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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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nicht, Peter. Irgendwas …“
    Der Aeran, dachte Ashka bitter. Diese verdammte Welt, sie trennt den Freund vom Freund, den Menschen von se i ner Ve r gangenheit, an ihr würden sie alle zugrunde gehen, wenn sie nicht machten, daß sie wegkämen, und zwar bald.
    „Peter – ich bin aus einem ganz besonderen Grunde hier.“
    Die Worte hingen zwischen ihnen in der Luft, kalte Wo r te, g e sprochen mit aller falschen Wärme, wie sie Ashka seit ein i ger Zeit vom Schiffs-Meister nicht anders erwartete. Aus einem b e sonderen Grund. Nicht bloß, um dich zu besuchen oder mit dir zu reden, dir etwas zu erklären oder dich um Verständnis zu bitten – nein, aus einem ganz besonderen Grund. Dieser Mann machte einen Spott aus allem, was Ashka teuer war. Er hatte kein Mitg e fühl, nicht einmal die Idee von Mitgefühl!
    Gorstein hätte das ungemütliche Schweigen brechen kö n nen, doch ein nur allzu vertrauter Ton durchdrang das dünne Glas des Sichtfensters und drang an ihre Ohren.
    „Da hat jemand geschrien“, sagte Gorstein mit einem Blick zum Fenster.
    „Das hörte sich sehr nach … Elspeth Mueller an.“
    Beide standen auf, dämpften die Beleuchtung ab, und u n vermi t telt wurde sie im Scheinwerferlicht sichtbar. Sie lag auf dem weichen Boden, das kurze schwarze Haar blutve r klebt, die Arme ausgestreckt, die Finger schmerzvoll ins Gras g e krallt. Da sie mit dem Gesicht nach unten lag, war schwer zu sagen, ob sie noch lebte. Ein Stein lag neben i h rem Kopf, z u gehauen und geschärft, ganz offensichtlich ein Wurfmesser, das von ihrem Schädel a b geprallt war, statt ihn zu durchbo h ren. Ashka glaubte, an ihrem Rücken zu sehen, daß sie atmete.
    „Laß sie hereinholen“, sagte er; und als Gorstein keine Bew e gung machte: „Karl …?“
    „Warum willst du ihr helfen? Wenn die Mueller tot ist, haben wir ein Hindernis weniger auf unserem Weg – oder nicht?“
    „Das ist mir nie in den Sinn gekommen“, flüsterte Ashka und sah zu dem lächelnden Gesicht des Schiffs-Meisters auf. „Willst du sie da draußen sterben lassen?“
    „Sie ist schon tot.“
    „Sie atmet.“
    „Dann wird sie gut daran tun, damit aufzuhören“, verset z te Gorstein drohend und starrte immer noch auf den ausg e strec k ten Körper. Er schien zu überlegen, was zu tun war, zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen, doch sich nicht entscheiden zu kö n nen. Er sah Ashka an und blickte dann wieder weg, zurück auf die reglose Elspeth. „Was ist da zu machen?“ fragte er lächelnd. „Soll ich das ching konsulti e ren?“ Sarkasmus – aber nur eine Maske für die Verwirrung, derer er sich wohl bewußt war. „J a wohl, Peter. Ich würde die liebend gern ins Schiff zerren und ihr den Hals a b schneiden. Aber lieber nicht. Noch nicht. Vielleicht ni e mals.“ Er warf Ashka einen raschen Blick zu.
    Was will er bloß, fragte sich der Rationalist, und intuitiv traten Zukunftssituationen vor sein Auge, die ihn tief beu n ruhi g ten. „Du willst sie also draußen sterben lassen“, sagte er laut, ohne den Zorn in seiner Stimme zu verhehlen. „Nun, ich nicht.“
    Gorstein packte ihn am Arm, daß es schmerzte, und zog ihn zum Fenster zurück. „Du wirst gar nichts tun. Sieh hin!“
    Ein junger Aerani und das Mädchen, das er heute bei der Jagd gesehen hatte, zerrten Elspeth ins Dunkel.
    Gorstein lächelte. „Sie meint, jetzt sei sie in Sicherheit.“ In ti e fem Nachdenken, wie es schien, starrte er Ashka an. „Ob sie es ist oder nicht, das hängt weitgehend von dir ab, alter Freund.“ Doch das sagte er ohne eine Spur von Wärme.
    Ashka trat in die Kabine zurück. Er fühlte sich alt, sehr alt, und angesichts der aggressiven Jugendlichkeit Gorsteins kam er sich sehr dünnhäutig und sehr zerschlagen vor.
    Hol der Teufel diesen Planeten! Wenn wir nicht herg e kommen wären, dann wäre nichts von alledem passiert. Ich wäre noch so lebendig und vital wie vor einer Woche. Jetzt komme ich mir mehr tot als lebendig vor. War es das, was Iondais Orakel meinte? Daß mir nur noch Sekunden übri g bleiben, weil mein Geist stirbt? Und wenn der Geist tot ist, was hat das L e ben dann noch für einen Sinn?
    „Was willst du von mir, Karl?“ fragte er müde.
    „Eine Lesung“, erwiderte Gorstein langsam. „Eine L e sung, eine Konsultation des ching.“
    Ist das alles? Habe ich zu stark reagiert? Hat mein Selbstmitleid mich veranlaßt, diesen Mann zu hart zu beu r teilen?
    Etwas unbehaglich sagte er: „Das ist schließlich meine Fun k tion hier an

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