Erdwind
verbunden und kann sich nur zusammen mit ihm einem Wechsel der kosmischen Umgebung anpassen. Selbst die Aerani müßten eigentlich das ching benutzen können … Von einem völligen Versagen habe ich nie gehört.“ Er runzelte die Stirn, starrte aufs Wasser, auf die Tierchen, die sich dort von dem unsichtbaren Blutplasma-Strom nährten, der in den Fluß sickerte. Hier und da verschwand eines der Tiere, halb oszillierend, halb schwimmend, aus dem dichten Gedränge und kam an anderer Stelle zur Ruhe. Ashka beobachtete das Treiben nachdenklich, kaute an der Innenseite seiner Backen, schüttelte den Kopf, als könne er kaum glauben, was Elspeth ihm berichtet hatte.
„Wenn ich jemals die Beziehung zum ching verlöre, könnte ich nichts Besseres tun, als mir eine Kiljarod an den Kopf zu setzen, um mein Leben sekundenschnell zu beenden.“
„Es wäre furchtbar, wenn so etwas einem Rationalisten passieren würde, und furchtbar auch für die, die von ihm abhängig sind. Ich selber war nie so abhängig …“
„Dann sind Sie eine Ausnahme.“
Sie saßen ein Weilchen wortlos da. Verspätet merkte Elspeth, wie gut sie daran getan hatte, offen und ehrlich über den Verlust ihrer Beziehung zum Orakel zu berichten. Wenn Ashka auch nur eine Sekunde lang glaubte, daß die Anwesenheit des Schiffes auf dem Aeran die Beziehung der Mannschaft zum offiziellen Orakel des Schiffes beeinträchtigen könnte, dann würden sie zweifellos den Planeten sofort verlassen. Doch es würde schon schwierig genug sein, selbst einen Rationalisten davon zu überzeugen, daß ein Planet vom Erd-Typ ohne auffällige magnetische oder gravitatorische Abweichungen der Grund dafür sein könnte, daß sich ein einzelnes weibliches Wesen nicht mehr auf ihr ching verlassen konnte. Und doch … es war eine Chance. Wenn sie selbst den Schiffs-Meister aufsuchen und ihn bitten würde, sofort zu starten und der neuen Regierung zu erklären, was es mit dem Aeran auf sich hatte, dann könnte vielleicht alles gut werden.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, fragte Ashka: „Was machen Sie nun wirklich auf dem Aeran? Was ist mit Ihren Symbolen?“
„Ich zeige es Ihnen.“
Sie standen auf, und Elspeth ging voran, am Flußufer entlang. Sie kletterten über herausragende flache Felsen, glitten im Schlamm aus, duckten sich unter den tiefhängenden Ästen riesiger Grünrindenbäume, wo sich der Dschungel so nahe ans Wasser drängte, daß er stellenweise tatsächlich über die Landkante stolperte und bizarre braune und gelbe Kräuter aus Unterwasserwurzeln wuchsen. Ashka bekam Schwierigkeiten mit dem Atmen; die Atmosphäre des Aeran wirkte sich auf seine nicht daran gewöhnten Muskeln aus, und vielleicht lag es auch an seinem Alter. Sie mußten eine längere Pause machen. Ob sie ihm nicht einfach sagen könne, was er wissen wollte, fragte er; doch sie schüttelte nur lächelnd den Kopf, und nach einer Weile rutschten und stolperten sie weiter, an dem verschlungenen Fluß klebend, immer auf der Hut vor möglicherweise gefährlichen Tieren.
Dann sah Ashka seinen ersten Schwarzflügler. Mit ausgebreiteten Schwingen, um im Gleichgewicht zu bleiben, trieb er auf dem Fluß, den Kopf unter Wasser, und delektierte sich an irgendwelchen anscheinend reichlich vorhandenen Wassertieren. Elspeth nahm von einem Flecken fast kahlen Erdbodens einen Stein auf und warf nach ihm. Der Schwarzflügler, aufgeschreckt von dem Plumps, vollführte ein paar blitzschnelle Sprünge auf dem Wasser, stieg kreischend auf, schlug wild mit den Schwingen, machte ein paar rasend schnelle, gleichsam flackernde Sprünge und war weg. Erstaunt, mit einem halben Lächeln, sagte Ashka: „Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte – ich würde es nicht glauben.“
„Teleportation“, stellte Elspeth sachlich fest. „Das können alle Tiere auf diesem Planeten.“
„Ja … ja … Ich erinnere mich, wie dieses Fisch-Zeug oszillierte. Ich dachte, das Licht hätte mich getäuscht.“
Elspeth schüttelte den Kopf. „Keine Täuschung. Es ist ein wunderbarer Fluchtmechanismus. Sie können auch mitten im Sprung die Richtung ändern. Ich habe noch keine Raubtierart gesehen, die dagegen etwas Brauchbares entwickelt hätte.“
„Teleportation“, wiederholte Ashka nachdenklich. „Ich habe einmal einen Mann teleportieren sehen … aber das war nicht so wie bei diesem Schwarzflügler.“ Elspeth sagte nichts darauf. Sie wußte nicht, worauf der alte Mann hinaus wollte. Dann bückte sie sich, nahm einen zweiten
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