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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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Chance. Wenn sie selbst den Schiffs-Meister aufsuchen und ihn bitten wü r de, sofort zu starten und der neuen Regierung zu erklären, was es mit dem Aeran auf sich hatte, dann könnte vielleicht alles gut werden.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, fragte Ashka: „Was m a chen Sie nun wirklich auf dem Aeran? Was ist mit Ihren Sy m bolen?“
    „Ich zeige es Ihnen.“
    Sie standen auf, und Elspeth ging voran, am Flußufer en t lang. Sie kletterten über herausragende flache Felsen, glitten im Schlamm aus, duckten sich unter den tiefhängenden Ästen riesiger Grü n rindenbäume, wo sich der Dschungel so nahe ans Wasser drän g te, daß er stellenweise tatsächlich über die Lan d kante stolperte und bizarre braune und gelbe Kräuter aus U n terwasserwurzeln wuchsen. Ashka bekam Schwierigkeiten mit dem Atmen; die Atmosphäre des Aeran wirkte sich auf seine nicht daran gewöh n ten Muskeln aus, und vielleicht lag es auch an seinem Alter. Sie mußten eine längere Pause machen. Ob sie ihm nicht einfach sagen kö n ne, was er wissen wollte, fragte er; doch sie schüttelte nur lächelnd den Kopf, und nach einer Weile rutschten und sto l perten sie weiter, an dem verschlungenen Fluß klebend, i m mer auf der Hut vor möglicherweise g e fährlichen Tieren.
    Dann sah Ashka seinen ersten Schwarzflügler. Mit au s gebreit e ten Schwingen, um im Gleichgewicht zu bleiben, trieb er auf dem Fluß, den Kopf unter Wasser, und delektie r te sich an irgendwe l chen anscheinend reichlich vorhandenen Wassertieren. Elspeth nahm von einem Flecken fast kahlen Erdbodens einen Stein auf und warf nach ihm. Der Schwar z flügler, aufg e schreckt von dem Plumps, vollführte ein paar blitzschnelle Sprünge auf dem Wa s ser, stieg kreischend auf, schlug wild mit den Schwingen, machte ein paar rasend schnelle, gleichsam flackernde Sprünge und war weg. E r staunt, mit einem halben Lächeln, sagte Ashka: „Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte – ich würde es nicht glauben.“
    „Teleportation“, stellte Elspeth sachlich fest. „Das können a l le Tiere auf diesem Planeten.“
    „Ja … ja … Ich erinnere mich, wie dieses Fisch-Zeug o s zi l lierte. Ich dachte, das Licht hätte mich getäuscht.“
    Elspeth schüttelte den Kopf. „Keine Täuschung. Es ist ein wu n derbarer Fluchtmechanismus. Sie können auch mitten im Sprung die Richtung ändern. Ich habe noch keine Rau b tierart gesehen, die dagegen etwas Brauchbares entwickelt hätte.“
    „Teleportation“, wiederholte Ashka nachdenklich. „Ich habe einmal einen Mann teleportieren sehen … aber das war nicht so wie bei diesem Schwarzflügler.“ Elspeth sagte nichts da r auf. Sie wußte nicht, worauf der alte Mann hinaus wollte. Dann bückte sie sich, nahm einen zweiten Stein auf und schleuderte ihn weit über das Wasser. „Das haben Sie gesehen? Einen Mann telepo r tieren?“
    „Ich habe viele Dinge gesehen und viele Dinge verge s sen“, an t wortete Ashka geheimnisvoll. „Alle Rationalisten sehen immer mal wieder Bizarres und Neues – es gehört zu unserem Beruf, Augenzeugen bei dem und jenem zu sein – auch beim Teleport. Es liegt weit hinten in meiner Verga n genheit. Und das ist eine Gegend“, schloß er lächelnd, „wo Tatsachen und Ereignisse die irritierende Gewohnheit h a ben, sich zu verli e ren.“
    Bei diesem Gedanken fühlte sich Elspeth unbehaglich. „Also – gehen wir weiter?“ sagte sie.
    Ein paar Minuten später kamen sie an einen großen natü r lichen Teich, durch den der Fluß in einer bogenförmigen Strömung hindurchfloß. Dabei entstanden auf der Oberfl ä che verzwickte und faszinierende Wellenmuster. Das Wa s ser war dunkel; es sei hier über fünfzig Fuß tief, erläuterte Elspeth. Steile Felsen erhoben sich zu beiden Seiten des Teiches, und diese Felsen waren mit Hunderten von Symb o len bedeckt, nicht von der geologischen Zeit, sondern von Menschenhand flach, aber dauerhaft eing e kerbt, manche auch nur eingekratzt, manche durch Schläge mit einem spi t zen Werkzeug eingeme i ßelt.
    „Das sind sie?“ fragte Ashka, bückte sich und fuhr mit dem Fi n ger einen der flach eingekratzten Kreise nach; dann richtete er sich wieder auf und balancierte vorsichtig auf dem abhängenden Fels. „Kreise, konzentrische Kreise, g e brochene Kre i se, Kreise von Linien geschnitten …“ Er sah Elspeth fragend an.
    „Wenn die Aerani auf Jagd gehen oder die Asche ihrer t o ten Kinder verstreuen, oder wenn sie denken, ein bestimmter Ort sei nicht geheuer,

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