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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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zusammenhängend sprechen. Aber ich kam hierher und fand diese …“ – sie deutete auf den Felsen – „… und noch andere. Und eine Kultur, wie er sie beschrieben hatte.“
    „Und die Symbole sind die gleichen? Wie die am Boyne-Fluß?“
    „Fast identisch. Hier gibt es ein paar, die dort nicht waren – wenigstens soweit wir wissen –, und manche, die ich in Newgrange gefunden habe, kommen hier nicht vor; aber wie soll man eine Einmeißelung in einem Stück Eruptivgestein datieren? Das ist sehr schwierig, besonderes wenn der Stein schon seit Tausenden von Jahren tot ist. Eine Menge Symbole sind vielleicht Jahrhunderte später geschlagen worden, vielleicht aus religiöser Ehrfurcht oder einfach aus Vandalismus.“
    „Aber wie konnte es dann dazu kommen? Wie hat eine Zivilisation, die seit siebentausend Jahren oder so tot ist, ihre Kunst in einer Entfernung von zweitausend Lichtjahren manifestieren können?“
    „Wenn Sie denken, ich kann Ihnen das beantworten“, entgegnete sie mit verlegenem Lächeln, „dann müssen Sie ein klein bißchen raumverrückt sein.“
    „Haben Sie gar keine Idee? Keine Idee davon, was in dem Flußtal in dieser ganzen Zeit geschehen sein könnte, oder hier in den letzten paar hundert Jahren?“
    „Ich habe natürlich in dieser Richtung nachgedacht. Ehrlich, es macht mich halb verrückt, darüber nachzudenken. Haben Sie bei all Ihrer reichen Erfahrung jemals so etwas erlebt?“
    Nachdenklich schüttelte Ashka den Kopf. „Nein, das kann ich nicht sagen. Hier liegt etwas sehr Sonderbares vor, etwas Einmaliges – dessen wenigstens bin ich sicher.“
    „Intuition“, lächelte Elspeth. „Aber das ist kein Ersatz für harte Tatsachen.“
    „Oh – jetzt fangen Sie auch noch davon an“, murmelte der Rationalist dunkel.
    Eine ganze Weile saß Ashka da und starrte auf den dunklen Teich, in das Wirbel ziehende Wasser. Der Wind war leicht, aber kühl; als der Tag sank und der Abend dämmerte, wurde der dichte Wald um die Felsen- und Wasserlichtung laut. Meist kamen die Geräusche von den Pflanzen, aber hin und wieder schrillten die Schreie von Tieren, die im Unterholz herumstöberten, durch die Dämmerung.
    Schließlich begann er: „Zwei Möglichkeiten kommen mir in den Sinn. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich über Möglichkeiten rede?“
    „Nur heraus damit.“
    „Ich nehme, nebenbei bemerkt, an, daß die Kolonisten die Symbole nicht mitgebracht haben können, sagen wir in einem Buch, oder in Fotografien …“
    „Sicherlich wäre das eine Möglichkeit, obwohl die Gräber schon ein paar hundert Jahre lang verschüttet waren, als die erste Kolonistensiedlung errichtet wurde.“
    „Dann ist es also erstens möglich, daß hier etwas mit den Kolonisten geschehen ist, das den Menschen in Irland auch passiert ist. Die Symbole mögen sich auf ein gewisses Ereignis beziehen.“
    „Fremdplanetarische Kontakte? Meinen Sie das?“
    „Könnte sein. Es gibt Hinweise auf noch unbekannte fortgeschrittene fremdplanetarische Lebensformen in der Galaxis. Möglich ist es. Die zweite Möglichkeit, die mir in den Sinn kommt: Die Symbole, die vor langer Zeit hier und in Irland aufgetaucht sind, können etwas grundsätzlich Menschliches sein, eine unterschwellige, künstlerische Ausdrucksform, welche in den meisten menschlichen Kulturen im Dunkel der Zeiten verschwunden ist; doch auch in diesem Fall muß ein bestimmtes Ereignis das Wiederauftauchen dieser Ur-Kultur ermöglicht oder veranlaßt haben.“
    Elspeth dachte eine Weile über diese Hypothesen nach. Etwas von außen oder etwas von innen Kommendes. Ja, damit schien sich alles erklären zu lassen! Es war ja keine sehr brillante Hypothese, aber bestimmt war sie provokant. Eine extra-planetarische Präsenz in Irland, drei Jahrtausende vor Christus, die auf einer kolonialen Welt erneut auftauchte? Das konnte man sich allenfalls vorstellen, das war leichter zu verstehen als die Hypothese eines Kultur-Urphänomens, das in jedem menschlichen Individuum verborgen liegt und darauf wartet, sich zu manifestieren. Und doch, dieses letztere war das wahrscheinlichere, wenn man es auch nicht verstehen konnte.
    Fremdplanetarier oder die menschliche Seele. Oder … noch etwas anderes? Und nach welchen speziellen Aspekten dieser Symbole mußte sie suchen, um Hinweise auf die richtige Lösung zu finden?
    Kopfschüttelnd sah sie Ashka an. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht bleich und tiefernst.
    „Die meisten dieser Symbole sind ja höchst einfach.

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