Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip

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mich lehren.
    Am folgenden Morgen sah er zu, wie Herun, ein kleines, von Bergen umschlossenes Land, sich mit dem Licht der frühen Dämmerung füllte wie eine Schale. Morgendliche Nebel senkten sich herab, als sie das Flachland erreichten, und die hohen Felskuppen ragten aus ihnen heraus wie neugierig hochgereckte Köpfe. Grasbewachsene Ebenen und von den Winden verzerrte Bäume tauchten aus den Dunstschwaden auf und verschwanden wieder, und der Boden unter ihnen zog schmatzend an den Hufen ihrer Pferde. Hin und wieder hielt Lyra an, bis sich aus den wogenden Nebeln eine Landmarke heraushob, die ihr den Weg zeigte.
    Morgon, an festen, zuverlässigen Boden unter seinen Füßen gewöhnt, ritt sorglos vorwärts, bis Lyra haltmachte, um auf ihn zu warten, und sagte: »Dies hier sind die großen Sümpfe von Herun. Kronstadt steht auf ihrer anderen Seite. Der Weg, der durch sie hindurchführt, ist ein Geschenk der Morgol. Nur wenige kennen ihn. Wenn Ihr also Herun eilig betreten oder verlassen müßt, so reitet nordwärts über die Berge. Nicht diesen Weg. Viele, die in Eile waren, sind hier spurlos verschwunden.«
    Morgon blickte mit plötzlichem Interesse zu Boden.
    »Ich bin froh, daß Ihr mir das gesagt habt.«
    Der Nebel lichtete sich schließlich, enthüllte einen wolkenlosen, blauen Himmel, der sich hart von den feuchten, grünen Wiesen abhob. Häuser aus Stein und kleine Dörfer krönten die Hügelkämme des welligen Landes oder kauerten zu Füßen hoher Felsspitzen, die ohne sanften Übergang aus dem Boden emporragten. In der Ferne wand sich das weiße Band einer Straße durch die Ebene. Ein dunkler Fleck begann langsam, sich vom gebirgsgrauen Horizont abzuheben und Gestalt anzunehmen. Die Konturen steinerner Bauwerke leuchteten vor dem Dunkel der Erde auf: ein weitgefaßter Ring aus roten, hochauf- gerichteten Steinen, die wie flammende Wächter ein schwarzes, ovales Gebäude umschlossen. Als sie näher kamen, schob sich ein Fluß in ihr Blickfeld, der sich aus den Bergen im Norden herunterwälzte, blauschimmernd die Ebene durchteilte und den mächtigen Steinbauten zustrebte.
    »Kronstadt«, bemerkte Lyra. »Sie ist auch als die Stadt der Kreise bekannt.«
    Sie hielt ihr Pferd an; und die Wache hinter ihr hielt ebenfalls.
    Morgon, die Augen auf die fahlen Bauten gerichtet, meinte: »Ich habe von dieser Stadt gehört. Welches sind die sieben Kreise von Herun, und wer hat sie erbaut? Rhu, der vierte Mor- gol, gab der Stadt ihre Gestalt und plante einen Kreis für jedes der acht Rätsel, das seine Wißbegierde ihm stellte und das er lösen konnte. Als er auszog, die Lösung des achten Rätsels zu suchen, wurde er getötet. Und keiner weiß, wie dieses Rätsel lautete.«
    »Die Morgol weiß es«, erklärte Lyra. Ihre Stimme lenkte Morgons Blick, von der Stadt. Tief in seinem inneren sprang Erregung auf. Seinen Blick festhaltend, fuhr sie fort: »Das Rätsel, für das Rhu sein Leben lassen mußte, ist jenes, das ich jetzt von der Morgol an Euch weitergebe: Wer ist der Sternenträger, und was wird er befreien, das gefesselt ist?«
    Morgon stockte der Atem. Ruckartig schüttelte er den Kopf, und sein Mund formte ein Wort, ohne daß ihm ein Laut über die Lippen kam. Dann aber schrie er es ihr ins Gesicht, so daß sie erschrak: »Nein!«
    Er riß sein Pferd herum, rammte ihm die Fersen in die Seite, und es sprang vorwärts. Die grünen Wiesen unter ihm verwischten sich. Tief im Sattel hängend galoppierte er auf die Sümpfe zu, die trügerisch eben und fest in der Sonne lagen, und auf die Bergkette hinter ihnen. Das Dröhnen der Hufe, das ihm folgte, hörte er erst, als ein AufblitzenVon Farbe seinen Blick seitwärts zog. Mit starrem, trotzigem Gesicht trieb er sein Pferd vorwärts, doch der Rappe blieb an seiner Seite wie ein Schatten, wurde weder langsamer noch schneller, während er auf die Linie zuraste, wo Erde und Himmel sich vereinigten. Er spürte sein Pferd plötzlich stocken, langsamer werden, und dann griff Thod herüber, packte die Zügel und brachte ihn mit einem Ruck zum Stillstand.
    »Morgon - «, stieß er keuchend hervor.
    Morgon riß die Zügel aus Thods Hand und drängte sein Pferd einen Schritt zurück.
    »Ich reise nach Hause«, erklärte er mit zitternder Stimme. »Ich brauche keinen Schritt weiterzugehen. Ich habe eine Wahl.«
    Thods Hand streckte sich nach ihm aus, als wollte sie ein verschrecktes Tier beruhigen.
    »Ja. Ihr habt eine Wahl. Aber niemals werdet Ihr Hed erreichen, wenn Ihr blindlings