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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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schlossenheit ist lautem Gezänk überlegen.“
    „Sie reden wie das ching. Ihr beide seid euch näher als ich dac h te.“
    Diese Worte besänftigten ihn durchaus nicht. Moir be o bachtete ihn aus respektvoller Entfernung. Die ersten Nebe l schwaden hi n gen in der Luft. Es würde noch eine Weile dauern, bis die Sicht ernsthaft beeinträchtigt war, doch die Ausdünstungen des Moores griffen bereits mit unangene h men Fingerspitzen nach dem Pfad. Elspeth atmete schwerer; die klamme, feuchte Luft, der faule Geruch, der mit dem Nebel herankam, wurden ihr lästig.
    „Gorstein wollte mir nur sehr wenig sagen, außer, daß er die I m plantation der Monitoren verboten hat. Sie müssen einen auße r ordentlichen Eindruck auf ihn gemacht haben.“
    „Wir hatten eine ganz schöne Auseinandersetzung. Aber sehr beeinflußt habe ich ihn wohl nicht. Mit Ihrem Schiffs-Meister kommt man leicht ins Streiten. Vielen Dank für die Warnung.“
    „Habe ich Ihnen nicht gesagt, wie er ist? Ich dachte, ich hätte Ihnen genügend Hinweise gegeben …“
    „Hmm …“ – Sie schüttelte den Kopf in gespieltem Ärger. „Sie haben mich glauben lassen, er sei ein lieber, humorvo l ler Mensch.“
    „Gorstein?“ Er mußte lachen, runzelte dann die Stirn, sah das Funkeln in Elspeths Augen und schüttelte den Kopf. „Sehr schlau.“
    „Seien Sie nicht so böse mit mir, Peter. Darf ich Peter zu I h nen sagen? Ich habe ihm wirklich nicht viel erzählt.“
    „Es reicht“, erwiderte Ashka scharf. „Genug, daß er eine Dum m heit machte, genug, daß er eine Entscheidung traf, die sehr u n heilvolle Folgen für die Kolonie haben wird.“
    „Nein, Peter. Es war wirklich nicht meine Schuld. Er ha t te sich bereits entschlossen.“
    Der Asiat war erstaunt. „Er hatte bereits entschieden, die Monit o ren nicht zu implantieren?“
    „Seine Gründe waren fast die gleichen wie meine. Er hat e r kannt, daß die Aerani höchst merkwürdig sind, und er will nichts tun, was ihm bei den Elektranern schaden könnte. Ich glaube, er hat soeben Kontakt aufgenommen, um zu hören, was er tun soll. Sie werden ihm sagen müssen: Tun Sie gar nichts. Also wozu der ganze Wirbel? Schiffsführer sollen ja Leute mit furchtbar viel Initiative sein; und davon nimmt er eben ein bißchen. Warum sind Sie so böse?“
    „Weil er sich nicht bei der Stelle Rat geholt hat, die einzig dafür in Frage kommt.“
    „Das ching.“
    „Natürlich. Es ist rücksichtslos von Karl Gorstein, auf e i gene Faust zu handeln. Und dumm. Was ist, wenn er, so l o benswert seine Absichten auch sein mögen, falsch handelt? Angeno m men, seine Initiative ist falsch, sein Instinkt hat ihn getäuscht?“
    Sie wußte selbst nicht, warum sie Schiffs-Meister Go r stein in Schutz nahm. „Können Sie das wirklich glauben? Ich meine, ist es nicht das einzig Richtige, die Aerani in Frieden zu la s sen?“
    „Nein!“ rief Ashka aus. Das Blut schoß ihm ins Gesicht. Di e ser Ausbruch überraschte Elspeth.
    „Ich dachte, Sie werden niemals laut?“ sagte sie.
    „Es gibt Gelegenheiten …“, erwiderte er drohend; doch dann lockerte er sich. „Elspeth, begreifen Sie denn nicht, was er mit diesem Blödsinn riskiert? Begreifen Sie denn nicht, wozu Sie ihn mit Ihrer Dummheit getrieben haben? Der Seher der Kol o nie hat die Annahme empfohlen. Das ching hat gesagt: anne h men. Und nun verhindert Gorstein die Annahme, macht diese Voraussagen, diese Führung z u nichte. Ein so primitives Volk muß sehen, daß Prophezeiu n gen erfüllt werden. Es gehört sich einfach, daß man tut, was das Orakel sagt.“
    Elspeth zuckte die Achseln und sah den erregten, zutiefst betro f fenen Mann lächelnd an. „Wenn das hiesige Orakel etwas vo r ausgesagt hat, dann trifft es auch ein“, sagte sie.
    Verzweifelt schüttelte Ashka den Kopf. „Es wäre das ei n zig Richtige, aber eben das hat Gorstein verhindert.“
    Jetzt lachte Elspeth. „Peter, auf dem Aeran gibt es keine Altern a tiven. Was das Orakel prophezeit, trifft ein. Soviel wissen Sie doch sicher schon. Sie haben doch gesehen, wie es fun k tioniert, nicht wahr? Es funktioniert nicht so wie das ching – es sieht … es sieht, wie es kommen wird.“
    „Ausgeschlossen“, erwiderte Ashka. „Ich hatte nicht ve r gessen, was man dem Orakel zutraut; aber das ist unmö g lich, und damit hat sich’s. Absolute Orakel gibt es eben nicht; alle Or a kel im gesamten Ablauf der Geschichte haben sich mit Wahrscheinlichkeiten befaßt, niemals mit Gewi ß heiten. Ich

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