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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Befehlsmikrofon.
    Sekunden später sah man die schaurigen Riesenechsen, die sich eben noch um den Flugsaurier gebalgt hatten, erstarren und lautlos ins knarrend rauschende Gras kippen. Die ungeheuren Krokodile schienen zu schlafen, die Schlangen lagen wie verbogene Kanalisationsröhren. Und vom »Himmel«, der kein Himmel hier drinnen in der Erde sein konnte, hagelten kastaniengroße Körper auf den Giganto und seine Umgebung herab: Insekten!
    Hochrot im Gesicht, mit geweiteten Augen – aber den Zwergpudel glücklich unter dem Arm – tauchte Micha im Eingang auf. Hinter ihm schloß sich die Rutschbahntür. Diesmal hatte sie Charivaris Anweisung zum Glück »gehorcht«.
    Bevor Micha etwas fragen oder beantworten konnte, verschwand die vorzeitliche Umwelt, die Wände verloren ihre Transparenz, der Leuchtpunkt im Hologramm geriet in Bewegung. »Wir fahren wieder«, stellte Superhirn fest.
    »Wenn mich nicht alles täuscht«, sagte Professor Charivari, »sind wir durch Fehlspürung ganz zufällig in ein Refugium des Erdmittelalters geraten ... in ein Gelände aus jener Zeit, als es noch keine Alpen, keine Rocky Mountains, kein Himalaja-Gebirge gab ... also keine wesentlichen Erdrisse und Erdaufstülpungen. Das Fehlen der Gebirge vor 200 bis 60 Millionen Jahren bewirkte ein ziemlich gleichmäßiges Klima rund um die Erde, ein tropisches, das der enormen Entwicklung dieser Echsen -förderlich war. Der erste Dinosaurier, den wir sahen und der sich ins Wasser rettete, war ein Pflanzenfresser. Ich bemerkte es an den wenigen Zähnen. Die brüllenden Bestien, die sich um den Flugsaurier balgten, waren, wie die mörderischen Zahnreihen bewiesen, Fleischfresser. Und die entfernten Vorfahren unserer heutigen Krokodile habt ihr ja auch gesehen ...«
    »Aber diese Viecher sind doch schon seit –zig Millionen Jahren ausgestorben!« rief Henri. »Durch Temperaturveränderungen oder erhöhten Sauerstoffgehalt in der Luft ...«
    » ... oder, oder, oder ... !« Der Professor zwang sich zu einem Lächeln. »Die Wissenschaft führt mehrere Ursachen an. Jedenfalls hat der Giganto-Kältestrahl gewirkt: Die Echsen brauchen tropische Wärme, sie können ihre Eigentemperatur nicht auf Winter oder Sommer umstellen, schon gar nicht in wenigen Sekunden. Mehrere Grade über Null, als Micha und der Pudel munter heraufgeklettert kamen, waren ihnen bereits zuwenig. Sie fielen um und erstarrten.«
    »Aber wie sind die mitsamt ihrem Saurier-Paradies ins Erdinnere gelangt – und wie haben sie dort überlebt?« fragte Gérard, der sich inzwischen gefaßt hatte.
    »Wahrscheinlich sind sie zur Zeit der großen Erdveränderungen mit einem Riß-Stück oder einem Grabenbruch abgesackt«, vermutete Superhirn. »Etwa in einem enormen, natürlichen Iglu. Und da mögen manche Dinge zusammengekommen sein: Übergeschobene Gletscher lassen Licht durch, Felsröhren wie wild durcheinandergeworfene Orgelpfeifen – vom Fuß der Gebirge bis weit in die Tiefe – spenden Luft und Wasser. Und die Wärme, die von unten kommt, erhält Pflanzenwuchs und Leben. So, wie es vor zig Millionen Jahren war!«
    »Wenn ich nur an die Krokodile denke«, schauderte Tati.
    Henri grinste. »Jedenfalls wirst du dir nie wieder einen Gürtel aus Krokodilleder schenken lassen – oder etwa eine Handtasche.«
    Prosper rieb sich nachdenklich die Nase. »Was die schauderhaften Riesenviecher betrifft«, sagte er zu Professor Charivari, »wenn die da seit Jahrmillionen in ihrer abgesackten Luftblase rumsausen und sich pausenlos gegenseitig anknabbern ... ich meine, da dürften sie eigentlich längst nicht mehr leben, wie?«
    Charivari blickte von der Bogenplatte auf Er lächelte. »Da hast du allerdings recht. Na, Superhirn? Was meinst du?«
    »Vielleicht haben die verschiedenen Arten ihre Reviere, so daß ihr Paradies kein dauerndes Schlachtfeld ist. Und die zufällig in die Tiefe verschobenen Naturbedingungen können den Pflanzenwuchs und die Fortpflanzung der Echsen begünstigen ... Hm, und warum die Saurier an der Erdoberfläche ausgestorben sind? Es gibt da noch eine Vermutung: Die aufkommenden Säugetiere haben ständig ihre Eier aufgefressen. Über einen so langen Zeitraum hindurch mußte das ja tödlich für die ganze Drachengesellschaft sein.« Er grinste. »Aber wenn wir etwas Genaueres wissen wollten, müßten wir noch einmal zurück und eine richtige Expedition ins Tal dieser Wesen starten.«
    »Lassen wir das fürs erste«, sagte Charivari. »Die Erdoberfläche hat ohnehin nichts

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