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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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hindurchwanderten, bis sie die Straße nicht mehr sehen konnten, und auch nicht Kyrth, das unterhalb lag, sondern nur noch die stillen, dunklen Bäume.
    Sie standen da und lauschten. Die Wolken, von den Winden fein geformt, schwebten auf der Stille. Und die Bäume waren in die Ruhe hineingegossen, die die Kerben und Windungen ihrer Rinde formte, die Biegung der Äste, den Abwärtsschwung ihrer Nadeln. Ein Habicht trieb auf der Stille, störte sie kaum, tauchte tief in sie hinein und verschwand.
    Nach langer Zeit drehte sich Morgon nach Danan um. Er fühlte sich plötzlich allein gelassen. Und da sah er neben sich eine hohe Tanne, die still und träumend über Isig stand.
    Er rührte sich nicht. Die Kälte begann ihn zu quälen und verging, als die Stille greifbar wurde, mit seinem Atem und seinem Herzschlag pulsierte, in seine Gedanken und in seine Knochen einsickerte, bis er sich ausgehöhlt fühlte, eine Hülle winterlicher Stille. Die Bäume, die ihn umringten, schienen eine Wärme einzuschließen, die vor dem Winter schützte wie die Steinhäuser von Kyrth. Als er lauschte, hörte er plötzlich das Rauschen ihrer Adern, die aus den Tiefen unter dem Schnee und unter der hartgefrorenen Erde Leben sogen. Er fühlte sich angewurzelt, in den Rhythmus des Berges eingebunden; sein eigener Rhythmus wurde still, verlor sich, aller Erinnerung fern, in der Stille, die ihn formte. Ein Wissen ohne Worte durchpulste ihn von zeitlosem Alter, von grimmigen Stürmen, vom Beginn und vom Ende der Jahreszeiten, von einem geduldigen, ruhigen Warten auf etwas, das tiefer lag als Wurzeln, das tiefer als das Herz des Berges Isig in der Erde schlief, das eben zu erwachen begann.
    Die Stille verließ ihn. Er bewegte sich, spürte eine seltsame Starrheit, als wäre sein Gesicht aus Baumrinde gemacht, als verwandelten sich seine Finger in kleine Äste und Zweige. Sein Atem, den er eine Weile gar nicht bemerkt hatte, quoll in einem schnellen Stoß aus ihm heraus.
    In einer Stimme, die dem gelassenen Rhythmus der Stille angemessen war, sagte Danan: »Übt immer, wenn Ihr Zeit habt, damit Ihr mit der Schnelligkeit eines Gedankens vom Menschen zum Baum werden könnt. Manchmal vergesse ich, mich rückzuverwandeln. Dann sehe ich zu, wie die Berge im Zwielicht erblassen und die Sterne durch die Dunkelheit stoßen wie Edelsteine durch den Fels, und ich vergesse mich selbst, bis schließlich Bere kommt und mich ruft, oder ich unter mir die Bewegungen von Isig spüre und mich erinnere, wer ich bin. Es ist ruhevoll und wohltuend, ein Baum zu sein. Wenn ich zu müde bin, um weiter zu leben, dann werde ich so weit ich kann den Berg hinaufwandern und dort oben zum Baum werden. Wenn dieser Weg, den Ihr beschreitet, unerträglich wird, dann könnt Ihr einfach auf ein Weilchen verschwinden, und kein Zauberer oder Gestaltwandler auf der ganzen Welt wird Euch finden, ehe Ihr bereit seid, Euch finden zu lassen.«
    »Ich danke Euch.« Seine Stimme erschreckte ihn. Er hatte vergessen, daß er eine besaß.
    »Ihr habt große Kräfte. Ihr habt das so leicht gelernt wie meine eigenen Kinder.«
    »Es war einfach. So einfach, daß es mir seltsam erscheint, daß ich es nie zuvor versucht habe.«
    An Danans Seite schritt er durch den Wald zur Straße zurück und spürte in sich noch immer die beschauliche winterliche Stille. Danans Stimme, die ihren eigenen inneren Frieden hatte, störte sie kaum.
    »Einmal, als ich jung war, verbrachte ich einen ganzen Winter als Baum, um zu sehen, wie das ist. Ich merkte kaum den Gang der Zeit. Grania schickte die Bergleute aus, nach mir zu suchen; sie kam auch selbst, aber ich sah sie so wenig wie sie mich sah. In dieser Gestalt könnt Ihr auf dem Weg zum Erlen- stern-Berg schreckliche Stürme überleben, wenn es sein muß; selbst die Vesta werden mit der Zeit müde, wenn sie gegen den Wind laufen müssen.«
    »Ich werde überleben. Aber was ist mit Thod? Ist er ein Gestaltwandler?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn nie gefragt.« Sein Gesicht runzelte sich nachdenklich. »Ich habe immer den Verdacht gehabt, daß er größere Gaben besitzt als ein Talent für die Harfe und Takt, und doch kann ich mir nicht vorstellen, daß er sich in einen Baum verwandelt. Das scheint mir keine Handlung zu sein, die er tun würde.«
    Morgon sah ihn an.
    »Was für Gaben vermutet Ihr an ihm?«
    »Nichts im besonderen; es ist einfach so, daß mich bei ihm nichts überraschen würde. In ihm ist eine Stille, die er nie gebrochen hat, sooft ich mit

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