Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
Prosper griff sich an den Kopf. »Das heißt, der Besuch ist gar nicht hier? Und dann machen Sie solchen Wind?«
»Madame Claire hat angedeutet, daß die Leute wiederkommen«, wies ihn Tati zurecht. »Oder hab ich das falsch verstanden?«
»Sie sagte, wir würden sie nachher sehen«, stellte Superhirn richtig.
»Ja!« rief die Wirtschafterin. »Erst mal rein mit euch! Der Tisch ist gedeckt. Die Überraschung läuft euch nicht weg!«
Der geheimnisvolle Besuch, mit dem sich die gute Madame so wichtig tat, mußte ihr sehr imponiert haben.
»Ich schlage vor, wir waschen uns in aller Ruhe die Hände«, erklärte Tati.
»Aber sicher! So 'n dummes Theater! Die hält uns zum Narren mit ihrem Getue«, sagte Gérard. »Was für 'ne Überraschung soll das denn sein? Ganz normaler Besuch! Ha, vielleicht einer von unseren Lehrern mit seiner Frau ... ?!«
»Unsere Lehrer fahren keine Autos mit derart weiten Radabständen«, grinste Superhirn. »Micha hat die Spuren im Kies gesehen! Wenn's kein Lastwagen war – und das war's nicht –, muß es eine Staatskarosse gewesen sein!«
»Vielleicht waren es die Eltern«, wandte sich Micha hoffnungsvoll an die Geschwister.
»Quatsch!« erwiderte Henri. »Vater hat einen Citroen. Die Reifenabdrücke hätte ich erkannt!«
»Ich auch!« bekräftigte die Schwester.
»Schluß jetzt!« murrte Prosper. »Ich hab Hunger. Die einzige Überraschung, auf die ich neugierig bin, ist das Essen!«
»Aber fall nachher nicht aus dem Anzug, wenn's tatsächlich 'ne Bombe ist«, sagte Superhirn leise. An der Hangseite des Schlosses war die Terrasse. Wegen der einzigartigen Aussicht über Hafen, Bucht und See wurde sie der »Balkon des lieben Gottes« genannt. Hier hatte Madame Claire den Tisch gedeckt. Sie brachte nun eine Terrine mit Fruchtsuppe. Tati folgte mit der Riesenschüssel voller Tomatensalat.
Loulou war gleich bei seinem Napf in der Küche geblieben.
Superhirn griff nach der knusprigen Weißbrotstange, brach ein Stück davon ab und tunkte es in seinen Suppenteller.
»Ahhh ...«, seufzte er wohlig. »In der Suppe ist Musik! Möchte wissen, wie viele Sorten Obst Sie dafür verwendet haben!«
Madame Claire, wieder auf dem Sprung, denn der Wurstsalat fehlte noch, drehte sich lachend um »Das verrat ich nur, wenn du mir beim Kreuzworträtsel hilfst«, sagte sie. »Ich hab da ein kleines Problem, nein, zwei!«
»Schießen Sie los!« rief Superhirn, eifrig die kühle Fruchtsuppe löffelnd. Er kannte das schon: Im Raten war die Wirtschafterin nicht so »preiswürdig« wie in Haushalts- und Küchendingen.
»Mir fehlt da ein Wort für Flugfrosch, elf Buchstaben. Ein A – mindestens – und ein O sind drin, das weiß ich schon.«
Micha ließ seine Serviette fallen, nachdem er gerade noch »Giganto« gehaucht hatte. Superhirn warf ihm einen Blick durch die Brillengläser zu. Zum Glück spiegelte sich auf Michas Gesicht jetzt die Erkenntnis, daß Professor Charivaris geheimes Erd-Erkundungsschiff nicht mit einem »Flugfrosch« zu vergleichen war und daß das Wort »Giganto« nicht elf, sondern nur sieben Buchstaben umfaßte. Superhirn wirkte wieder ganz gelassen: »Ziemlich schweres Kreuzworträtsel, diesmal, Madame«, lächelte er. »Ich nehme an, es ist die Gattung Rhacaphorus gemeint, der die Arten der sogenannten Flugfrösche angehören. Soviel ich weiß, gibt's die Biester auf der Insel Madagaskar, sie haben Schwimmhäute, mit denen sie auch kurze Flüge machen können, Gleitflüge, versteht sich. Und was ist Ihr zweites Problem?«
»Ein anderes Wort für Druckluft«, antwortete Madame Claire.
Prompt sagte Superhirn: »Das ist einfach. Preßluft! Prüfen Sie, ob's stimmt!«
Die Wirtschafterin wollte in die Küche. Doch Superhirns entschiedenes »Hallo, Madame, da wäre noch was!« hielt sie zurück.
Superhirn blinzelte: »Und nun mal raus mit Ihrer Überraschung! Oder ich helfe Ihnen nie wieder bei Ihren Kreuzworträtseln!«
Alle lachten.
Denn knifflige Kreuzworträtsel waren Madame Claires schwächste Stelle.
»Es wird bald dunkel. Wir möchten nicht mit 'ner freudigen Ungewißheit zu Bett«, grinste Superhirn.
»Also, bitte: Wer war Ihr geheimnisvoller Besuch ... und was wollte er?«
Die Geschwister und Prosper und Gérard machten plötzlich Gesichter, als könnte ihnen die Antwort auf diese Frage vielleicht die süße Suppe versalzen.
Doch jetzt blinzelte auch die Wirtschafterin. Ihr rundes Näschen zuckte vergnügt. Völlig arglos und fröhlich erwiderte sie: »Ihr
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