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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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verha l ten? Einer Jenseitlerin, einer aus dem verdächtigen Sternenvolk, das schuld war an dem ganzen Zwiespalt? Angenommen, sie würde nicht mehr im crog geduldet, würde wie Moir verbannt in das Land auße r halb der Erdwälle – angenommen, sie gestatteten ihr nicht mehr zu fragen, zu forschen, zu üben, zu lernen – ang e nommen, sie würde nie den Sinn der höheren Symbole h e rausb e kommen … und jenes einen höchsten Symbols … Wenn sie stürbe, ohne erfa h ren zu haben, was der Erdwind war! Oder wenn sie weiterlebte, gesund, kräftig, ohne Ve r gangenheit, mit einer uns i cheren Zukunft – der sie tätig und furchtlos entgegensah –, des Er d winds bewußt, vielleicht sogar auf ihn reagierend, doch ohne Wissen von der Natur dieses Symbols, von dem, was es tat, was es für sie getan hatte, woher es kam … fremd oder nicht fremd … von dri n nen oder von draußen …
    Sie mußte es wissen!
    Sie rannte, angespannt, naß vom Schweiß, der ihr kalt und una n genehm an der Innenseite ihrer zerfetzten Kleidung hina b floß. Moir trabte hinter ihr her, ohne eine Ahnung von den Ängsten zu haben, die, wie schon so oft, die hochg e wachsene Jenseitlerin bedrängten, fast beherrschten.
    Als Elspeth wieder auf dem windigen Hochpfad war, mußte sie darüber lächeln, daß ihre egoistische Motivation so dom i nierend und so überragend wichtig geworden war. Es war eine so irrati o nale Geisteshaltung. Was hatte, im Vergleich zum bloßen Überleben, das Verstehen einer si m plen Felszeichnung schon für e i nen Wert? Warum suchte sie so fanatisch nach seinem letzten Sinn? Es war, als sei etwas in ihr, was eigentlich nicht da sein sollte, das in sie hinei n gekrochen war – vie l leicht in jener ersten Nacht, als sie mit dem Bewußtsein ihres jetzigen Abbaus im Wald eingeschl a fen war; etwas Gehei m nisvolles, das von ihr Besitz ergriffen hatte und sie antrieb: Suche, gib nicht auf, bis du es weißt, finde die Lösung, erhelle es, finde es … um des tao willen, laß nicht los … du mußt den Sinn herausfinden … um me i netwillen, um meinetwillen …
    Sie lächelte. Ein Fremder in ihrem Kopf? Eine Psycho-Bestie oder ein winziger Parasit, schmerzlos, verborgen in einer winzigen Nische ihres Hirns? Dergleichen gab es n a türlich nicht. Das wußte sie. Intelligentes Leben gab es nur bei den großen, fleischigen Tieren von der jetzt sehr verbre i teten humanoiden Varietät und bei diesen rückständigen G e schöpfen am anderen Spiralarm der Galaxis, Höhlenbewo h ner in der Morgendä m merung ihrer Zivilisation. Sie wußte nicht mehr, wie sie hi e ßen. Das war ein weiteres Faktum, das ihr entfallen war, wie so viele andere. Sie wagte jetzt kaum noch, in die Vergangenheit zurückzude n ken. Die Angst vor dem, was sie nicht mehr fi n den würde, war viel intensiver als die Erinnerung an irgen d welche schreckliche Begebenheiten.
    Als sie wieder am Felsen waren und in die Schlucht hi n unterblickten, sahen sie Darren dort unten, wie er, von Fel s block zu Felsblock in Deckung gehend, einen arglosen Schwarzflü g ler beschlich, einen Tangelkrautstrang um jeden Arm. Der N e bel rollte bereits vom fernen Ende der Enge zwischen den h o hen Klippen heran, und bald würde alles undurchsichtig weiß sein. Zweimal hatte er seine Beute durch ein Geräusch oder eine unvorsichtige Bewegung ve r scheucht – jetzt, beim dritten Versuch, mußte es unbedingt glücken.
    Elspeth wandte sich um, denn Moir hatte sie am Arm g e faßt. Das Mädchen deutete nach hinten. Elspeth sah hin: Vom fe r nen Wald näherte sich ihnen ein Schwebefloß. Ein einzelner Mann, der sich auf dem unsicheren Gefährt nicht recht wohlz u fühlen schien, saß darauf. Sie erkannte Ashka. Ihr Herz setzte vor Spannung aus. Sie wußte, warum er hier war.
    Moir glitt leise hinweg; vielleicht hatte sie Angst vor dem Floß, weil es vom Himmel kam; vielleicht spürte sie auch, daß Elspeth lieber allein sein wollte. Das Floß sank in ein i ger Entfernung zu Boden, und Ashka, jetzt etwas vernünft i ger bekle i det (schwarzer Uniformrock und weite bauschige Hose), seine kostbaren Orakel am breiten, farbenfreudigen Gürtel baumelnd, ging auf Elspeth zu. Sein Gesicht war u n bewegt, doch seine Augen waren – böse, sehr böse.
    „Wenn Sie mich anbrüllen wollen – bitte nicht; ich habe genug Anbrüllerei für einen Tag hinter mir.“
    „Davon habe ich gehört“, erwiderte er kalt. „Ich erhebe meine Stimme nie, Elspeth. Schadet den Stimmbändern. Ruhige En t

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