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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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vertraute mir insgeheim an, er wäre auf der Suche nach einem Fallensteller, der den Händlern Vestafelle verkauft hatte. Das war sicher wahr, aber ich glaube, er kam auch aus Neugier, um den Berg Isig zu sehen.«
    »Hat er den Fallensteller gefunden?«
    »Ich glaube schon. Er durchwanderte auch die Adern und Wurzeln von Isig, ehe er wieder fortging. Ist er wohlauf?«
    »Ja.«
    »Das freut mich. Er muß ein betagter Wolf sein jetzt, so wie ich ein uralter Baum bin.« Er machte eine kurze Pause. »Hört! Hier könnt Ihr das Rauschen der Wasser vernehmen, die tief unter uns durch den Berg Isig fließen.«
    Morgon lauschte. Das Murmeln und Zischen ewig fließenden
    Wassers klang wie das Wimmern des Windes. Felsspitzen, auf denen kein Schnee lag, ragten über ihnen empor und verloren sich in grauweißen Nebelschwaden. Kyrth sah klein aus unter ihnen, hineingeschmiegt in eine Einbuchtung im Berg.
    »Ich würde gerne das Innere von Isig sehen«, sagte er plötzlich.
    »Ja? Ich werde es Euch zeigen. Ich kenne diesen Berg besser als mich selbst.«
    Morgon sah den Mann an. Das alte, breite Gesicht verzog sich verschmitzt unter seinem Blick.
    »Wer seid Ihr?« fragte er leise. »Seid Ihr Danan Isig? Habe ich Euch deshalb nicht gehört? Weil Ihr gerade erst die Gestalt gewechselt hattet?«
    »War ich ein Baum? Manchmal stehe ich so lange im Schnee und betrachte die Bäume, die in ihre eigenen geheimen Gedanken versunken sind, daß ich mich vergesse und einer von ihnen werde. Sie sind so alt wie ich, so alt wie der Berg Isig.« Er schwieg, während seine Augen Morgons langes Haar musterten und seine Harfe. Dann fügte er hinzu: »Ich habe die Händler munkeln hören, daß ein Fürst von Hed auf dem Weg zum Er- lenstern-Berg ist, aber das war vielleicht nur Klatsch; Ihr wißt ja, wie sie reden.«
    Morgon lächelte. Die grünen Augen erwiderten das Lächeln. Sie setzten sich wieder in Bewegung; sachte begann Schnee zu fallen, setzte sich in den Pelz ihrer Kapuzen und in ihr Haar. In weitem Bogen führte die Straße um eine Bergseite herum, und dahinter zeigten sich wieder die rauhen, schwarzen Mauern und die wie Tannen geformten Türme von Harte. Hinter den bunten Fenstern leuchtete schon Fackelschein. Die Straße führte direkt in das Herz von Harte hinein.
    »Das Tor zum Berg Isig«, bemerkte Danan Isig. »Keiner betritt oder verläßt den Berg ohne mein „Wissen. Die hervorragendsten Handwerker des Reiches kommen hierher, um zu lernen, um an den Metallen und Edelsteinen von Isig zu arbeiten. Mein Sohn Ash lehrt sie, so wie Sol es tat, ehe er umkam. Sol war es, der die Sterne schliff, mit der Yrth Eure Harfe
    schmückte.«
    Morgon berührte den Riemen der Harfe. Ein Hauch aus den Tiefen der Zeit wehte ihn an bei Danans Worten. »Warum hat Yrth der Harfe die Sterne gegeben?«
    »Das weiß ich nicht. Damals machte ich mir keine Gedanken darüber. Monatelang arbeitete Yrth an der Harfe. Er baute sie mit eigener Hand und gestaltete die Muster für die Einlegearbeiten. Von meinen Handwerkern ließ er das Elfenbein schleifen und das Silber und die Steine einlegen. Dann stieg er hinauf in die höchste Kammer des ältesten Turms von Harte, um die Harfe zu stimmen. Sieben Tage und sieben Nächte blieb er dort oben, während ich die Schmelzöfen im Hof schloß, damit ihn das Stampfen und Stoßen nicht störte. Schließlich kam er wieder herunter und spielte für uns. Eine schönere Harfe gab es auf der ganzen Welt nicht. Er sagte, er hätte ihre Stimme den Wassern und Winden von Isig entlehnt. Es nahm uns den Atem, dieses Spiel. Als Yrth aufhörte zu spielen, stand er einen Moment lang still da und blickte auf die Harfe hinunter. Dann strich er mit der flachen Hand über die Saiten, und sie verstummten. Als wir protestierten, lachte er und sagte, die Harfe würde sich ihren eigenen Harfenspieler suchen. Am folgenden Tag zog er fort und nahm die Harfe mit. Als er ein Jahr später in meinen Dienst zurückkehrte, sprach er nicht mehr von der Harfe. Es war, als hätten wir alle sie nur geträumt.«
    Morgon blieb stehen. Seine Hand drehte den Riemen der Harfe, während er in die fahlen, sich langsam verdunkelnden Räume blickte, als könnte er irgendwie die Gestalt des Zauberers aus dem Zwielicht herauslösen.
    »Ich möchte wissen - «
    »Was?« fragte Danan.
    »Ach, nichts. Ich würde gerne mit ihm sprechen.«
    »Ich auch. Beinahe seit den Jahren der Gründung von Isig stand er in meinen Diensten. Er kam von einem fremden Ort westlich des

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