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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Berg führte.
    Nackte Granitzacken glitzerten in der frühen Sonne, die ihre Strahlen langsam die Berghänge hinunterschob. Die Straße, die vom Frühjahr bis zum Ende des Herbsts von Männern offengehalten wurde, die für den Erhabenen arbeiteten, war verwüstet von Steinschlag und umgestürzten Bäumen, die Sturm und Schnee erlegen waren. Sie schlängelte sich am Lauf eines Flusses entlang und wand sich aufwärts zu schmalen Graten und Felskämmen. Mächtige Wasserfälle, die der beharrlich blasende, milde Südwind aus ihrer eisigen Erstarrung gelöst hatte, rauschten hinter Bäumen verborgen oder glitzerten im gefrorenen silbernen Fluß hoch oben zwischen den Gipfeln. In der Stille klang das Aufschlagen von Huf auf nacktem Fels wie das Klirren von Eisen.
    In der ersten Nacht lagerten sie am Fluß. Der Himmel über ihnen, der den ganzen Tag über von einem tiefen Blau gewesen war, verdunkelte sich mit der hereinbrechenden Nacht. Ihr Feuer flackerte zu den Sternen hinauf wie eine Spiegelung ihres Lichts. Träge rauschte der Fluß an ihrer Seite. Sie waren still, bis Morgon, als er einen Topf und einen Becher im Fluß wusch, aus der Dunkelheit die Klänge einer Harfe hörte, die schnell und feurig wie die sonnenbeschienenen Wasser der Sturzbäche dahinsprudelten. Er kehrte zum Feuer zurück. Thod ließ die Weise sanfter werden, so daß sie sich dem Murmeln des Flusses anpaßte. Klar gezeichnet war sein Gesicht im Flammenschein.
    Morgon legte neues Holz auf. Das Harfenspiel brach unvermittelt ab. Morgon stieß einen Laut des Protests aus. »Ich habe kalte Hände«, sagte Thod. »Es tut mir leid.« Er griff nach der Hülle für die Harfe. Morgon lehnte sich an einen umgestürzten Baumstamm und blickte zu den kalten, unzugänglichen Gesichtern der Sterne hinauf, die durch das Gewirr der Tannenzweige schimmerten. »Wie lange werden wir brauchen?«
    »Bei gutem Wetter dauert es zehn Tage. Wenn das jetzige Wetter anhält, dürften wir eigentlich nicht viel länger brauchen.«
    »Das Land ist schön, schöner als alle anderen Länder, die ich in meinem Leben gesehen habe.« Seine Augen wanderten zu dem Harfner, dessen Gesicht unter seinem Arm halb verborgen war. Wieder begann die Frage an ihm zu nagen, was das für ein Geheimnis war, das diesen Mann umgab; doch mit einer Willensanstrengung drängte er seine Fragen zurück und sagte statt dessen: »Ihr wolltet mich den geistigen Schrei lehren. Könnt Ihr mich auch den Großen Schrei lehren?«
    Thod hob seinen Arm und schob ihn im Liegen unter seinen Kopf. Ausnahmsweise wirkten seine Gesichtszüge offen und friedlich.
    »Der Große Schrei des Körpers kann keinem beigebracht werden. Da braucht man einfach die Inspiration.« Er schwieg einen Augenblick und fügte nachdenklich hinzu: »Ich hörte ihn das letzte Mal bei der Hochzeit von Mathom von An mit Cyo- ne, Rendels Mutter. Cyone stieß einen Schrei aus, der eine ganze Ernte halbreifer Nüsse von den Büschen schüttelte und sämtliche Harfensaiten im Saal zerriß. Zum Glück war ich eine Meile weit fort; ich war an dem Tag der einzige Harfner, der spielen konnte.«
    Morgon lachte. »Und warum hat sie so geschrien?«
    »Das hat mir Mathom nie erzählt.«
    »Ich möchte wissen, ob Rendel das auch könnte.«
    »Wahrscheinlich. Es war ein ungeheurer Schrei. Der Körperschrei ist nicht zu dirigieren, und er ist etwas sehr Persönliches; der geistige Schrei wird Euch nützlicher sein. Man sammelt in einem schnellen Moment alle seinen geistigen Energien und bündelt sie zu einem einzigen Laut. Früher riefen die Zauberer in entfernten Königreichen einander auf diese Weise. Beide Schreie können zur Verteidigung eingesetzt werden, aber der Körperschrei ist, wie ich schon sagte, schwierig zu kontrollieren. Wenn man jedoch ungewöhnlich bewegt ist, dann kann er sehr wirksam sein. Der geistige Schrei ist im allgemeinen der gefährlichere; wenn Ihr mit gesammelter Kraft in den Geist eines Menschen hineinschreit, der in Eurer Nähe ist, kann dieser das Bewußtsein verlieren. Geht also vorsichtig damit um. Versucht es. Ruft meinen Namen.«
    »Ich habe Angst davor.«
    »Ich wehre Euch schon ab, wenn der Schrei zu kräftig ist. Es dauert ein Weilchen, ehe man lernt, seine Kräfte zu sammeln.
    Konzentriert Euch.«
    Morgon leerte seinen Geist. Das Feuer verdunkelte sich vor seinen Augen, verwob sich mit der Finsternis. Das Gesicht ihm gegenüber wurde namenlos wie ein Baum oder ein Stein. Dann glitt er durch die Hülle des Gesichts

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