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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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versucht, zu einer Verständigung zu gela n gen? Das ching kann sehr launisch sein, wissen Sie. Mir nimmt es jedesmal übel, wenn ich das Tarotspiel benutze.“
    Überrascht und verblüfft mußte Elspeth laut auflachen. „Da r auf wäre ich nie gekommen. Eifersucht. Wirklich?“
    „Absolut. Ein Orakel betrachtet sich gern als das einzige, das sein Benutzer hat. Wenn man daneben noch andere Or a kel b e nutzt, kann es sehr böse werden, und man muß eine ganze Menge Rationalistik aufwenden, um wieder zu einer brauchbaren Ve r ständigung zu gelangen.“
    „Darauf wäre ich nie gekommen“, wiederholte Elspeth. „Ich habe natürlich immer nur das ching benutzt. Dieses Problem ist also nie akut geworden.“
    „Und wieso habt ihr ‚euch verkracht’?“
    Sie zuckte die Achseln. „Erst seit ich hier bin, auf dem Aeran. In den letzten fünf Jahren habe ich der Gesellschaft für Randgebietskunde angehört und hauptsächlich Erdvo r geschichte betri e ben. Die meisten Randgebietler stecken so fanatisch in ihrer sp e ziellen Forschung, ihrem Randgebiet, daß ich sehr für mich g e lebt habe. Ich brauchte nicht zu schnorren oder zu jobben, wie die meisten von denen … Aber es hat mir Spaß gemacht.“
    „Und Ihr Randgebiet war prähistorische Soziologie?“
    „Frühe Erd-Zivilisationen, kann man sagen. Ausgrabu n gen, R e konstruktionen … Dann hörte ich eines Tags von der Aer a ni-Kultur. Jemand hatte Bilder von der Kolonie und von den Sy m bolen, die sie bei ihren Ritualen benutzen; da mußte ich natürlich herkommen und mir das selbst ansehen. Innerhalb von ein paar Tagen, die ich größtenteils im Orbit verbrachte, nicht einmal hier unten, stellte ich fest, daß mir das ching la u ter Unsinn erzählte. Ich stellte eine Frage, und es antwortete irgend etwas, das übe r haupt nichts in meinem Kopf auslöste. Kompletten Unsinn.“
    „Haben Sie es gefragt, was da falsch war?“
    „Es ist ja kompliziert, und ich habe vielleicht auch etwas falsch gemacht, aber – ja, ich habe gefragt, und ich bekam i m mer noch nichts. Ein paar Tage lang fühlte ich mich sehr ei n sam.“
    „Bestimmt“, sagte Ashka mitfühlend, „aber ich glaube nicht, daß das ching irgendwie böse auf Sie ist. Es macht mich stu t zig, was Sie mir da über die Unsinn-Antworten erzählen. Wenn das ching eine Wut auf Sie hat, dann läßt es Sie das auch wissen. Verwirren tut es niemals.“
    „Vielleicht. Vielleicht hat es bloß einfach nicht mehr funkti o niert. Wir waren nie so besonders intim.“
    „Das brauchen Sie gar nicht erst zu sagen. Daß es nicht mehr funktionierte, meine ich. Aber warum – das verwirrt mich. Das ching ist mit dem Benutzer verbunden und kann sich nur zusa m men mit ihm einem Wechsel der kosmischen Umgebung anpa s sen. Selbst die Aerani müßten eigentlich das ching b e nutzen können … Von einem völligen Versagen habe ich nie gehört.“ Er runzelte die Stirn, starrte aufs Wa s ser, auf die Tie r chen, die sich dort von dem unsichtbaren Blutplasma-Strom nährten, der in den Fluß sickerte. Hier und da verschwand eines der Tiere, halb o s zillierend, halb schwimmend, aus dem dichten Gedränge und kam an and e rer Stelle zur Ruhe. Ashka beobachtete das Treiben nac h denklich, kaute an der Innenseite seiner Backen, schüttelte den Kopf, als könne er kaum glauben, was Elspeth ihm b e richtet hatte.
    „Wenn ich jemals die Beziehung zum ching verlöre, könnte ich nichts Besseres tun, als mir eine Kiljarod an den Kopf zu setzen, um mein Leben sekundenschnell zu bee n den.“
    „Es wäre furchtbar, wenn so etwas einem Rationalisten passieren würde, und furchtbar auch für die, die von ihm abhängig sind. Ich selber war nie so abhängig …“
    „Dann sind Sie eine Ausnahme.“
    Sie saßen ein Weilchen wortlos da. Verspätet merkte Elspeth, wie gut sie daran getan hatte, offen und ehrlich über den Ve r lust ihrer Beziehung zum Orakel zu berichten. Wenn Ashka auch nur eine Sekunde lang glaubte, daß die Anw e senheit des Schiffes auf dem Aeran die Beziehung der Mannschaft zum offiziellen Orakel des Schiffes beeinträc h tigen könnte, dann würden sie zweifellos den Planeten sofort verlassen. Doch es würde schon schwierig genug sein, selbst einen Rationalisten davon zu überzeugen, daß ein Planet vom Erd-Typ ohne auffällige magnetische oder gravitator i sche Abweichungen der Grund dafür sein könnte, daß sich ein einzelnes weibliches Wesen nicht mehr auf ihr ching verla s sen konnte. Und doch … es war eine

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