Paradiesen will ich nichts wissen. Ich möchte endlich wieder an unsere Ferienküste!«
»Schon programmiert«, sagte Charivari.
Henri, Micha und Tati berichteten nun, was sie alles in das Spürgerät geworfen hatten. Doch die erwarteten Vorwürfe blieben aus.
»Meine Schuld«, sagte der Professor ernst. »Bei der Programmierung hätte ich aufpassen müssen wie ein Schießhund. Zur Strafe verschmerze ich auch gern meinen Elfenbeinstock. Hauptsache, Micha und Loulou ist nichts geschehen.«
Charivari richtete es so ein, daß sich das Erdschiff kurz nach Mitternacht am Ende des Badestrandes von Monton ganz, ganz langsam aus dem Boden schob. Schattenlos und wieder völlig abgeschirmt lag es dort zwischen den Klippen und Dünen. Das einzige, was von ihm ausging, waren verschlüsselte Bildfunk-Impulse zur Weltraumstation.
Im Kommandoraum standen die Gefährten und der Pudel ausstiegsbereit. Der Professor hatte mit Captain Biggs gesprochen.
»Tja, Freunde«, sagte er dann, »erfreuliche Nachrichten. Nach allem komme ich zu dem Schluß, daß der Ragamuffin und seine Leute nach den letzten, enormen Gedanken-Überfällen bewußtlos – oder durch die Überlastung nachhaltig geschwächt sind.«
»Aber sie könnten sich erholen«, mahnte Superhirn.
»Das bleibt abzuwarten«, sagte Charivari. Er lächelte freundlich. »Jetzt erholt ihr euch erst einmal. Wenn es dämmert, wandert ihr in euer Ferienquartier und sagt Madame Claire, euer Freund, der Motorjachtbesitzer, habe euch abgesetzt und sei gleich weitergefahren. Und wenn's ein sonniger Vormittag wird, was ich nicht ausschließe ...«
»Dann hauen wir uns längelangs auf den Rasen und schnarchen«, feixte Gérard. Die anderen lachten zustimmend. Und der Pudel winselte freudig, als hätte er alles verstanden ...
Ende
Schiffbruch in der Erde
Schiffbruch in der Erde
Besuch
»Das war mal wieder ein Tag«, schnaufte Henri begeistert. Er, seine Schwester, sein jüngerer Bruderund ihre drei Freunde hatten die festliche Einweihung der Brücke von Monton nach Brac miterlebt.
Die Brücke war ein Meisterwerk und wirkte in der Sonne wie ein zartes Gespinst. Um so dicker war der Mann, der das Band durchschneiden sollte, um die Brücke dem Verkehr zu übergeben. Ihm war die Schere aus der Hand gefallen. Aber sein enormer Bauch hinderte ihn daran, sich zu bücken.
Die Schaulustigen, unter ihnen viele Urlauber, hielten sich die Bäuche vor Lachen. Ein winziges Mädchen, mit einem großen Blumenstrauß im Arm, nahm die Schere und wollte sie ihm zureichen. Aber der arme Dicke hatte in der Verwirrung den Blumenstrauß ergriffen.
Henris kleiner Bruder quietschte noch auf dem Rückweg: »Nein, so was ... ! Ich wär am liebsten vonden Füßen auf die Hände gesprungen! Wie dem Klops die Schere aus den Wurstfingern gerutscht ist – und wie er kaum über seinen Bauch gucken konnte!«
Die Jungen und auch Tatjana sahen zu, wie der kleine Micha sich krümmte und die Bewegungen desdicken Mannes nachzuahmen versuchte. Er ächzte fürchterlich, schielte über einen nicht vorhandenen Bauch und tat, als könnte er mit seinen Händen den Erdboden nicht erreichen.
»Ziemlich alberne Vorstellung, Micha«, meinte sein großer Bruder Henri.
Tatjana, »Tati« genannt, Michas und Henris Schwester, nur ein Jahr jünger als Henri, die aber erwachsener erschien als beide Brüder zusammen, fügte ein bißchen spöttisch hinzu: »Stimmt! Du mußt dir ein riesiges Kissen vorn unters Hemd stecken. Hinten natürlich auch eines. Aber auch dann wirst du kein Schauspieler. Der dicke Mann hatte nämlich Stielaugen. Die kannst du nicht vortäuschen. Außerdem hast du Patschpfoten, aber keine Wurstfinger.«
Die drei Freunde der Geschwister feixten über Michas beleidigte Miene. Prosper schlug vor, der stämmige Gérard solle den dicken Mann spielen. Er könnte es sicher besser als Micha, weil er einen Fußballkopf und keinen Hals hätte.
Doch Marcel, der spindeldürre, flachshaarige Junge mit den großen, runden Brillengläsern, den die anderen wegen seiner Blitzgescheitheit Superhirn
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