Erdwind
Einm a liges – dessen wenigstens bin ich sicher.“
„Intuition“, lächelte Elspeth. „Aber das ist kein Ersatz für harte Tatsachen.“
„Oh – jetzt fangen Sie auch noch davon an“, murmelte der Rati o nalist dunkel.
Eine ganze Weile saß Ashka da und starrte auf den dun k len Teich, in das Wirbel ziehende Wasser. Der Wind war leicht, aber kühl; als der Tag sank und der Abend dämmerte, wurde der dic h te Wald um die Felsen- und Wasserlichtung laut. Meist kamen die Geräusche von den Pflanzen, aber hin und wieder schrillten die Schreie von Tieren, die im Unte r holz herumst ö berten, durch die Dämmerung.
Schließlich begann er: „Zwei Möglichkeiten kommen mir in den Sinn. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich über Mö g lic h keiten rede?“
„Nur heraus damit.“
„Ich nehme, nebenbei bemerkt, an, daß die Kolonisten die Symbole nicht mitgebracht haben können, sagen wir in e i nem Buch, oder in Fotografien …“
„Sicherlich wäre das eine Möglichkeit, obwohl die Gr ä ber schon ein paar hundert Jahre lang verschüttet waren, als die erste Kol o nistensiedlung errichtet wurde.“
„Dann ist es also erstens möglich, daß hier etwas mit den Kolon i sten geschehen ist, das den Menschen in Irland auch passiert ist. Die Symbole mögen sich auf ein gewisses E r eignis beziehen.“
„Fremdplanetarische Kontakte? Meinen Sie das?“
„Könnte sein. Es gibt Hinweise auf noch unbekannte fortg e schrittene fremdplanetarische Lebensformen in der Galaxis. Möglich ist es. Die zweite Möglichkeit, die mir in den Sinn kommt: Die Symbole, die vor langer Zeit hier und in Irland aufgetaucht sind, können etwas grundsätzlich Menschliches sein, eine unterschwellige, künstlerische Ausdrucksform, welche in den meisten menschlichen Ku l turen im Dunkel der Zeiten verschwunden ist; doch auch in diesem Fall muß ein bestimmtes Ereignis das Wiederau f tauchen dieser Ur-Kultur ermöglicht oder veranlaßt h a ben.“
Elspeth dachte eine Weile über diese Hypothesen nach. Etwas von außen oder etwas von innen Kommendes. Ja, damit schien sich alles erklären zu lassen! Es war ja keine sehr brillante Hyp o these, aber bestimmt war sie provokant. Eine extra-planetarische Präsenz in Irland, drei Jahrtausende vor Christus, die auf einer kolonialen Welt erneut auftauc h te? Das konnte man sich allenfalls vorstellen, das war leic h ter zu verstehen als die Hypothese eines Kultur-Urphänomens, das in jedem menschlichen Individuum ve r borgen liegt und darauf wartet, sich zu manifestieren. Und doch, dieses letztere war das wah r scheinlichere, wenn man es auch nicht verstehen konnte.
Fremdplanetarier oder die menschliche Seele. Oder … noch e t was anderes? Und nach welchen speziellen Aspekten dieser Symbole mußte sie suchen, um Hinweise auf die ric h tige L ö sung zu finden?
Kopfschüttelnd sah sie Ashka an. Seine Augen waren g e schlo s sen, sein Gesicht bleich und tiefernst.
„Die meisten dieser Symbole sind ja höchst einfach. Kre i se, Quadrate, Wellenlinien …“
„Hmm?“ Er fuhr aus seinen Gedanken hoch und sah ihr in die Augen. Dann meinte er: „Warum sollten sie auch kompliziert sein?“
„Oh – manche sind aber kompliziert.“ Sie bückte sich und u m fuhr einen der offenen Kreise. „Erd-Symbole können phantastisch kompliziert sein, manchmal komplexe Komb i nationen a n derer Zeichen, manchmal basieren sie auf der Doppelspir a le.“
„Meinen Sie, sie werden hier im gleichen Sinne gebraucht wie in Irland?“
„Das möchte ich auch gern wissen. Ich neige dazu, es zu glauben … ich zeige Ihnen mal was anderes, nur ein paar Yards weiter.“
Sie erhob sich rasch und half Ashka beim Aufstehen. Sie verli e ßen den Teich und gingen zu einem Monolithen, fünf Fuß hoch, ziemlich untersetzt. Er ragte schräg aus dem B o den und sah aus, als sei er von Hand dort hingestellt worden. Am au f fälligsten jedoch waren die verzwickten Linien, die in zweien seiner vier Seitenflächen eingekerbt waren: para l lele Wellenlinien und Sp i ralen, nach oben und nach unten verlaufend, dann um den Stein herum, und sämtlich unve r mittelt auf Bodenhöhe endend.
Wie ein riesiger Fingerabdruck, dachte Elspeth zum hu n der t stens Male.
„Was sagt Ihnen das?“ fragte sie. „Was kommt Ihnen d a bei u n mittelbar in den Sinn?“
Ashka war entzückt von diesem Steinmuster. „Das ist der Strom der Erdenergie im Stein. Etwas anderes kann es gar nicht sein. Genauso fließt die Erdenergie durch einen Fel s
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