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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Steigbügel; einen Moment lang blickte sie verwundert auf seinen gesenkten Kopf hinunter, dann stieg sie vom Pferd. Da erst gab er seinem Impuls nach und rannte durch den dunklen Hof, stieß das Tor zum Saal auf, aus dem Licht und Lärmen ins Freie drangen. Sie hörten seine laute Stimme. »Danan! Danan!«
    Bri, der das Erstaunen in Tristans Gesicht sah, erklärte mit gesenkter Stimme: »Dein Bruder hat ihm das Leben gerettet.«
    Der König von Isig kam mit Bere nach draußen. Er war ein mächtiger, breiter Mann, dessen aschgraues Haar hier und dort golden schimmerte. Sein Gesicht war braun und verwittert wie die Rinde eines Baums, von einer unerschütterlichen Ruhe, die jetzt jedoch, als er sie ansah, ins Wanken zu geraten schien.
    »Seid willkommen in Isig«, sagte er. »Bere, nimm die Pferde. Ich bin erstaunt, daß ich nichts von Eurem Kommen gehört habe, obwohl Ihr doch eine so lange gemeinsame Reise hinter Euch habt.«
    »Wir waren auf dem Weg zum Erlenstern-Berg«, erklärte Rendel. »Wir haben niemanden von unserer Abreise unterrichtet. Wir stockten in Kyrth gerade unsere Vorräte auf, als Bri
    - als Bri uns eine Nachricht überbrachte, die wir kaum glauben konnten. Darum sind wir zu Euch gekommen, um Euch zu fragen. Wegen Morgon.«
    Sie spürte, wie die Augen des Königs in der Dunkelheit forschend ihr Gesicht abtasteten, und ihr fiel ein, daß er auch bei Nacht sehen konnte.
    »Tretet ein«, forderte er sie auf, und sie folgten ihm in den Seitensaal. Feuerschein und Schatten malten in rastlosem Spiel ständig sich verändernde Bilder an die gewaltigen Steinmauern. Die lebhaften Stimmen der Bergleute und Handwerker schienen gedämpft, wie zerrissen im reinen Schweigen des Steins. Wasser schlängelte sich in lichtlodernden, gewundenen Kanälen, die in den Boden gehauen waren, versickerte in Finsternis; das Feuer von Fackeln glitt fun-kelnd über unbearbeitete Edelsteine, die in den Steinwänden eingebettet waren.
    Danan machte nur kurz halt, um einer Magd Anweisungen zuzumurmeln, dann führte er sie die Treppe hinauf, die sich im Inneren eines Steinturms in die Höhe schraubte. Vor einer Tür blieb er stehen, zog Vorhänge aus weißem Fell auseinander.
    »Setzt Euch«, lud er sie ein, als sie das Gemach betraten. Sie ließen sich in Sesseln und Sitzkissen nieder, die mit Fellen und Tierhäuten überzogen waren. »Ihr seht müde und hungrig aus; gleich werden Speisen heraufgebracht werden, und während Ihr eßt, will ich Euch erzählen, was ich weiß.«
    Tristan, deren Gesicht wieder still war, aber immer noch voller Verwunderung, sagte plötzlich zu Danan: »Ihr habt ihn gelehrt, wie man sich in einen Baum verwandelt.«
    Danan lächelte. »Ja.«
    »Das klang uns in Hed so befremdlich in den Ohren.
    Eliard konnte nicht begreifen, wie Morgon das machte. Oft blieb er stehen und blickte auf die Apfelbäume; er sagte, er hätte keine Ahnung, wie Morgon das mit - mit seinem Haar machte, und wie er atmen könnte.« Ihre Hände umklammerten fester die Armlehnen ihres Sessels. Sie sahen ein Aufblitzen von Freude in ihren Augen, das sogleich von Furcht gedämpft wurde. »Geht es ihm gut? Geht es Morgon gut?«
    »Es schien so.«
    »Aber ich verstehe das nicht«, sagte sie beinahe flehend. »Er hat die Landherrschaft verloren. Wie kann er noch am Leben sein? Und wenn er am Leben ist, wie kann es ihm dann gutgehen?«
    Danan öffnete den Mund und schloß ihn wieder, als Bedienstete mit großen Platten eintraten, auf denen dampfende Schüsseln standen, Weinkaraffen, Schalen mit Wasser. Er schwieg, während ein Feuer entzündet wurde, den kühlen Abend zu erwärmen. Er wartete, bis die kleine Gesellschaft der Reisenden sich frischgemacht hatte und zu essen begann.
    Dann sagte er sanft und ruhig, als erzählte er einem seiner Enkel ein Märchen: »Vor einer Woche, als ich gegen Abenddämmerung durch meinen leeren Hof ging, sah ich jemanden auf mich zukommen. Er schien sich im Herankommen aus dem Zwielicht und den Schatten der Nacht zu formen. Ich hätte nie geglaubt, daß ich diesen Mann in dieser Welt je wiedersehen würde... Im ersten Augenblick, als ich Morgon erkannte, hatte ich das Gefühl, als hätte er gerade erst mein Haus verlassen und wäre zurückgekommen. So vertraut sah er aus. Doch als ich ihn dann ins Licht geleitete, sah ich, daß er ausgemergelt war bis auf die Knochen, wie ausgebrannt von innen, und daß sein Haar hier und dort weiß schimmerte. Bis tief in die Nacht hinein sprach er mit mir, berichtete mir

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