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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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man diese Symbole und Muster in jene Steine eingeha u en.
    Fasziniert von diesen Runen, die bis in die Gräbergänge selbst hineinreichten und unschwer unter der späteren Gra f fittischicht freizulegen waren, hatte Elspeth so viele dieser Zeichnungen gesammelt, wie sie nur konnte, hatte tagelang in Sonne und R e gen gearbeitet, die Symbole abgezeichnet, über sie nachgedacht, besonders über jenes eine Symbol im Mittelgrab, das bei den sterblichen Überresten der dort B e statteten Wache hielt …
    Und dann waren sie wieder abgezogen, ihr Interesse war begraben unter den Notwendigkeiten des Lebens und dem S u chen nach einem neuen Randgebiet.
    „Bis …“
    „Bis uns eines Tages, als eine kleine Gruppe in einem Höhlenloch namens Sabbeth windtauchte, ein gewisser A u stin g e bracht wurde. Jemand wollte ihm etwas Gutes tun. Er war mit einem aus der Gruppe befreundet und litt an Ge i stes- und Gedächtni s schwund. Halb hysterisch mühte er sich ab, seinen Verstand noch ein paar Tage länger zu behalten.
    Austin war auf einem gewissen Planeten gewesen – fr a gen Sie mich nicht, warum – und hatte gefunden, daß die dortigen Kol o nisten bizarre physische Veränderungen durchgemacht hatten – verständlicherweise – und außerdem in die Steinzeit zurückgefa l len waren, mit der Natur lebten. Es war eine Welt, die einem abenteuernden Besucher nicht ausgesprochen fein d lich war; nur daß er nach ein paar Tagen anfing, gewisse Dinge zu vergessen. Er war gelandet, hatte Beobachtungen gemacht, das Gefühl g e nossen, auf einem fremden Planeten zu sein, und hatte dann fes t gestellt, daß sein Verstand mit jeder Stunde, die verging, einer Art Eros i on unterlag. Als er das merkte, eilte er in seine Rau m fähre und floh in die Arme seiner Freunde.“
    „Diese Welt war der Aeran?“
    „Ja. Der Aeran …“
    Nach dem Verlassen des Planeten war der Abbauprozeß nicht zum Stillstand gekommen; und Elspeth war dabeig e wesen, als Austin starb, und zwar von eigener Hand – ein Mann, der nicht mehr wußte, wer er war und woher er kam, eine leere Hülse, ein sprechender Körper, der seine Freunde nicht mehr erkennen konnte und nur kreischend nach Eri n nerungsbrocken suc h te, nach irgendeinem Ereignis gerade noch an der Grenze seines Gedächtnisses, aber gerade a u ßerhalb seiner Reichweite.
    Vor seinem Tode sah er Elspeths Symbol-Wörterbuch aus Ne w grange. Er erkannte die Symbole wieder, doch da er sie nie auf der Erde gesehen hatte, mußte er sie anderswo ges e hen haben. Auf dem Aeran? Vielleicht, hatte er gesagt, und seine blauen Augen hatten sie voller Tränen durch die Schatten, durch den lebenden Tod angestarrt. Vielleicht A e ran … vie l leicht.
    „Ich war höchst interessiert, wie Sie sich wohl vorstellen können. Ich wußte wirklich nicht, ob ich ihm glauben sollte oder nicht – er war ja halb verrückt, manchmal tobte er und konnte nicht i m mer zusammenhängend sprechen. Aber ich kam hierher und fand diese …“ – sie deutete auf den Felsen – „… und noch andere. Und eine Kultur, wie er sie beschri e ben hatte.“
    „Und die Symbole sind die gleichen? Wie die am Boyne-Fluß?“
    „Fast identisch. Hier gibt es ein paar, die dort nicht waren – wenigstens soweit wir wissen –, und manche, die ich in Ne w grange gefunden habe, kommen hier nicht vor; aber wie soll man eine Einmeißelung in einem Stück Eruptivgestein dati e ren? Das ist sehr schwierig, besonderes wenn der Stein schon seit Tausenden von Jahren tot ist. Eine Menge Sy m bole sind vielleicht Jahrhu n derte später geschlagen worden, vielleicht aus religiöser Ehrfurcht oder einfach aus Vand a lismus.“
    „Aber wie konnte es dann dazu kommen? Wie hat eine Zivilis a tion, die seit siebentausend Jahren oder so tot ist, ihre Kunst in einer Entfernung von zweitausend Lichtjahren m a nifestieren können?“
    „Wenn Sie denken, ich kann Ihnen das beantworten“, en t gegnete sie mit verlegenem Lächeln, „dann müssen Sie ein klein bißchen raumverrückt sein.“
    „Haben Sie gar keine Idee? Keine Idee davon, was in dem Flu ß tal in dieser ganzen Zeit geschehen sein könnte, oder hier in den letzten paar hundert Jahren?“
    „Ich habe natürlich in dieser Richtung nachgedacht. Eh r lich, es macht mich halb verrückt, darüber nachzudenken. Haben Sie bei all Ihrer reichen Erfahrung jemals so etwas e r lebt?“
    Nachdenklich schüttelte Ashka den Kopf. „Nein, das kann ich nicht sagen. Hier liegt etwas sehr Sonderbares vor, etwas

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