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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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nenden Muskeln – doch er ließ nicht los.
    Dann wandte das Tier seine Schwirrflattertechnik an und ve r schwand mit dem Jäger für einen Sekundenbruchteil, um a n derswo wieder zu erscheinen, entschwirrte nochmals ihren Bli c ken und tauchte wieder auf, flog über den Pfad in dieser sonde r baren Serie von Geist-Sprüngen, die Ashka schon einmal gesehen hatte. Und trotzdem ächzte er vor Entzü c ken … oder vie l leicht vor Überraschung, oder vielleicht war es … Wiedererke n nen? Irgend etwas erregte ihn.
    Während der Schwarzflügler, immer noch in seinem ve r rückten Schwirrflug, im Nebel verschwand, immer noch kre i schend, was unter der Schlaf-Population auf den Klippen große Aufregung verursachte, lehnte sich Elspeth zurück und wandte sich Ashka zu, weil sie seine Meinung über di e ses Schauspiel hören wollte.
    Er war nicht mehr neben ihr, und als sie sich im Sitzen umdrehte, sah sie ihn zu seinem Floß rennen.
    „He, Peter – warten Sie auf mich!“
    Sie rannte hinterher und holte ihn mühelos ein. Er rannte nicht mehr, sondern hinkte ein bißchen bei den letzten Schri t ten.
    „Warum so eilig?“
    „Es ist mir wieder eingefallen. Dem tao sei Dank – es ist mir eingefallen.“
    „Was denn? Peter, langsam doch! Was ist Ihnen eingefa l len?“
    „Ich habe es schon einmal gesehen“, keuchte er; jetzt war er am Floß und kletterte an Bord. Er schnallte sich fest, ohne sich um Elspeth zu kümmern, die verwundert und befremdet danebe n stand und ihn anstarrte.
    „Was haben Sie schon einmal gesehen?“ beharrte sie, „Schwar z flügler?“
    „Diese Bewegung“, rief er im Abheben. Elspeth trat z u rück, um dem plötzlichen eiskalten Luftstrom auszuweichen. „Nicht Teleportation“, rief er, „ich muß an Bord und in R u he darüber nac h denken, sonst entwischt es mir wieder.“
    „Nehmen Sie mich doch mit“, schrie sie. „Wenn es keine Teleportation ist, was ist es dann? Ach, Peter, Sie schreckl i cher Mensch, nehmen Sie mich doch mit!“
    Das Floß trieb weg und wurde schneller.
    „Was ist es?“ brüllte sie hinterher.
    „Zeit …“, schrie er zurück, doch seine Stimme war gegen den Fahrtwind und das Motorengeräusch kaum zu hören.
    Zeit, dachte sie verwirrt. Zeitreise? Meint er das? Reisen die Schwarzflügler durch die Zeit?
    Und dann …?

10
     
     
     
    Etwas später kam ihm sein dramatischer Aufbruch selbst ein bißchen komisch vor. Er mußte sehr merkwürdig ausges e hen haben, fast wie ein Verrückter, als er unter aufgere g tem Geschrei en t flog.
    Er hatte nur ein Weilchen allein sein wollen, unbelästigt von Leuten, die ihm auf den Leib rückten und ablenkende Fragen stellten. Er hatte weder dramatisch noch unhöflich sein wollen.
    Der Nebel hüllte ihn jetzt ein, erstickend, klebrig beladen mit dem Gestank der Marschenflora und -fauna. Mit einem einf a chen Nasenfilter atmete es sich leichter; und er saß auf dem Floß, starrte in die weiße Wand, die ihn von allem a b schloß. Dabei ließ er seine Gedanken sich ungestört auf das konzentrieren, was er gesehen hatte und woran er sich eri n nerte.
    Gleich beim erstenmal, als er einen Schwarzflügler fli e gen sehen hatte, war ihm der Anblick vertraut vorgeko m men. Es war natü r lich nicht die normale Fortbewegungsart des Tieres, sondern das merkwürdige Schwirrflattern, mit dem es sich einer Gefahr entzog. Elspeth hatte es Teleport a tion genannt. Ashka hatte Teleportationen gesehen, aber d a bei kam es nicht zu dieser sekundenbruchteillangen U n sichtbarkeit des Körpers – es war etwas M o mentanes, eine Funktion des Raumes, nicht der Zeit. Hier jedoch erinnerte ihn die Bewegung an etwas anderes, an ein Experiment, dem er beigewohnt hatte –, und zwar konnte es nicht allzu lange her sein. Die Erinnerung lag in seinem Schädel verschlo s sen, dem normalen Prozeß der Gedächtnisverlagerung en t rückt; aber sie konnte noch hervorgebracht, ans Licht geholt und nachvol l zogen werden. Der Planet hatte sie ihm noch nicht für immer genommen.
    Das Experiment hatte auf der Erde stattgefunden, vor e t wa fünfzehn Jahren. Er hatte es bei einer Routineveransta l tung aus einiger Entfernung beobachtet; Rationalisten mu ß ten ihr Leben lang an allen möglichen Experimenten und Tagungen teilnehmen. Er hatte zahllose solche Veransta l tungen mitgemacht, hatte zugehört, das Protokoll unte r zeichnet, dann hatte er alles vergessen und ganz normal sein Leben weitergelebt.
    Dieses spezielle Experiment hatten über zwanzigtausend

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